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Wotan: Der Augen leuchtendes Paar,
das oft ich lächelnd gekost,
wenn Kampfeslust ein Kuss dir lohnte,
wenn kindisch lallend der Helden Lob
von holden Lippen dir floss:
dieser Augen strahlendes Paar,
das oft im Sturm mir geglänzt,
wenn Hoffnungssehnen das Herz mir sengte,
nach Weltenwonne mein Wunsch verlangte
aus wild webendem Bangen:
zum letztenmal
letz’ es mich heut’
mit des Lebewohles letztem Kuss!
Dem glücklichern Manne
glänze sein Stern:
dem unseligen Ew’gen
muss es scheidend sich schließen.
Er fasst ihr Haupt in beide Hände
Denn so kehrt der Gott sich dir ab,
so küsst er die Gottheit von dir!
Brünnhilde rettete gegen den Willen ihres Vaters Wotan die von ihrem durch Wotan bereits getöteten Zwillingsbruder Siegmund schwangere Sieglinde, ebenso brachte sie die Splitter des durch Wotans Speer zerschlagenen Schwerts Nothung in Sicherheit. Für diesen Ungehorsam wurde die inzwischen zu ihren Schwestern auf den Walkürenfelsen geflohene Brünnhilde von ihrem Vater bestraft, indem er sie auf einen Felsen verbannte, um den Loge, der Gott des Feuers, auf Wotans Befehl eine undurchdringliche Feuersbrunst entfachte. Allerdings ließ Wotan für seine Tochter eher ungewollt eine Möglichkeit der Rettung offen:
Wer meines Speeres Spitze fürchtet,
durchschreite das Feuer nie!
Richard Wagner: Die Walküre
Siegmund: James King
Sieglinde: Régine Crespin
Wotan: Hans Hotter
Brünnhilde: Birgit Nilsson
Hunding: Gottlob Frick
Fricka: Christa Ludwig
Gerhilde: Vera Schlosser
Ortlinde: Helga Dernesch
Waltraute: Brigitte Fassbaender
Schwertleite: Helen Watts
Helmwige: Berit Lindholm
Siegrune: Vera Little
Grimgerde: Marilyn Tyler
Rossweiße: Claudia Hellmann
Wiener Philharmoniker
Dirigent: Georg Solti
Wiener Sofiensäle, 1965
3. Aufzug: youtube.com/watch?v=cg0rmuoqo7U
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30.07.2016 16:40 |
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Sieglinde starb bei der Geburt ihres Sohnes Siegfried, zuvor hatte sie dem Schmied Mime, dem Zwergbruder Alberichs, die Stücke des Schwerts Nothung anvertraut. Mime zog das Kind auf, da er hoffte, dass es ihm später den Ring und den Nibelungenschatz beschaffen könne. Siegfried mochte seinen Ziehvater nicht, machte, was er wollte, und wurde ein ungezogener Naturbursche ohne Manieren. Mime wusste nicht, wie er aus den Splittern des Schwerts Nothung ein Schwert herstellen sollte. Ein Wanderer kam und verwickelte Mime in eine Wette um das Haupt des jeweils anderen. Wer nicht drei Fragen beantworten konnte, verlor seinen Kopf. Der Wanderer konnte die drei Fragen von Mime beantworten, Mime jedoch wusste auf die dritte Frage des Wanderers, wer aus den Stücken des Schwerts Nothung ein Schwert schweißen könne, keine Antwort. Der Wanderer schenkte daraufhin das Haupt von Mime demjenigen, der nie das Fürchten lernte und beantwortete seine dritte Frage selbst: Nur wer das Fürchten nie erfuhr, schmiedet Nothung neu. Dann verabschiedete sich der Wanderer lachend unter Blitz und Donner. Der Wanderer war niemand anderer als Wotan, der die Welt nur noch als Zuschauer erleben wollte.^1 Der Schmied Mime, der nun um sein Leben fürchtete, überließ Siegfried die Stücke Nothungs, der die Schwertsplitter zum Entsetzen Mimes zu Pulver zerraspelte, welches er zu einem Brei schmolz, mit dem er ein Schwert goss, das härter war als jedes andere. Nun braute Mime einen Trank, der Siegfried nach dem Töten des Drachens, der den Ring, den Nibelungenschatz und den Tarnhelm bewachte, bewusstlos machen sollte. Dann wollte Mime Siegfried töten und mit dem Ring und dem Schatz Herr über das Universum sein.
Mime führte Siegfried zu Fafner, dem Drachen, und hoffte, dass sich beide gegenseitig umbringen. Nachdem Siegfried versucht hatte, mit einem Waldvogel zu kommunizieren, kam der Drache aus seiner Höhle. Siegfried, der das Fürchten nie gelernt, stach dem Drachen sein Schwert Nothung mitten ins Herz und leckte am Drachenblut, worauf er den Gesang der Vögel verstand und von einem Waldvogel in die Hintergründe um den Ring eingeweiht wurde. Die Absichten Mimes durchschauend erschlug Siegfried seinen Ziehvater. Nun erzählte ihm das Waldvöglein von Brünnhilde, der wunderbarsten Frau, die auf einem von Feuer umringten Felsen auf einen Furchtlosen wartete.
Auf dem Weg zu Brünnhilde traf Siegfried auf Wotan, den er für einen Fremden hielt und der sich ihm in den Weg stellte.^2 Nach einem Wortwechsel und nachdem sich der Fremde schließlich als Wotan zu erkennen gegeben hatte, zerschlug Siegfried mit seinem Schwert kurzerhand den Runenspeer Wotans. Resignierend und zugleich erleichtert zog sich Wotan, der Gott, zurück, denn er strebte schon seit Längerem das endgültige Ende der Götter an. Mühelos durchschritt Siegfried, der noch nie zuvor eine Frau gesehen hatte, das Feuer und erweckte Brünnhilde aus ihrem Schlaf. Nach Erzählungen über ihr Leben erwachte in beiden, der ungehorsamen Brünnhilde und dem ungezogenen Siegfried, die Liebe, die immer leidenschaftlicher werdend zu einem auch sexuellen Liebesrausch führte.^3
Richard Wagner: Siegfried
Siegfried: Manfred Jung
Mime: Heinz Zednik
Brünnhilde: Gwyneth Jones
Wanderer (Wotan): Donald McIntyre
Alberich: Hermann Becht
Fafner: Fritz Hübner
Erda: Ortrun Wenkel
Waldvogel: Norma Sharp
Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele
Dirigent: Pierre Boulez
Regie: Patrice Chéreau
Bayreuther Festspielhaus, 1980
3. Aufzug: youtube.com/watch?v=uOjBYl7l1qw
^1 Der Vater der Götter, Wotan, hat sein Scheitern längst eingesehen und kostet seine Gottheit bis zum bitteren Ende genüsslich aus.
^2 Manche Väter sind zu besitzergreifend.
^3 Die echte Liebe ist rücksichtslos, asozial und gesetzlos, daher ist sie dem Staat und den Religionen ein Dorn im Auge. Durch die Institution der Ehe soll sie unter Fremdkontrolle gestellt gezähmt werden. In der "Götterdämmerung" sieht man, wie der Versuch, die echte Liebe durch eine falsche zu ersetzen, endet.
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31.07.2016 13:31 |
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Nachdem die Urmutter Erda bekundet hatte, mit ihrer Weisheit am Ende zu sein, und Wotan, der Gott, sich zurückgezogen hatte, riss das Netz der drei Schicksalsnornen, mit dem diese drei Töchter der Erda die Schicksale der Menschen verwalteten.
Siegfried und Brünnhilde verbrachten in der Zwischenzeit die wohl schönste Zeit ihres Lebens, wurden nicht müde, sich gegenseitig ewige Liebe zu schwören, und da Siegfried ein Held war und Brünnhilde eine Walküre, galt es für Siegfried als Mann einer Walküre nach neuen Taten zu streben und neue Abenteuer zu suchen.^1
Am Hof der Gibichungen wusste man über Siegfried und den Ring längst Bescheid und Hagen, ein unehelicher Sohn von Alberich, hatte den Plan, Gunther, der über das Volk am Rhein regierte, mit Brünnhilde zu verheiraten und dessen Schwester Gutrune mit Siegfried. Gelingen sollte das mit einem Vergessenstrank, den man Siegfried verabreicht - heute würde man sagen K.O.-Tropfen -, und mit Siegfried selbst. Mit dem Tarnhelm sollte er für Gunther Brünnhilde erobern. Hagen ging es dabei ausschließlich um die mit dem Ring^2 verbundene Macht.
Inzwischen wurde Brünnhilde von ihrer Schwester Waltraute darüber informiert, dass Wotan die Weltesche^3 fällen und zu einem Scheiterhaufen schichten ließ. Als Brünnhilde jedoch von Waltraute den Wunsch ihres Vaters Wotan erfuhr, sie solle den verfluchten Ring den drei Rheintöchtern zurückgeben, war sie außer sich vor Entsetzen. Das kam für sie überhaupt nicht in Frage, den Ring als Zeichen der Liebe Siegfrieds zu ihr in den Rhein zu werfen, zumal ihr das Elend der Welt völlig egal war.
Nun kam Siegfried in der Gestalt von Gunther, entriss Brünnhilde den Ring und brachte sie mit Gewalt an den Hof der Gibichungen.
Richard Wagner: Götterdämmerung
Brünnhilde: Gwyneth Jones
Siegfried: Manfred Jung
Hagen: Fritz Hübner
Alberich: Hermann Becht
Gunther: Franz Mazura
Gutrune: Jeannine Altmeyer
Waltraute: Gwendolyn Killebrew
Woglinde: Norma Sharp
Wellgunde: Ilse Gramatzki
Flosshilde: Marga Schiml
1. Norne: Ortrun Wenkel
2. Norne: Gabriele Schnaut
3. Norne: Katie Clarke
Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele
Dirigent: Pierre Boulez
Regie: Patrice Chéreau
Bayreuther Festspielhaus, 1980
1. Aufzug: youtube.com/watch?v=ifPEx6rAFFs
^1 Musikalisch ist die Abschiedsszene zwischen Brünnhilde und Siegfried zusammen mit der anschließenden Rheinfahrt Siegfrieds einer der Höhepunkte der "Götterdämmerung".
^2 Früher hatte Hagens Vater, der Nibelung Alberich, den Ring besessen und über das Volk geherrscht.
^3 Wo heute das Bayreuther Festspielhaus zu bewundern ist, stand einst die mächtige Weltesche, welche die Welt im Innersten zusammenhielt.
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06.08.2016 13:36 |
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Brünnhilde wurde mit Gunther zwangsverheiratet, Siegfried, immer noch unter der Wirkung des Vergessenstranks stehend, heiratete Gutrune. Brünnhilde, von dem Vergessenstrank nichts wissend, wollte nur noch den Tod Siegfrieds, der seine für ewig geschworene Liebe zu ihr aus ihrer Perspektive so demütigend für sie verraten und gebrochen hatte. Hagen bot sich als Vollstrecker ihrer Rache an und sie verriet ihm die verwundbare Stelle am Rücken Siegfrieds.
Siegfried kam bei einer Jagd mit Gunther und Hagen von der Fährte eines Bären ab und traf auf die drei Rheintöchter, die den Ring an seiner Hand erblickten und ihn zurückhaben wollten. Schon wollte Siegfried den Ring hergeben, da erzählten ihm die etwas zu viel redenden Rheintöchter vom Fluch des Rings, worauf Siegfried den Ring für sich behielt und die Warnungen der Rheintöchter in den Wind schlug. Wieder bei der Jagdgesellschaft erzählte der beutelose Siegfried singend von seinem Leben, da überreichte ihm Hagen einen Trank, durch den Siegfrieds Erinnerungen wieder belebt wurden. Nun erzählte er auch über die große Liebe zwischen ihm und Brünnhilde.^1 Als Gunther, der Ehemann von Brünnhilde, das hörte, fühlte er sich in seiner Ehre als Mann gekränkt. Hagen nutzte die Situation, um auch für Gunther den Rächer zu spielen, und stieß Siegfried seinen Speer in den Rücken. Im Sterben erkannte Siegfried nun die ganzen Zusammenhänge und bekräftigte noch ein letztes Mal seine Liebe zu Brünnhilde.^2
Am Hof der Gibichungen gab Gutrune Hagen die Schuld am Tod ihres Gatten, doch Hagen gab die Tat gleich zu und prahlte damit, Siegfried getötet zu haben. Ein Streit zwischen Hagen und Gunther um den Ring an der Hand der Leiche Siegfrieds entbrannte und führte dazu, dass Hagen Gunther kurzerhand erstach. In dem Moment, als Hagen den Ring von Siegfrieds Finger ziehen wollte, erhob sich zum Schrecken der Anwesenden der Arm des Toten. Brünnhilde, die alles beobachtet hatte, erkannte nun die Wahrheit, nahm den Ring an sich, ließ einen Scheiterhaufen errichten, steckte ihn in Brand und ritt mit ihrem Pferd in das Feuer, um ihrem geliebten Siegfried in den Tod zu folgen. Damit wollte sie auch den Fluch des Rings beenden. Zuvor hatte sie noch Wotans Raben, die für ihn alles auskundschaften sollten, zu ihrem Vater mit dem Auftrag zurückgeschickt, Loge, den Gott des Feuers, anzuweisen, das Holz der gefällten Weltesche, das Wotan schon vorsorglich rings um das Machtzentrum der Götter, die Götterburg Walhall, schichten ließ, in Brand zu setzen, damit die Götterburg niederbrennt, das Ende der Götter besiegelt ist und die Menschheit von den Göttern erlöst.^3 Der Rhein trat über die Ufer und die Rheintöchter entnahmen Brünnhildes Hand den Ring. Hagen, der den Ring immer noch für sich wollte, wurde von den Rheintöchtern in die Tiefe des Rheins hinabgezogen.^4
Richard Wagner: Götterdämmerung
Besetzung siehe oben
Bayreuther Festspielhaus, 1980
2. Aufzug: youtube.com/watch?v=M2M40cFceR0
3. Aufzug: youtube.com/watch?v=blKol5gcS_E
^1 Tristan und Isolde, das ist bei so manchen Ähnlichkeiten eine andere Geschichte.
^2 Es folgt der symphonische Trauermarsch.
^3 Brünnhilde wusste, dass der Untergang der Götter im Sinne ihres Vaters Wotan ist.
^4 Erlösungsmusik beendet das Werk.
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07.08.2016 15:14 |
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Zu Recht wird der Boulez-Ring der Bayreuther Festspiele der Jahre 1976 bis 1980 als Jahrhundertring bezeichnet. Die beste Studio-Einspielung des Rings, das ist kein Geheimnis, gelang allerdings in den Jahren 1958 bis 1965 in den Wiener Sofiensälen unter Georg Solti.
Ein Filmdokument zeigt die Einspielung des Trauermarsches der "Götterdämmerung" mit den Wiener Philharmonikern unter Georg Solti: youtube.com/watch?v=nkOiKy6sXfM
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12.08.2016 20:52 |
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Bei Birgit Nilsson hatten es die Tenöre schwer, denn wenn sie als Brünnhilde die Wiener Staatsoper mit ihrer kräftigen Sopranstimme ausfüllte, musste man als Tenor an ihrer Seite erst einmal mit ihr mithalten können. Wolfgang Windgassen schaffte das perfekt und war der ideale Siegfried an ihrer Seite.
Die Besetzungsliste der Wiener "Götterdämmerung" unter Georg Solti^1 spricht für sich:
Brünnhilde: Birgit Nilsson
Siegfried: Wolfgang Windgassen
Hagen: Gottlob Frick
Alberich: Gustav Neidlinger
Gunther: Dietrich Fischer-Dieskau
Gutrune: Claire Watson
Waltraute: Christa Ludwig
Woglinde: Lucia Popp
Wellgunde: Gwyneth Jones
Flosshilde: Maureen Guy
1. Norne: Helen Watts
2. Norne: Grace Hoffman
3. Norne: Anita Välkki
Chor der Wiener Staatsoper
Wiener Philharmoniker
Dirigent: Georg Solti
Wiener Sofiensäle, 20. Mai - 24. November 1964
Filmaufnahmen der Einspielung des Schlusses der "Götterdämmerung" unter Georg Solti in den Wiener Sofiensälen: youtube.com/watch?v=146tTKSXu7s
^1 Georg Solti dirigierte keine einzige Wagner-Oper in der Wiener Staatsoper, da Herbert von Karajan als Staatsoperndirektor keinen Konkurrenten Solti im Haus am Ring wünschte.
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13.08.2016 12:18 |
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Wotan: [...]
wenn kindisch lallend der Helden Lob
von holden Lippen dir floss:
[...]
Die Rolle des Wotan im Wiener Solti-Ring war mit Hans Hotter so ideal besetzt, dass über die mitunter mangelnde artikulatorische Präzision leicht hinweggesehen werden kann. So heißt es beispielsweise im 3. Aufzug der "Walküre" nicht "kindisch lallender Heldenlob", sondern "kindisch lallend der Helden Lob".
Man genieße Bryn Terfel als Wotan in der Abschiedsszene der "Walküre" mit auch perfekter Artikulation in einer konzertanten Aufführung mit dem Lucerne Festival Orchestra unter Claudio Abbado - Schluss der "Walküre" (die letzten Takte fehlen bei diesem Video): youtube.com/watch?v=0FvFzWf4A48
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13.08.2016 14:25 |
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Mit dem Tod von Ludwig van Beethoven am 26. März 1827 in Wien und mit dem Tod von Franz Schubert am 19. November 1828 in Wien ging mit der Ära der Klassik auch eine Ära der symphonischen Musik zu Ende. Robert Schumann schrieb seine 1. Symphonie, die Frühlingssymphonie, erst 1841, der deutlich jüngere Johannes Brahms betonte immer wieder, dass man nach Beethoven keine Symphonie mehr schreiben könne, und begann erst 1862 mit den ersten Skizzen zu seiner 1876 uraufgeführten Symphonie Nr. 1 in c-Moll.
Der 19-jährige Richard Wagner schrieb 1832 seine einzige vollendete Symphonie, die von Felix Mendelssohn zu Recht abgelehnt und nicht aufgeführt wurde. Auch die ganz junge Clara Schumann konnte mit dieser Wagner-Symphonie nichts anfangen und bezeichnete sie ganz treffend als zwei Erbsen zu Beethovens Symphonie in A-Dur (7. Beethoven). Gegen Ende seines Lebens entdeckte Richard Wagner seine uninteressante Jugendsymphonie gleichsam wieder, um sie zu verklären und für seine abstrusen mit Verschwörungstheorien verwobenen Vorstellungen von Feindschaften gegen ihn zu missbrauchen.
Interessant ist die Symphonie in C-Dur von Richard Wagner insofern, als sie seine Fähigkeiten der Orchestrierung und seine Klangvorstellungen genau zu dem Zeitpunkt aufzeigt, als er begann, die ersten Opern zu schreiben ("Die Hochzeit", 1832; "Die Feen", 1833–1834).
Richard Wagner: Symphonie in C-Dur. Orchestra sinfonica nazionale della RAI unter Franco Caracciolo: youtube.com/watch?v=wtTobxEGxco
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15.08.2016 12:23 |
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Über keinen Künstler wurde so viel geschrieben wie über Richard Wagner und von seinem musikalischen Schaffen ließ sich Dmitri Shostakovich noch in seiner letzten, 15. Symphonie beeinflussen. Schon gegen Ende des Lebens von Richard Wagner entstand ein Wagner-Epigonentum auch im Umfeld Wagners mit Wilhelm Kienzl^1 und anderen; wer es wagte, Wagner in einer Gesprächsrunde bei welchem Thema auch immer zu widersprechen, wurde nicht mehr eingeladen und war ab sofort in Bayreuth unerwünscht.^2
In Frankreich sorgte Gabriel Fauré dafür, dass am Pariser Conservatoire von nun an auch die Musik von Richard Wagner studiert werden konnte.^3 Die Musik von Gabriel Fauré, der Wagner sehr verehrte, blieb vom wagnérisme unberührt. 1898 komponierte Gabriel Fauré fünf Orchesterstücke zu dem Schauspiel "Pelléas et Mélisande" von Maurice Maeterlinck, das 1893 in Paris uraufgeführt worden war.
Gabriel Fauré: Pelléas et Mélisande. Boston Symphony Orchestra. Dirigent: Seiji Ozawa: youtube.com/watch?v=KrrdhR6tGB8
^1 Der österreichische Komponist und Wagner-Epigone Wilhelm Kienzl pflegte in Bayreuth mit schulterlangen Haaren herumzulaufen und Richard Wagner stellte gleich klar, dass längere Haare bei Männern nicht zu Bayreuth passen. Seinem eigenen Schwiegervater Franz Liszt konnte Wagner diesbezüglich allerdings keine Vorschriften machen.
^2 Der Name Friedrich Nietzsche sollte in Bayreuth überhaupt nicht mehr fallen, nachdem Nietzsche begonnen hatte, Wagner zu kritisieren. (In seinem letzten selbst veröffentlichten Werk "Der Fall Wagner" reimte Nietzsche Bayreuth auf "Kaltwasserheilanstalt" und reduzierte das typische Telegramm aus Bayreuth auf die Worte: "bereits bereut".)
^3 Viele Freunde hatte er sich damit in Paris nicht gemacht, er wurde als "Robespierre" beschimpft.
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20.08.2016 14:21 |
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Noahli unregistriert
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Original von ALO Atheist
Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur. Hélène Grimaud musiziert mit dem Kammerorchester des Bayerischen Rundfunks: youtube.com/watch?v=UuVqBX3StfI |
Hey,
ich würde mich gerne mal bei den Experten erkundigen. Ich habe letztens hier auf mydays ein Angebot für ein Mozartkonzert & Dinner in Wien von dem Wiener Musikverein gesehen. Würde meiner Schwester sowas gerne als Weihnachtsgeschenk besorgen, da sie total auf klassische Musik steht und wir schon länger nichts mehr besonderes zusammen unternommen haben. Man kann sich sogar im Anschluss an das Konzert mit den Künstlern treffen und kriegt eine CD des Wiener Orchesters als Erinnerung an den Abend. Klingt auf jeden Fall vielversprechend...Hat von euch jemand sowas mal verschenkt oder war selbst schon mal dort? Würde mich über einen Erfahrungsbericht freuen. =)
Lg, Noahli
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06.12.2016 15:29 |
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ALO Atheist
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Das ist eine sehr gute Idee für ein Geschenk.
Auch das Wiener Konzerthaus bietet Ähnliches an. Nach einem Abend mit Beethoven-Streichquartetten gab es ein Buffet und Gespräche mit den Künstlern, anschließend wurde stundenlang aus den "Metamorphosen" des Ovid laut vorgelesen, was auch ich mit meiner kräftig-sonoren Bassbariton-Stimme gerne tat. Solche Abende und mitunter Nächte sind unvergesslich.
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06.12.2016 23:10 |
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Noahli unregistriert
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Original von ALO Atheist
Das ist eine sehr gute Idee für ein Geschenk.
Auch das Wiener Konzerthaus bietet Ähnliches an. Nach einem Abend mit Beethoven-Streichquartetten gab es ein Buffet und Gespräche mit den Künstlern, anschließend wurde stundenlang aus den "Metamorphosen" des Ovid laut vorgelesen, was auch ich mit meiner kräftig-sonoren Bassbariton-Stimme gerne tat. Solche Abende und mitunter Nächte sind unvergesslich. |
Hört sich auch sehr gut an.
Habe das jetzt mal betellt, hoffe es kommt noch vor Weihnachten an.
Schöne Festtage,
Noahli
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21.12.2016 16:40 |
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Für viele Pianisten und Pianistinnen bildet das 1881 uraufgeführte 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms den Höhepunkt der Königsklasse der Klavierkonzerte.
Johannes Brahms: Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur. Hélène Grimaud am Flügel mit den Wiener Philharmonikern unter Andris Nelsons: youtube.com/watch?v=TouKF4-vHFY
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28.08.2016 13:36 |
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Wie auch Franz Liszt übte Sergei Rachmaninoff auf Reisen, wenn kein Klavier vorhanden war, auf einer stummen Klaviatur. Nachdem Rachmaninoff 1909 sein 3. Klavierkonzert komponiert hatte, studierte er es auf der Überfahrt nach New York auf einer stummen Klaviatur ein, um bei der Uraufführung den Solopart spielen zu können. Die zweite Aufführung in New York fand unter dem Dirigat von Gustav Mahler statt. Dieses Klavierkonzert gilt als eines der technisch am schwierigsten zu spielenden Werke für Klavier; von allen großen Klavierkonzerten ist es das mit den meisten Noten pro Sekunde im Klavierpart. Der berühmte Pianist Józef Hofmann, dem Rachmaninoff sein 3. Klavierkonzert gewidmet hatte, weigerte sich mit den Worten: "Das ist nicht für mich", den Solopart zu übernehmen.
Sergei Rachmaninoff: Klavierkonzert Nr. 3 in d-Moll. Martha Argerich (Klavier) mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Riccardo Chailly: youtube.com/watch?v=MOOfoW5_2iE
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10.09.2016 14:05 |
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Nach dem Misserfolg der 1. Symphonie legte Sergei Rachmaninoff mit der 2. Symphonie ein Orchesterwerk vor, das nach allen Kriterien als überaus gelungen zu bezeichnen ist. Ausgereifte Melodielinien, vollendete Phrasierungen, differenzierter Einsatz der Kontrastthemen, perfekte Kontrapunktik, Reichtum an Klangfarben, es wundert nicht, dass dieses Werk einen hohen Beliebtheitsgrad erreichte.
Das Adagio, der 3. Satz, verleitete inzwischen dazu, den 4 Klavierkonzerten von Rachmaninoff ein posthumes 5. hinzuzufügen.
Sergei Rachmaninoff: Symphonie Nr. 2 in e-Moll. 3. Satz: Adagio. Berliner Philharmoniker unter Lorin Maazel: youtube.com/watch?v=-ikcSvLNaI8
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17.09.2016 14:16 |
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