Friedrich Maximillian
Dozent/in+
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Wie steht ihr zu einer Hilfe zum Selbstmord in einer aussichtslosen Situation (Krankheit) um bestehende oder kommende Leiden abzukürzen. Ich nehme eine entscheidungsfähige Person an, die nicht über die zum Suizid notwenigen Sachen verfügt und Hilfe braucht diese zu bekommen.
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17.02.2008 17:29 |
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rabe josef
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Über das Sterbehilfethema habe ich viel gelesen und nachgedacht. Es ist ein großes Thema, zu dem es viel zu sagen gäbe. In der öffentlichen Diskussion hört man leider viele verlogene und wenig durchdachte Halbwahrheiten, oft als Symptom von Feigheit. Der Mensch hätte nicht das Recht, sich zum Richter über Leben und Tod zu machen, das Leben ist heilig.............Klar, wenn man gegen eine Sterbehilfe ist, steht man im Zweifelsfall immer mit einer weißen Weste da. Man hat ja hohe ethische Ansprüche. Der todkranke leidende Mensch allerdings sieht das eventuell doch anders.
Ich würde mich selbst als vorsichtigen Befürworter der Sterbehilfe bezeichnen. Wenn ich das jetzt hier begründen soll, dann schreibe ich vermutlich die halbe Nacht. Bin aber gerne Bereit auf Fragen oder Kritik zu meiner Haltung einzugehen.
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17.02.2008 18:34 |
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Friedrich Maximillian
Dozent/in+
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ich verlange von niemenden eine Entscheidung darüber ob ich noch leben soll/will, sondern nur ein Medikament, mit der ich mein Leben beenden kann, ohne eine Sauerei zu hinterlassen.
Eine aktive Mithilfe ist nicht gefragt.
Aktueller Anlassfall ist der Tod eines Freundes der die letzen 4 Monate nur mehr gewartet hat, bis es soweit war.
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18.02.2008 08:40 |
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rabe josef
Maturant/in
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Klar soll niemand anderer entscheiden. Die Entscheidung liegt immer beim Patienten ( sofern der sich artikulieren kann, aber das führt wieder zu einem eigenen Kapitel ). Sterbehilfe ist es aber allemal, egal ob aktiv oder passiv, die Grenzziehung ist nämlich im Einzelfall oft schwieriger als man denkt.
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18.02.2008 18:34 |
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demophilo
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Zitat: |
Original von friedrichm
ich verlange von niemanden eine Entscheidung darüber ob ich noch leben soll/will, sondern nur ein Medikament, mit der ich mein Leben beenden kann, ohne eine Sauerei zu hinterlassen.
Eine aktive Mithilfe ist nicht gefragt.
Aktueller Anlassfall ist der Tod eines Freundes der die letzen 4 Monate nur mehr gewartet hat, bis es soweit war. |
Hier stehen auch wieder die religiösen Ideen gegen einen schmerz- und leidlosen Tod. Das Leben wäre von Gott geschenkt und man dürfe es nicht zurückweisen, ist ihre Behauptung. Man muss sich unterordnen, egal ob man daran glaubt oder nicht. Der Mensch wir zu einer Art Maschine. Denn auch eine Maschine darf nicht mehr entscheiden. Aber dann erklären sie wieder, dass Gott dem Menschen die Willensfreiheit gegeben habe.
Die Religiösen legen ihre Meinung aus, wie sei es gerade brauchen. Selbst darf man sich nicht töten, aber wenn man sich in eine Krieg stürzt, dann braucht es nur ein kurzes deus vult (Gott will es), um den Segen Gottes für ein Massaker zu bekommen und das Himmelreich ist einem sicher, auch wenn man dabei sicher ums Leben kommt. Der "erweiterte" Suizid ist dann eine Heldentat.
In Österreich gibt es zwar auch eine Patientenverfügung, die Einschränkungen und Hürden sind aber so groß, dass ich mich frage, ob das überhaupt schon einmal schlagend wurde.
__________________ Es gibt ein Leben vor dem Tod.
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18.02.2008 18:58 |
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Friedrich Maximillian
Dozent/in+
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Nicht wirklich bedacht habe ich aber die Situation in der sich der Arzt befindet. Könnte mir vorstellen das der Arzt persönliche Bedenken auch nur zur Duldung eines Selbstmordes hat. Die rechtliche Seite hat natürlich auch Gewicht, ich will aber mehr über die ethischen Seiten der Angelegenheit erfahren.
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18.02.2008 19:21 |
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demophilo
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Zitat: |
Original von friedrichm
Nicht wirklich bedacht habe ich aber die Situation in der sich der Arzt befindet. Könnte mir vorstellen das der Arzt persönliche Bedenken auch nur zur Duldung eines Selbstmordes hat. Die rechtliche Seite hat natürlich auch Gewicht, ich will aber mehr über die ethischen Seiten der Angelegenheit erfahren. |
Das A und O in solchen zu tiefst persönlichen Angelegenheiten ist aus freidenkerischer Sicht die Autonomie des Menschen. Ist er in seiner Entscheidung selbst- oder fremdbestimmt? Nur das darf uns interessieren. Wenn nun jemand vor dem unausweichlichen nahen und schmerzhaften oder unwürdigen (z. B. wegen Siechtum) Tod steht, kann man davon ausgehen, dass sein Todeswunsch keiner Depression, welche ihm sein Urteilsvermögen raubt, entspringt. Man kann ihn nicht vom Tod retten, man kann sein Leid nicht mindern, also sollte man ihm wenigstens den schnellen Tod ermöglichen.
Ich habe 2 liebe alte Menschen gekannt, die hatten keine größeren Sorgen mehr, als dass sie in ein Pflegeheim kommen würden und diese eine letzte Sache nicht mehr in der Hand hätten. Sie haben dann als es nicht mehr anders ging Suizid begangen. Mir tut es nur leid, dass sie mir nicht die Gelegenheit gegeben haben mich von ihnen zu verabschieden. Ich hätte sie noch gerne ein letztes Mal gesprochen, mit ihnen gegessen und in die Arme genommen. Aber wegen der Angst, ich würde sie aufhalten oder wegen rechtlicher Folgen für mich, haben sie nichts gesagt und ihre Tat heimlich umgesetzt.
Wir haben über freidenkerische Zeremonien diskutiert, das wäre etwas, was nur wir hätten. Eine Verabschiedung solange sie noch leben. Der Leichenschmaus noch mit den Menschen, die man liebt. Eine Ansprache, auf die sie noch antworten können. Eine Träne, die sie noch sehen.
__________________ Es gibt ein Leben vor dem Tod.
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18.02.2008 19:51 |
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hexibrati
Bakkalaureus
Dabei seit: 04.02.2008
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Die Rolle des Arztes ist in dieser Frage tatsächlich besch.....
Während des ganzen Patientenlebens geht der Arzt die Verpflichtung ein, zum Wohle des Patienten zu entscheiden. Das wird auch von ihm erwartet.
Am Ende des Patientenlebens wird jedoch von ihm verlangt, diesen Vertrag zu stornieren, weil die Gesellschaft noch keine Zeit gefunden hat, sich mit dem Thema Tod und Sterben auseinanderzusetzen und daher auf kategorisches Nein plädiert.
Der Arzt, der direkt mit der Frage "Sterben in Würde" oder "Sterbehilfe" konfrontiert ist, wird verunglimpft, denn er solle nur ja nicht auf die Idee kommen, Gott spielen zu wollen. (Interessant, dass bei solchen Themen immer noch unter Anwendung religiöser Repressalien argumentiert wird.)
Dass wir aber genauso Gott spielen, wenn wir Leben um jeden Preis verlängern, scheint in der Diskussion nicht auf.
Noch viel weniger scheint der Wille des Patienten auf, der ein Leben lang dem Arzt vertraut hat, am Ende jedoch nun vom Arzt völlig alleine gelassen werden soll.
Für mich stellt sich die Frage so dar: die Medizin und die Gesellschaft hat ausreichende Mittel, einen totkranken Menschen in eine Situation der maximalen Willensfreiheit zu bringen, d.h. maximal mögliche Schmerzfreiheit, maximal mögliche Betreuung (sodass die Überlegung: "ich bin euch im Weg" erst gar nicht aufkommt) und dergleichen. Wenn dann noch der Wille des Betroffenen übergangen wird, finde ich das ethisch ausgesprochen fragwürdig. Der unglaubliche Fortschritt in der Medizin bringt eben auch mit sich, dass wir uns in Zukunft dieser Frage vermehrt stellen müssen.
Es geht ja nicht immer nur um die Frage "wen bringen wir heute ums Eck?", sondern viel öfters auch: welche nicht zielführende, Leid verlängernde Therapie unterlassen wir.
Never ending story...
__________________ Religion ist Blasphemie.
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19.02.2008 16:24 |
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rabe josef
Maturant/in
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Johannes Paul II., erklärte am 24. März 2002, drei Jahre vor seinem Tod, vor Medizinern und Gesundheitsfachleuten aus aller Welt:
„Die Komplexität des Menschen fordert bei der Verabreichung der notwendigen Heilmethoden, daß man nicht nur seinen Körper berücksichtigt, sondern auch seinen Geist. Es wäre anmaßend, allein auf die Technik zu setzen. Und in dieser Sicht würde sich eine Intensivmedizin um jeden Preis bis zum Letzten schließlich nicht nur als unnütz erweisen. Sie würde auch nicht völlig den Kranken respektieren, der nun an sein Ende gelangt ist.“
Siehe da: auch Päpste näher sich schwierigen Themen manchmal denkend und unkatholisch. Aber leider erst in Todesnähe, und sehr zart. So wie z.B. auch Kardinal König es in sehr hohem Alter oftmals tat. Aber solche Dinge werden von offizieller kath. Seite selbstrverständlich ignoriert und in Schubladen versperrt, in Beton gegossen und im Marianengraben versengt.
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02.03.2008 16:38 |
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