Skeptiker
Professor/in+
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Auf kreuz.net wird gerade über die Empfehlung der berner Stadtregierung geschlechterneutrale Bezeichnungen zu verwenden, hergezogen.
Insbesondere der Ersatz von Vater und Mutter durch Elter, Fußgängerstreifen durch Zebrastreifen, Anfängerkurs durch Einstiegskurs u.a. erregt die Gemüter.
Ich hab folgenden Text gepostet:
Zitat: |
Fachsprachlich heißt es schon lange Elter. In der Biologie ist das schon lange so. Bei uns in Österreich heißt es schon immer Zebrastreifen. Das ist also auch kein Wortungetüm. Einstiegskurs ist m. E. eine schöne neutrale Bezeichnung. Klingt nicht gekünstelt. Anwenderbezogen in anwendungsbezogen zu verwandeln ist schlicht ein logischer Fehler, da ersteres eine Person anzeigt und zweiteres eine Handlung. Aber warum nicht das gebräuchliche Wort individuell verwenden? Geht doch gut!
Im Frauenfußball den Begriff Mannschaft zu verwenden klingt affig. Frauschaft aber auch. Also wenn man hier Team oder Gruppe verwendet, dann kann man das bei den Männern auch. Allgemein verstehe ich nicht, dass sich eine der Caritas verpflichtete Gruppe gegen geschlechterneutrale Bezeichnungen wendet. Insbesondere, da es nicht um religiöse Angelegenheiten geht. Hier muss doch die provokante Frage gestellt werden: „Was haben Christen gegen Frauen?“ |
Interessant finde ich folgende Wortmeldung:
Zitat: |
… MÄNNLICHE VORNAMEN WERDEN BALD EBENSO VERBOTEN … WOHER KOMMT DIESER GENDER-WAHN? … AUS DEN KRANKEN KÖPFEN VON HOMO-PERVERSEN IDEOLOGEN … NUR IN EINER UNNATÜRLICHEN GESELLSCHAFT FÄLLT IHR UNNATÜRLICHER LEBENSSTIL NICHT AUF … HOMOS SIND DIE NAZIS DES 21. JAHRHUNDERTS … STOPPT DEN HOMO-FASCHISMUS … |
Nicht dass hier ein relevantes Argument fällt, aber es zeigt, wie einige Fundamentalisten denken und zu welch starker Aggression sie neigen.
__________________ Zweifel schützt vor Lügen
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06.06.2010 12:44 |
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nicolai
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...also ich find´ da schon ein relevantes "Argument", nämlich die durchaus berechtigte Frage nach dem "woher" des fröhlich herumwuchernden "Genderwahns", der auch bei uns so geniale Blüten getrieben hat wie etwa "Landeshauptfrau"...
...wird´s dann bei der Armee auch bald heißen "Frau LeutnantIN" oder "Frau HauptFRAU" ? Ich finde, man kann´s auch übertreiben, und mit sprachlich dummen, dafür aber politisch korrekten Formulierungen schafft man keine Gleichberechtigung der Geschlechter, die resultiert nämlich aus persönlicher Einstellung und wird nicht durch Worte, sondern durch Taten ausgedrückt...
__________________ ...natürlich hab´ ich leider recht !
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06.06.2010 13:42 |
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Skeptiker
Professor/in+
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Zitat: |
Original von nicolai
...also ich find´ da schon ein relevantes "Argument", nämlich die durchaus berechtigte Frage nach dem "woher" des fröhlich herumwuchernden "Genderwahns", der auch bei uns so geniale Blüten getrieben hat wie etwa "Landeshauptfrau"...
...wird´s dann bei der Armee auch bald heißen "Frau LeutnantIN" oder "Frau HauptFRAU" ? |
Ich erkenne keine Blüte in der Bezeichnung "Landeshauptfrau", aber sehr wohl in der Anrede "Frau Landeshauptmann". Auch die Anrede "Frau Landeshauptmännin" kann mich nicht überzeugen.
Dass es keine weibliche Form von Leutnant gibt, zeigt wie sehr wir ein Umdenken brauchen. Genderwahn erkenne ich keinen, aber sehr wohl eine Genderphobie.
Zitat: |
Original von nicolai
Ich finde, man kann´s auch übertreiben, und mit sprachlich dummen, dafür aber politisch korrekten Formulierungen schafft man keine Gleichberechtigung der Geschlechter, die resultiert nämlich aus persönlicher Einstellung und wird nicht durch Worte, sondern durch Taten ausgedrückt... |
Sprechen ist eine Form der Tat. In der Sprache ist es sehr leicht neutral zu formulieren. Viel schwieriger ist es Gleichberechtigung dort einzuführen, wo sie gegen die männlichen Eigeninteressen steht. Ich bezweifle die Lauterkeit von Menschen, die nicht einmal in der Sprache bereit sind Gleichberechtigung zu üben.
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06.06.2010 14:09 |
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nicolai
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Ich bezweifle eher die Lauterkeit von Personen, die "politisch korrekt" sprechen, aber Frauen nicht den gleichen Lohn zahlen wie Männern, Ausländern und Farbigen keine Wohnung vermieten oder solche unter diversen Vorwänden nicht einstellen, daheim zeitungslesend oder fernsehend der ebenfalls berufstätigen Frau beim Haushaltführen und Essenkochen zusehen oder, ums mit Josef Hader zu sagen, "wollen, daß ihr Stöhnen von seinen Bewegungen abhängig ist", etc.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, Gleichberechtigung entsteht im Kopf, und nicht in sprachllicher Formulierung !
__________________ ...natürlich hab´ ich leider recht !
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06.06.2010 14:47 |
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Skeptiker
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Zitat: |
Original von nicolai
Ich bezweifle eher die Lauterkeit von Personen, die "politisch korrekt" sprechen, aber Frauen nicht den gleichen Lohn zahlen wie Männern, Ausländern und Farbigen keine Wohnung vermieten oder solche unter diversen Vorwänden nicht einstellen, daheim zeitungslesend oder fernsehend der ebenfalls berufstätigen Frau beim Haushaltführen und Essenkochen zusehen oder, ums mit Josef Hader zu sagen, "wollen, daß ihr Stöhnen von seinen Bewegungen abhängig ist", etc.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, Gleichberechtigung entsteht im Kopf, und nicht in sprachllicher Formulierung ! |
Wenn sprechen pro ist und tun contra, braucht man nichts bezweifeln. Die Diskrepanz ist offensichtlich. Ich bezweifle, das Pro der Leute hinsichtlich Gleichberechtigung, welche nicht einmal bereit sind ihre Sprache ein klein wenig zu ändern.
Gleichberechtigung entsteht im Kopf. Ja. Aber Gedanken von Sprache zu trennen, ist Illusion. Wer also die Gleichberechtigung in die Kopfe bringen will, muss das über die Sprache tun.
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06.06.2010 15:25 |
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nicolai
Superintelligenz
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Zitat: |
Original von Skeptiker
. Aber Gedanken von Sprache zu trennen, ist Illusion. Wer also die Gleichberechtigung in die Kopfe bringen will, muss das über die Sprache tun. |
...ich darf als Beispiel etwa Politiker und die meisten Personen des öffentlichen Lebens anführen, welche sich in der Öffentlichkeit sehr wohl eines "politisch korrekten" Sprachgebrauchs bedienen, im privaten Bereich aber durchaus die Ansicht vertreten können, daß "das Weib an den Herd gehört und sich mit der Gebärung und Aufzucht des Nachwuchses zu befassen habe"...
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12.06.2010 09:29 |
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Ramon
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Zitat: |
Original von nicolai
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, Gleichberechtigung entsteht im Kopf, und nicht in sprachllicher Formulierung ! |
Das mag schon sein, aber die Krawattenträger von McKinsey wollen doch auch weiterhin mit Porsche und Mercedes durch die Gegend fahren.
__________________ "Man fragt sich nur besorgt, was die Sowjets anfangen werden, nachdem sie ihre Bourgeois ausgerottet haben.“
Sigmund Freud
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06.06.2010 16:46 |
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atlana
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das ist in österreich gar nicht so einfach. bei uns kann im sprachgebrauch die "frau staatsanwalt" durchaus die frau vom staatsanwalt sein, nicht die staatsanwältin. insofern ist frau staatsanwältin wohl deutlicher.
es dürfte auch in anderen sprachen genauso geregelt sein; italienische professorinnen an unserer uni haben auf den namensschildern an den büros durchaus "dr.essa" vor ihrem namen stehen.
aber ein weibliches wesen als irgendwasmann zu bezeichnen, geht mir gegen das sprachgefühl. ich sage ja auch nicht hebammerich, sondern geburtshelfer.
__________________ ubi dubium ibi libertas
The past is a foreign country; they do things differently there. (L. P. Hartley)
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06.06.2010 17:15 |
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landlerin
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In der Landwirtschaft gibt es die Möglichkeit in den verschiedenen Hauptproduktionssparten eine Meisterprüfung abzulegen. Vorher kam die Lehre, meistens Heimlehre am elterlichen Bauernhof, Berufsschule, Facharbeiter, bzhw. Gehilfenprüfung, und nach Fachschulbesuch und Praxis, die Möglichkeit, die Meisterprüfung abzulegen. Und noch vor 15-20 Jahren war da die totale Geschlechtertrennung gegeben. Also hatte eine "brave" Bauerntochter eine Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft zu werden und dann auf den Glückstreffer Landwirtschaftsmeister, denn das Ablegen dieser Prüfung war lange nur Jungbauern gestattet, via ländliches Fortbildungswerk, zu warten.
Also sehr wie das christliche Leben zu sein hat......
Ich bin eine passable Köchin, aber meine Heimlehre (meine Mutter wurde damals als Lehrfrau bezeichnet) mit der Gehilfenprüfung für ländliche Hauswirtschaft(welch ein eigentlich herabmindernder Ausdruck)
zu beenden, kam mir damals nicht in den Sinn, und Mutter fand ihren Titel einfach nur lächerlich.....
Es kam wie es wohl bei mir zumindest, kommen musste......nach der Hofübernahme habe ich nach 5 Praxisjahren mit einer Burschenberufsschulklasse( Durchschittsalter 18-19) die Facharbeiterprüfung Landwirtschaft abgelegt, und ein knappes Jahr darauf die(damals eigentlich den Männern vorbehaltene) Landwirtschaftsmeisterprüfung. Und dass im Vorbereitungskurs auch noch eine 2. Frau gewesen ist, galt für manche schon fast wie der kommende Weltuntergang
.....
Bei den Absolventen dieses Jahrganges in NÖ waren damals etwa 100 Männer und ganze 2 Frauen......
Als wir schliesslich unsere Meisterbriefe in den Händen hielten, stand da in schöner Zierschrift "Landwirtschaftsmeister", und die Landwirtschaftskammerobrigkeit hat sich dabei etwas gewunden, beim "Herzlichen Glückwunsch, Frau Meister"
Es haben sich aber auch einige Verwandte, Bauern und auch Bäuerinnen damit ein wenig schwer getan, dass auf einmal da ein paar "Weiber" waren, welche aus der Tradition des war immer schon a so....raus sind.
Heute ist es für eine Frau in der Landwirtschaft selbstverständlich dass sie, wenn sie eine Meisterprüfung ablegt, dies im Fachbereich Landwirtschaft tut.
Und was Kreuznet und wer weiss ich was dazu sagt, wird denen genauso egal sein, wie es uns damals gewesen ist.
landlerin
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06.06.2010 20:31 |
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