Harry
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Hallo Leute,
ich habe nach reiflicher Überlegung den Entschluss gefasst, mich zu outen: Ich bin seit rund einem Jahr Mitglied beim österreichischen Freidenkerbund. Fast jedesmal, wenn ich diese Mitgliedschaft irgendwo erwähne, werde ich gefragt, was denn das sein soll: ein "Freidenker". Ich antworte dann meist, dass ein Freidenker m. E. ein Mensch ist, der frei von religiösen oder politischen Lehren denken kann bzw. in Bezug auf seine Mitmenschen nicht in religiösen oder politischen Kategorien denkt.
Allerdings ist es m. E. eine unumstößliche Tatsache, dass jede Freiheit ihre Grenzen hat und somit auch das freie Denken.
Denken kann doch keine Grenzen haben, werden jetzt vielleicht einige Leser einwenden wollen. Stimmt schon, nur: Gedanken sollen auch artikuliert werden können/dürfen und damit fängt das Problem auch schon an, denn in Kreisen religiöser oder politischer Extremisten dürften FreidenkerInnen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine gern gesehenen Gäste sein. Woraus m. E. die Schlussfolgerung resultiert, dass eine Freidenkerin bzw. ein Freidenker Extremisten jeder Art sehr kritisch gegenüber stehen sollte.
Ich will den Einleitungsbeitrag aber nicht zu sehr in die Länge ziehen, darum stelle ich an euch die Frage: Wie definiert ihr FreidenkerInnen bzw. welche Tugenden oder positive Eigenschaften sollten FreidenkerInnen auszeichnen?
Mit freidenkerischen Grüßen,
Harry
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08.01.2011 15:37 |
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Kismet
Hauptschüler/in
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Zitat: |
Original von Harry
Ich will den Einleitungsbeitrag aber nicht zu sehr in die Länge ziehen, darum stelle ich an euch die Frage: Wie definiert ihr FreidenkerInnen bzw. welche Tugenden oder positive Eigenschaften sollten FreidenkerInnen auszeichnen?
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Ich finde den Begriff unglücklich gewählt. Aber ich denke das soll synonym sein zu "rational denkend und handelnd"? Meine Defintion davon:
Die Wissenschaft* im weiteren Sinne ist die Grundlage aller Naturwissenschaften, aber auch der Humanitäten. Genauso ist Wissenschaft die Grundlage allen rationalen Handelns.
*genauer: wissenschaftliche Betrachtung
Man betrachtet also die gegebenen Fakten und Umstände (Empirie) und macht daraus (logische) Folgerungen. Anschließend folgt ein rationaler Diskurs....
Angewendet auf Religion, Poltik, etc. schließt das dann gewisse Ansichten aus. Also folgt durchaus ein gewisses, wenn auch nicht fixes, politisches Weltbild aus dem "Freidenken".
“Reality has a well-known liberal bias.”
__________________ “What can be asserted without proof can be dismissed without proof.”
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08.01.2011 17:13 |
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Skeptiker
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Die FreidenkerInnen haben ihre Weltanschauung definiert und niedergeschrieben. FreidenkerIn 05/4 S. 29 - 33.
__________________ Zweifel schützt vor Lügen
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11.01.2011 12:28 |
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Ramon
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Zitat: |
Original von Skeptiker
Die FreidenkerInnen haben ihre Weltanschauung definiert und niedergeschrieben. FreidenkerIn 05/4 S. 29 - 33. |
Ach Du lieber Harry, da hast Du mal wieder das Kleingedruckte nicht gelesen, oder?
__________________ "Man fragt sich nur besorgt, was die Sowjets anfangen werden, nachdem sie ihre Bourgeois ausgerottet haben.“
Sigmund Freud
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12.01.2011 09:07 |
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Skeptiker
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Ich hab es selbst geschrieben.
__________________ Zweifel schützt vor Lügen
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12.01.2011 21:29 |
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Harry
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Zitat: |
Original von Skeptiker
Ich hab es selbst geschrieben.
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Ich bin leider nicht im Besitz der "FreidenkerIn" 05/4. Vielleicht kannst du deine Definition der freidenkerischen Weltanschauung - zumindest auszugsweise - hier in diesem Forum veröffentlichen. Danke!
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12.01.2011 22:33 |
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Skeptiker
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Zitat: |
Originally posted by Harry
Zitat: |
Original von Skeptiker
Ich hab es selbst geschrieben.
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Ich bin leider nicht im Besitz der "FreidenkerIn" 05/4. Vielleicht kannst du deine Definition der freidenkerischen Weltanschauung - zumindest auszugsweise - hier in diesem Forum veröffentlichen. Danke! |
Es hat ein bisschen gedauert, aber ich habe es geschafft die aktuelle Version des Leitbilds und der Grundsätze der Allianz für Humanismus und Atheismus in die Filebase upzuloaden.
Leitbild und Grundsätze von AHA
Sie entsprechen den Grundsätzen des Freidenkerbunds fast aufs Wort. Sie sind jedoch in einigen wenigen Punkten erweitert worden.
__________________ Zweifel schützt vor Lügen
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14.01.2011 21:00 |
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Harry
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Zitat: |
Original von Skeptiker
Es hat ein bisschen gedauert, aber ich habe es geschafft die aktuelle Version des Leitbilds und der Grundsätze der Allianz für Humanismus und Atheismus in die Filebase upzuloaden.
Sie entsprechen den Grundsätzen des Freidenkerbunds fast aufs Wort. Sie sind jedoch in einigen wenigen Punkten erweitert worden. |
Hallo Skeptiker,
vielen und herzlichen Dank für deine Mühe. Anscheinend liege ich mit meiner Definition der freidenkerischen Mentalität nicht sehr weit daneben.
MfG,
Harry
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14.01.2011 21:42 |
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Ramon
Normaler Mensch
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Zitat: |
Original von Skeptiker
Ich hab es selbst geschrieben.
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__________________ "Man fragt sich nur besorgt, was die Sowjets anfangen werden, nachdem sie ihre Bourgeois ausgerottet haben.“
Sigmund Freud
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13.01.2011 08:40 |
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Ramon
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Das Problem ist doch, dass sich die von Dir angesprochen Extremisten, vermutlich selber nie also solche sehen und bezeichnen würden.
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08.01.2011 16:02 |
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Harry
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@ Ramon:
Du hast mit hoher Wahrscheinlichkeit Recht, denn Selbstkritik gehört sicher nicht zu den Stärken von Extremisten. Allerdings bin ich auch davon überzeugt, dass Extremisten schon in der Lage sind, ihr Weltbild als unterschiedlich zu dem ihrer Mitmenschen zu begreifen. Daraus kann m. E. natürlich auch eine (extrem) oppositionelle Haltung von Extremisten zu Menschen resultieren, die ein anderes Weltbild haben, sei es nun auf politischer oder religiöser Ebene.
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09.01.2011 10:12 |
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Ramon
Normaler Mensch
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Zitat: |
Original von Harry
@ Ramon:
Du hast mit hoher Wahrscheinlichkeit Recht, denn Selbstkritik gehört sicher nicht zu den Stärken von Extremisten. Allerdings bin ich auch davon überzeugt, dass Extremisten schon in der Lage sind, ihr Weltbild als unterschiedlich zu dem ihrer Mitmenschen zu begreifen. Daraus kann m. E. natürlich auch eine (extrem) oppositionelle Haltung von Extremisten zu Menschen resultieren, die ein anderes Weltbild haben, sei es nun auf politischer oder religiöser Ebene. |
Die Unterschiede, was das Weltbild anbelangt, halte ich für weit weniger gefährlich, als den Unterschied, den ein unterschiedliches Menschenbild hervorruft. Wenn jemand glauben will, dass das Universum durch einen "Schöpfungsakt" entstanden ist, dann ist das an sich ja noch kein Problem; wenn er aber der Meinung ist, jeder, der nicht seine Ansichten teilt, wäre gar kein Mensch und dürfte deswegen einfach abgeknallt werden, dann wird er womöglich früher oder später Probleme bekommen.
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10.01.2011 16:39 |
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nicolai
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...anständige Freidenker haben vor allem an das Dogma des "es kann keine Götter geben" zu glauben und Richard Dawkins, den Propheten zu ehren und ihr Denken diesbezüglich zu gestalten; vor allem ist zu beachten, daß sich die "Freiheit des Denkens" natürlich nur auf die Religionen zu beschränken hat, denn allumfaßendere Freiheit der Denkprozeße könnte die gottgegebene Ordnung der Dinge in Frage stellen und wäre somit dem Gedanken des "Freidenkens" abträglich, was undenkbare Folgen nach sich ziehen würde. Und da "freies Denken" sich primär auf die Möglichkeit beschränken sollte, sich die jeweils genehmsten Vordenker auszuwählen ist von der Produktion eigener Gedanken, seien sie nun "frei" oder nicht tunlichst abzusehen, wo kämen wir denn da hin, wenn jeder dächte, wie er wollte, ohne seine Gedanken im Sinne eines geregelten "Freien Denkens" einzuschränken...
__________________ ...natürlich hab´ ich leider recht !
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09.01.2011 17:21 |
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Harry
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@ nicolai:
Ich denke nicht, dass "FreidenkerInnen" an irgendwelche Dogmen zu glauben haben, denn ein Denken, das durch Dogmen stark determiniert ist, wäre ja kein wirklich freies Denken mehr. An das von dir explizit erwähnte Dogma: "Es kann keine Götter geben", glauben auf Grund ihrer metaphysischen Lehren wohl eher Juden, Christen und Moslems. Darüberhinaus wird von dir die Gruppe der AgnostikerInnen, die ja auch zum breiten Spektrum des Freidenkertums gehört, völlig ausgeklammert.
Es ist mir auch völlig neu, dass Richard Dawkins von FreidenkerInnen als "Prophet" verehrt werden muss. Gerade bei Glaubensgemeinschaften nehmen FreidenkerInnen - zumindest nach meinem derzeitigen Wissensstand - eher keine geistigen Anleihen. Es steht FreidenkerInnen jedoch frei, sich mit den Thesen und Erkenntnissen von Richard Dawkins intensiv auseinanderzusetzen und diese gegebenenfalls zu übernehmen.
Zu den Grenzen des "freien" Denkens: Damit habe ich gemeint, dass FreidenkerInnen bei offensichtlichen Extremisten jeder Art keine "Denkanleihen" nehmen sollten, also diesbezüglich ihr "freies" Denken freiwillig bestimmten Grenzen unterwerfen sollten. Extremisten - sowohl politische als auch religiöse - stehen der sprachlichen und schriftlichen Formulierung freier Gedanken mit hoher Wahrscheinlichkeit doch eher diametral gegenüber, würden daher ein "freies" Denken, besser: die Artikulierung desselben, nach Möglichkeit wohl mit ziemlicher Sicherheit stark einschränken.
Zitat von Kismet:
" Angewendet auf Religion, Poltik, etc. schließt das dann gewisse Ansichten aus. Also folgt durchaus ein gewisses, wenn auch nicht fixes, politisches Weltbild aus dem 'Freidenken' ".
Du meinst doch sicherlich, dass so ein politisches Weltbild auf dem Fundament der Menschenrechte steht. Also gebe ich dir Recht.
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09.01.2011 18:17 |
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nicolai
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...i hoits ned aus - der hot des wiakli ernst gnummen...
__________________ ...natürlich hab´ ich leider recht !
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09.01.2011 19:05 |
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landlerin
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Tja, lieber Nicolai....Steirermen san very good...........
landlerin
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09.01.2011 20:46 |
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Harry
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Zitat von nicolai:
" ...i hoits ned aus - der hot des wiakli ernst gnummen... "
Lieber Nicolai,
ich habe deine Zeilen durchaus ernst genommen und nicht als Satire betrachtet, denn: Deine Argumentationslinie wird realiter von "kirchentreuen Schäfchen" sehr häufig verwendet. Darüber hinaus wird unser "Dialog" ja auch von anderen Usern verfolgt, die sich vielleicht nicht nur sarkastische, sondern auch seriöse Beiträge zum Thema wünschen.
Liebe Grüße,
Harry
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10.01.2011 08:33 |
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nicolai
Superintelligenz
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...also nach über 500 Beiträgen in einem ketzerischen Forum und noch immer darin anwesend (d.h. noch immer nicht von den anderen Ketzern gelyncht geworden) glaube ich behaupten zu können, daß meine Wenigkeit irgendwie nicht das darstellt, was man landläufig als "kirchentreues Schäfchen" zu bezeichnen pflegt...
;nicht einmal die Bezeichnung "großer, böser Wolf" würde mir gerecht, da ich nicht nur Herden, sondern auch Rudel ablehne - am ehesten stünde mir, so denke ich, noch ein Vergleich mit einem griesgrämigen, alten Höhlenbären an, dem es ziemlich egal ist, ob er jetzt ein paar Schafe reißt oder gleich den (zumeist ungleich nahrhafteren) Schäfer frißt...
__________________ ...natürlich hab´ ich leider recht !
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10.01.2011 19:14 |
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atlana
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bitte, lieber höhlenbär, bleib doch, wir treiben dir schon ein paar schäfer auf (hast übrigens recht - kein vergleich, und man hat hinterher keine wolle zwischen den zähnen)
__________________ ubi dubium ibi libertas
The past is a foreign country; they do things differently there. (L. P. Hartley)
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10.01.2011 19:46 |
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Ramon
Normaler Mensch
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Zitat: |
Original von nicolai
am ehesten stünde mir, so denke ich, noch ein Vergleich mit einem griesgrämigen, alten Höhlenbären an, dem es ziemlich egal ist, ob er jetzt ein paar Schafe reißt oder gleich den (zumeist ungleich nahrhafteren) Schäfer frißt...
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Unser rotes Gummibärchen.
__________________ "Man fragt sich nur besorgt, was die Sowjets anfangen werden, nachdem sie ihre Bourgeois ausgerottet haben.“
Sigmund Freud
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11.01.2011 08:36 |
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