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Zum Ende der Seite springen Von der Ethik zu Atheismus und Politik
Beiträge zu diesem Thema Autor Datum
 Von der Ethik zu Atheismus und Politik demophilo 26.02.2008 02:07
 RE: Von der Ethik zu Atheismus und Politik hexibrati 28.02.2008 08:28
 RE: Von der Ethik zu Atheismus und Politik SonOfAPreacherman 28.02.2008 09:43

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demophilo demophilo ist männlich
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Dabei seit: 28.04.2007
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Von der Ethik zu Atheismus und Politik antworten | zitieren | ändern | melden       TOP

Wenn man von der Frage ausgeht, ob es einen Gott gibt oder nicht, gibt es drei Positionen. Im Theismus wird die Existenz eines Gottes vorausgesetzt. Der Glaube daran ist der wichtigste Teil jeder Religion. Die Atheisten lehnen einen solchen Glauben ab. Da jeder Nachweisversuch, der jemals geführt wurde, bisher gescheitert ist, sagen die Agnostiker, dass diese Gottesfrage prinzipiell unentscheidbar ist.
Von den meisten Leuten wird der Kern des Problems verkannt. Es geht nicht um eine wissenschaftstheoretische Frage, um die Existenz einer Person oder der Wahrheit einer Theorie. Sonst könnte man diese Diskussion den sogenannten Experten im Elfenbeinturm überlassen.
Bei Diskussionen um die Gottesfrage geht es oft wie in einem Theaterstück in drei Akten zu. 1. Akt: Der Auftritt der Theologen und Philosophen. Argumente werden einander an die Köpfe geworfen und schließlich erklärt man knapp vor dem Erschöpfungstod die Freundschaft, da man erkennt, dass kein Standpunkt beweisbar oder widerlegbar ist. Die Philosophen treten ab. 2. Akt: Die Priester betreten die Bühne. Nun Erklären die Theologen den Priestern, dass Gott nicht widerlegbar ist. Damit ist das Wichtigste der Glaube. Die Priester sind hoch erfreut und schicken die Theologen weg. 3. Akt: Nun erfolgt der Auftritt des gemeinen Volkes. Die Priester verkünden, dass man an ihre Religion glauben muss und Gott nicht hinterfragen darf. Zusätzlich wird erklärt, was Gott so alles haben will. Irgendwelche Zaubersprüche samt Gefuchtel in der Luft und ein paar Spritzer Wasser sind vonnöten, ebenso wie sexuelle Einschränkungen, eine rechte politische Gesinnung und Sonderrechte für Kirche und Priesterkaste. Hin und wieder soll man einen Krieg führen, denn die anderen sind böse. Ende der Tragödie.
Theisten leiten aus ihrer Theorie nicht nur ein Weltbild ab, sondern sie gründen auf dieses unbeweisbare Stück Phantasie, eine Ethik samt Handlungsvollmacht. Mit diesem Hintergrund haben wir aber den ursprünglich wissenschaftstheoretischen Rahmen verlassen. Damit wird aus einem symmetrischen Standpunkt ein asymmetrischer. Wissenschaftstheoretisch gibt es keine Seite, welche einen Beweis verlangen kann. Denn mit denselben Argumenten, warum jemand etwas beweisen soll, kann man auch verlangen, dass der andere das Gegenteil beweisen soll. In der Wissenschaft kommt es daher auch hin und wieder vor, dass jemand, der etwas wiederlegen will, stattdessen einen Beweis erbringt.
Wenn jedoch ethische und rechtliche Forderungen aus einer Theorie folgen, dann ist die Forderung nach einem Beweis keine rein wissenschaftliche, sondern sie ist eine ethische Forderung. Wenn kein Beweis für die Existenz eines Gottes erbracht werden kann, ist es aus ethischer Sicht abzulehnen, den Gläubigen nachzugeben und ihnen einen Einfluss oder gar Privilegierung zuzugestehen.
Dieser Atheismus aus ethischen Gründen lehnt nicht nur Religionen ab, sondern lässt auch keinen Platz für eine neutrale, agnostische Weltanschauung. Gesellschaftliche Normen, welche die Religionen einführen wollen, können nicht ohne eindeutige Ablehnung des Gotteskonzeptes abgelehnt und Gegenkonzepte eingeführt werden.
Menschenrechte und Demokratie wurden entgegen den Willen der Religionsführer in unsere Gesellschaft eingeführt, aber nicht (nur) weil sie es aus machtpolitischen Gründen ablehnten, sondern weil es so in ihren Schriften so von Anfang an vor ihrer Machtergreifung festgeschrieben war. Man muss sogar feststellen, dass die Idee eines alles bestimmenden Gottes mit einer Diktatur besser harmoniert und eine Demokratie nicht in dieses Konzept passt.
Menschenrechte und Demokratie sind aber sehr wohl gut verträglich mit einem ethischen Atheismus. Bei der Frage nach dem Ausgangspunkt für Normen können die Atheisten auf keine höheren Mächte verweisen. Also bleibt nur der Mensch als Ausgangspunkt und Ziel der Ethik über. Sollte irgendein Mensch mehr Rechte oder Privilegien verlangen, dann müsste er Gründe angeben, warum das so sein soll. In einer religionsfreien Gesellschaft, gibt es dafür keine Gründe.
Ob nun mehr das Individuum oder die Gesellschaft als Ganzes bevorzugt wird, ist ein Punkt, der in verschiedenen Staaten und Kulturen unterschiedlich angegangen wird und der einer eigenen, längeren Erörterung bedarf. Das Zurückdrängen von Religionen in den Privatbereich ist auf alle Fälle ein Punkt, der in der Konstruktion eines Staates mit demokratischer Grundstruktur notwendig ist.

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Es gibt ein Leben vor dem Tod.
26.02.2008 02:07 Offline | EMail | suchen | Freundesliste | Portal
hexibrati hexibrati ist weiblich
Bakkalaureus


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Dabei seit: 04.02.2008
Beiträge: 142
Herkunft: Urknall

RE: Von der Ethik zu Atheismus und Politik antworten | zitieren | ändern | melden       TOP

Was mich so fasziniert, ist die Unlogik, von der unter großer Kraftanstrengung weggeschaut wird:
Wenn ich davon ausgehe, es gibt ein übergeordnetes Wesen - nennen wir es Gott - wie kann ich dann zugleich annehmen, das ich durch ein - meiner menschlichen Vorstellung nach - gottgefälliges Verhalten dieses übergeordnete Wesen gütig stimmen kann?
Wie kann ich an die Existenz eines solchen Wesens glauben und zugleich dieses Wesen für so blöd halten, dass es sich von mir manipulieren läßt?
Wie kann ich annehmen, dass es nicht auch sein könnte, dass es - wenn es schon alles geschaffen hat - auch die Evolution erschaffen hätte können?
Oder die Menschen, die atheistisch sind? Oder Andersgläubige?

Ich bin fasziniert davon, wie sehr Menschen, die auf religiöse Vorstellungen vertrauen, tatsächlich nicht denken können. Das macht mich diesen Menschen gegenüber sehr misstrauisch und hellhörig - insbesondere wenn sie dann ethische Fragen angehen oder sonst wie darüber diskutieren, wie es weitergehen soll auf der Welt.

Wenn schon der erste Gedanke die blanke Unlogik ist.

Daher ist Religion die allergrößte Blasphemie überhaupt.

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Religion ist Blasphemie.
28.02.2008 08:28 Offline | suchen | Freundesliste | Portal
SonOfAPreacherman SonOfAPreacherman ist männlich
Student/in+


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Dabei seit: 05.10.2007
Beiträge: 120
Herkunft: aus der Evolution

RE: Von der Ethik zu Atheismus und Politik antworten | zitieren | ändern | melden       TOP

Da kann ich dir nur vollkommen Recht geben.
Was da noch dazugehört ist der Wahnsinn anzunehmen, dass uns dieses Wesen nach seinem eigenen Vorbild geschaffen hat. Warum gerade diese unsere Säugetierart? Nur weil wir selber denken können und ein Bewusstsein haben?

Bei einer Diskussion vor zwei Tagen hab ich erst wieder das Argument gebracht, dass die Religion die einfachste Erklärung für alles ist wenn man nicht denken will. Ich denke aber. Und das lass ich mir nicht nehmen.

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Heiliger Stuhl ist auch nur Scheisse
28.02.2008 09:43 Offline | suchen | Freundesliste | Portal
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