Skeptiker
Professor/in+
Dabei seit: 27.09.2007
Beiträge: 1.137
Herkunft: Wen interessiert´s?
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Es ist doch eigenartig, dass die größten Diktatoren und Eroberer immer wieder gnädige Urteile vor der Geschichtsschreibung finden. Die Bewunderung weicht der Abscheu vor den Gräueltaten der Unmenschen. Alexander hat einen Krieg nach dem anderen gefochten und konnte nur vom Tod gestoppt werden. Shihuangdi - der erste Kaiser Chinas - eroberte alle anderen Reiche Chinas binnen einem Jahrzehnt, erließ Gesetze mit drakonischen Strafen, ließ die konfuzianischen Schriften verbrennen und die konfuzianischen Gelehrten begraben. Cäsar war ein Machtpolitiker, der die Demokratie beseitigte. Dschingis Khan eroberte ein Reich nach dem anderen und wurde zum größten Massenmörder des Mittelalters. Napoleon wurde nicht müde einen Krieg nach dem anderen zu führen und krönte sich zum Kaiser 15 Jahre nach der Abschaffung der Monarchie in Frankreich. Mao Tsetong hat eine Hungerskatastrophe mit seiner Politik ausgelöst, der Millionen Chinesen das Leben kostete.
Alle diese Diktatoren werden heute mehr positiv gesehen als negativ. Zugegeben manche vornehmlich im eigenen Land, aber das ändert nichts am Grundsätzlichen. Wenn man als Diktator unter den anderen Diktatoren herausragt, wird sogar Gutes über ihn geschrieben. Das erinnert mich an Macchiavellis "Der Fürst". Er rät darin seinem Fürsten, falls er ein Land erobert, die gegnerische Führungsspitze gänzlich hinrichten zu lassen. Dann sollte der Fürst streng herrschen. Jede Milde, die er dann zeigt, würde positiv ausgelegt werden, bis schließlich der strenge Diktator in den Augen der Untertanen als gütiger Übervater dasteht. Umgekehrt warnte er, den Untertanen von Anfang an mit Milde zu begegnen. Diese Milde würde mit der Zeit selbstverständlich sein. Jede Erhöhung von Steuern - und sei sie noch so notwendig - würde Unmut hervorrufen und schließlich würde der milde Fürst als schlechter Herrscher dastehen.
Seh ich das falsch oder ist wirklich was dran an diesem Bild?
Spiegel-Artikel
__________________ Zweifel schützt vor Lügen
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28.12.2007 03:15 |
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SonOfAPreacherman
Student/in+
Dabei seit: 05.10.2007
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Herkunft: aus der Evolution
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Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und urteilt daher selten absolut.
Wenn es ihm gut geht, also mit dem Herrscher der von Anfang an Milde walten lässt, wird er alles beklagen, was der Herrscher gegen seinen Willen durchsetzt.
Geht der Herrscher aber von Anfang an rigoros vor, ist der Mensch an die eher schlechte Situation gewohnt und freut sich über jede positive Veränderung. Dann ist er der gütige Übervater, wie du schreibst.
An diesem Bild ist meines Erachtens was dran, denn es ist alles nur eine Frage der Gewohnheit.
__________________ Heiliger Stuhl ist auch nur Scheisse
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28.12.2007 08:24 |
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Ramon
Normaler Mensch
Dabei seit: 23.11.2008
Beiträge: 7.451
Herkunft: Niederbayern
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Mao, Stalin, Hitler, Napoleon, Caesar....
Wenn ich diese Liste, die man jederzeit noch um hundert Namen verlängern könnte, so lese, dann stimme ich der Aussage von Eibl-Eibesfeldt zu, wenn er sagt, daß es beim menschlichen Machtstreben keine Sättigung gibt.
__________________ "Man fragt sich nur besorgt, was die Sowjets anfangen werden, nachdem sie ihre Bourgeois ausgerottet haben.“
Sigmund Freud
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24.11.2008 09:18 |
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hanse
Bakkalaureus
Dabei seit: 21.09.2008
Beiträge: 136
Herkunft: Österreich
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Zitat: |
Originally posted by Skeptiker
Es ist doch eigenartig, dass die größten Diktatoren und Eroberer immer wieder gnädige Urteile vor der Geschichtsschreibung finden. Die Bewunderung weicht der Abscheu vor den Gräueltaten der Unmenschen. Alexander hat einen Krieg nach dem anderen gefochten und konnte nur vom Tod gestoppt werden. Shihuangdi - der erste Kaiser Chinas - eroberte alle anderen Reiche Chinas binnen einem Jahrzehnt, erließ Gesetze mit drakonischen Strafen, ließ die konfuzianischen Schriften verbrennen und die konfuzianischen Gelehrten begraben. Cäsar war ein Machtpolitiker, der die Demokratie beseitigte. Dschingis Khan eroberte ein Reich nach dem anderen und wurde zum größten Massenmörder des Mittelalters. Napoleon wurde nicht müde einen Krieg nach dem anderen zu führen und krönte sich zum Kaiser 15 Jahre nach der Abschaffung der Monarchie in Frankreich. Mao Tsetong hat eine Hungerskatastrophe mit seiner Politik ausgelöst, der Millionen Chinesen das Leben kostete.
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Das sind große Vorbilder. Viele Meschen hätte gerne viel Macht.
__________________ Analogien schwammen Fettaugen gleich an der Oberfläche der mentalen Suppe. - Terry Pratchett Voll im Bilde S.216
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24.11.2008 10:39 |
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atlana
Weiser/Weise
Dabei seit: 15.07.2008
Beiträge: 3.165
Herkunft: heiliges land
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Zitat: |
Original von hanse
Zitat: |
Originally posted by Skeptiker
Es ist doch eigenartig, dass die größten Diktatoren und Eroberer immer wieder gnädige Urteile vor der Geschichtsschreibung finden. Die Bewunderung weicht der Abscheu vor den Gräueltaten der Unmenschen. Alexander hat einen Krieg nach dem anderen gefochten und konnte nur vom Tod gestoppt werden. Shihuangdi - der erste Kaiser Chinas - eroberte alle anderen Reiche Chinas binnen einem Jahrzehnt, erließ Gesetze mit drakonischen Strafen, ließ die konfuzianischen Schriften verbrennen und die konfuzianischen Gelehrten begraben. Cäsar war ein Machtpolitiker, der die Demokratie beseitigte. Dschingis Khan eroberte ein Reich nach dem anderen und wurde zum größten Massenmörder des Mittelalters. Napoleon wurde nicht müde einen Krieg nach dem anderen zu führen und krönte sich zum Kaiser 15 Jahre nach der Abschaffung der Monarchie in Frankreich. Mao Tsetong hat eine Hungerskatastrophe mit seiner Politik ausgelöst, der Millionen Chinesen das Leben kostete.
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Das sind große Vorbilder. Viele Meschen hätte gerne viel Macht. |
ja, das glaube ich auch. da sind sicher psychologische momente dabei, oder auch politische. eine südtiroler kollegin von mir im alexanderseminar hat die these aufgestellt, ein gesundes volk brauche raum und weil südtirol genauso unterdrückt (!!!) wie die griechen (!!!) wäre, könnten sich heutige politiker von alexander was abschauen... kompensationsphantasie nennt man das dann wohl.
mir kommt sogar vor, als ob das einfach nur die vergrößerte variante dessen wäre, was leute dazu treibt, hannibal lecter faszinierend zu finden, sich für leute wie jack unterweger zu interessieren und dergleichen.
es ist sozusagen das gegenteil von arendts banalität des bösen.
__________________ ubi dubium ibi libertas
The past is a foreign country; they do things differently there. (L. P. Hartley)
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06.02.2009 15:10 |
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Pata01
Gymnasiast/in
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Warum wird Hitler gehasst und Stalin "vergöttert",
obwohl beide ihr eigenes Volk massakrierten?
Weil Geschichte immer von Sieger geschrieben wird.
__________________ Sprich die Wahrheit oder lebe in Ignoranz.
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06.02.2009 14:23 |
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arminoacid
Gymnasiast/in
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frag mich nur von wem stalin "vergöttert" wird.
im übrigen finden den adi auch genug leute toll, so einfach würd ich das nicht darstellen
und ich glaube auch nicht das man das mit der "vorbildwirkung" so einfach sehen kann. persönlichkeiten wie serienkiller oder verrückte diktatoren sind einfach interessant weil sie extrem von der norm abweichen. als (zumindest für diese begriffe) halbwegs normaler mensch ist es nicht ungewöhnlich von solchen menschen fasziniert zu sein, dewegen muss ich sie aber noch lange nicht bewundern oder beneiden. ich würde mal behaupten das besonders abartige dinge (zb verbrechen) fast niemanden kalt lassen, siehe medien im fall fritzl um nur ein beispiel zu nennen.
bei diktatoren ist macht natürlich wichtig, interessant finde ich das große oder gar absolute macht bis jetzt noch niemandem besonders gut bekommen ist. insifern ist sie vl gar nicht so erstrebenswert.
__________________ ich sag es ja nicht gern aber niveau ist keine hautcreme
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19.02.2009 16:28 |
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