atlana
Weiser/Weise
Dabei seit: 15.07.2008
Beiträge: 3.165
Herkunft: heiliges land
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oskar panizza schrieb 1893 die "antikatholische groteske" (wikipedia) Das Liebeskonzil. es geht darum, daß gott den teufel die syphilis in form einer frau erfinden läßt, um sie dann in den vatikan von papst alexander VI zu schicken.
schon zu lebzeiten des autors wurde das werk beschlagnahmt und es gab prozesse darum und in der manier ist es auch nach dem tod des autors weitergegangen.
es gab auch eine verfilmung durch werner schroeter in den 1980ern, was auch wieder einen sturm der entrüstung ausgelöst hat, unter anderem auch in österreich:
"Völlig überraschend kam im Mai 1985 ein Verbot des Filmes durch die Tiroler Landesregierung, weil er die christliche Religion beleidige. Als das Otto-Preminger-Institut für audiovisuelle Mediengestaltung (OPI) das Liebeskonzil sechs Abende in ihrem Kino in Innsbruck zeigen wollte, erstattete die katholische Diözese Anzeige gegen den Direktor des OPI, Dietmar Zingl, und fand die Unterstützung des Staatsanwalts. Trotz harscher Reaktionen der österreichischen Presse wurde der Film, wie kurze Zeit vorher Das Gespenst von Herbert Achternbusch, in Tirol verboten. 1994 bestätigte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte diese Entscheidung.[43] (wikipedia)
was zum kuckuck geht den europäischen gerichtshof für menschenrechte das an? ist künstlerische freiheit kein menschenrecht?
und wie kann es sein, daß 1994 (!!!) so ein urteil gefällt wird? allein in unserer universitätsbibliothek gibt’s mehrere ausgaben davon, die für jedermann zugänglich sind und angesichts der erscheinungsdaten in den siebzigern und achtzigern auch 1994 für jeden zugänglich waren. warum soll man dann die verfilmung nicht zeigen dürfen? ich kann mir nicht vorstellen, daß die verfilmung schlimmer ist als so mancher hollywoodschinken, der damals im schwange war.
__________________ ubi dubium ibi libertas
The past is a foreign country; they do things differently there. (L. P. Hartley)
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09.08.2009 11:32 |
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wgroiss
Dozent/in
Dabei seit: 24.07.2008
Beiträge: 833
Herkunft: Österreich
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Oskar Panizza sass für dieses sehr lustige Werk auch in München 1 Jahr im Gefängnis. In Österreich war es bis in die 1960er-Jahre (glaube ich) wegen Gotteslästerung verboten. Na ja, solange man vor Gericht "vor Gott" schwören muss, kein Wunder.
Will man sich als Künstler über Kirche und Religion "lustigmachen" (kritisch hinterfragen), muss man subtiler zu Werk gehen. Ein herausragendes Beispiel bildet dazu der Film von Arabal "Ich werde rennen, wie ein verrücktes Pferd". Meiner Meinung nach, eine absurd bis perverse Nacherzählung des Neuen Testaments. Das wurde aber nicht erkannt! Der Film wurde daher als unsinniges surreales Machwerk abgetan. Ohne diese meine Interpretation macht er tatsächlich keinen Sinn und wurde daher auch nicht verboten!
__________________ Religiöser Wahn ist eine psychische Krankheit die zum Tode führen kann.
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09.08.2009 13:46 |
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