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Zum Ende der Seite springen Gedanken zum Atheismus
Beiträge zu diesem Thema Autor Datum
 Gedanken zum Atheismus Goldnas 17.03.2008 01:37
 RE: Gedanken zum Atheismus demophilo 17.03.2008 01:42

Autor
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Goldnas Goldnas ist männlich
Magister/ra


Dabei seit: 01.05.2007
Beiträge: 210
Herkunft: Oberösterreich

Gedanken zum Atheismus antworten | zitieren | ändern | melden       TOP

Hallo smile

Hat jemand, der an keinen Gott glaubt einen Glauben?
Ist ein Atheist also ein gläubiger Mensch?

Da Gott nicht bewiesen werden kann, aber auch nicht widerlegt (stimmt das denn) wäre doch der Agnostiker auf der sicheren Seite, wenn er wissenschaftlich agiert?

Gibt es einen Unterscheid zwische einem Keingottglauben und dem Glauben, daß es keinen Gott gibt???


.....Augenzwinkern

LG Goldnas

__________________
LG Goldnas

So schaut eine Zitatfälschung aus: Ätsch
17.03.2008 01:37 Offline | EMail | Homepage | suchen | Freundesliste | ICQ | MSN | Portal
demophilo demophilo ist männlich
Dozent/in


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Dabei seit: 28.04.2007
Beiträge: 770
Herkunft: Außenerde

RE: Gedanken zum Atheismus antworten | zitieren | ändern | melden       TOP

Atheismus und Ethik

Wenn man von der Frage ausgeht, ob es einen Gott gibt oder nicht, gibt es drei Positionen. Im Theismus wird die Existenz eines Gottes vorausgesetzt. Der Glaube daran ist der wichtigste Teil jeder Religion. Die Atheisten lehnen einen solchen Glauben ab. Die Agnostiker behaupten, dass diese Gottesfrage prinzipiell unentscheidbar ist.

Von den meisten Leuten wird der Kern des Problems verkannt. Es geht nicht um eine wissenschaftstheoretische Frage, um die Existenz einer Person oder der Wahrheit einer Theorie. Sonst könnte man diese Diskussion den sogenannten Experten im Elfenbeinturm überlassen.

Bei Diskussionen um die Gottesfrage geht es oft wie in einem Theaterstück in drei Akten zu. 1. Akt: Der Auftritt der Theologen und Philosophen. Argumente werden einander an die Köpfe geworfen und schließlich erklärt man knapp vor dem Erschöpfungstod die Freundschaft, da man erkennt, dass kein Standpunkt beweisbar oder widerlegbar ist. Die Philosophen treten ab. 2. Akt: Die Priester betreten die Bühne. Nun Erklären die Theologen den Priestern, dass Gott nicht widerlegbar ist. Damit ist das Wichtigste der Glaube. Die Priester sind hoch erfreut und schicken die Theologen weg. 3. Akt: Nun erfolgt der Auftritt des gemeinen Volkes. Die Priester verkünden, dass man an ihre Religion glauben muss und Gott nicht hinterfragen darf. Zusätzlich wird erklärt, was Gott so alles haben will. Irgendwelche Zaubersprüche samt Gefuchtel in der Luft und ein paar Spritzer Wasser sind vonnöten, ebenso wie sexuelle Einschränkungen, eine rechte politische Gesinnung und Sonderrechte für Kirche und Priesterkaste. Hin und wieder soll man einen Krieg führen, denn die anderen sind böse. Ende der Tragödie.

Theisten leiten aus ihrer Theorie nicht nur ein Weltbild ab, sondern sie gründen auf dieses unbeweisbare Stück Phantasie, eine Ethik samt Handlungsvollmacht. Mit diesem Hintergrund haben wir aber den ursprünglich wissenschaftstheoretischen Rahmen verlassen. Damit wird aus einem symmetrischen Standpunkt ein asymmetrischer. Wissenschaftstheoretisch gibt es keine Seite, welche einen Beweis verlangen kann. Denn mit denselben Argumenten, warum jemand etwas beweisen soll, kann man auch verlangen, dass der andere das Gegenteil beweisen soll. In der Wissenschaft kommt es daher auch hin und wieder vor, dass jemand, der etwas widerlegen will, stattdessen einen Beweis erbringt. Wenn jedoch ethische und rechtliche Forderungen aus einer Theorie folgen, dann ist die Forderung nach einem Beweis keine rein wissenschaftliche, sondern sie ist eine ethische Forderung. Wenn kein Beweis für die Existenz eines Gottes erbracht werden kann, ist es aus ethischer Sicht abzulehnen, den Gläubigen nachzugeben und ihnen einen Einfluss oder gar Privilegierung zuzugestehen.

Dieser Atheismus aus ethischen Gründen lehnt nicht nur Religionen ab, sondern er lässt auch keinen Platz für eine im Leben neutrale, agnostische Weltanschauung. Gesellschaftliche Normen, welche die Religionen einführen wollen, können nicht ohne eindeutige Ablehnung des Gotteskonzeptes abgelehnt und Gegenkonzepte eingeführt werden. Wie sich in der Praxis zeigt gibt es hier jedoch keinen Gegensatz von Atheismus und Agnostizismus. Vielmehr sind sich Agnostiker uns Atheisten im Allgemeinen einig, dass Gläubigen die Ausübung ihrer erlaubt sein soll, dass aber darüber hinaus ein gesellschaftlicher Einfluss abzulehnen ist.

Menschenrechte und Demokratie wurden entgegen den Willen der Religionsführer in unsere Gesellschaft eingeführt, aber nicht (nur) weil sie es aus machtpolitischen Gründen ablehnten, sondern weil es so in ihren Schriften so von Anfang an vor ihrer Machtergreifung festgeschrieben war. Man muss sogar feststellen, dass die Idee eines alles bestimmenden Gottes mit Diktaturen harmoniert und Demokratien nicht in dieses Konzept passen.

Menschenrechte und Demokratie sind aber sehr wohl gut verträglich mit einem ethischen Atheismus. Bei der Frage nach dem Ausgangspunkt für Normen können die Atheisten auf keine höheren Mächte verweisen. Also bleibt nur der Mensch als Ausgangspunkt und Ziel der Ethik über. Sollte irgendein Mensch mehr Rechte oder Privilegien verlangen, dann müsste er Gründe angeben, warum das so sein soll. In einer religionsfreien Gesellschaft, gibt es dafür keine Gründe. Ob nun mehr das Individuum oder die Gesellschaft als Ganzes bevorzugt wird, ist ein Punkt, der in verschiedenen Staaten und Kulturen unterschiedlich angegangen wird und der einer eigenen, längeren Erörterung bedarf. Das Zurückdrängen von Religionen in den Privatbereich ist auf alle Fälle ein Punkt, der in der Konstruktion eines Staates mit demokratischer Grundstruktur ganz oben auf die Tagesordnung gehört.

Atheismus Grundsatzposition

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Es gibt ein Leben vor dem Tod.
17.03.2008 01:42 Offline | EMail | suchen | Freundesliste | Portal
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