Ramon
Normaler Mensch
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Heute auf Phoenix um 15.45 Uhr
Historische Ereignisse
22.02.1943 - Hinrichtung der Geschwister Scholl
__________________ "Man fragt sich nur besorgt, was die Sowjets anfangen werden, nachdem sie ihre Bourgeois ausgerottet haben.“
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22.02.2009 09:18 |
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Friedrich Maximillian
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Wäre Anlass für einen inneren Schweinehund-Selbtstest.
Also:
Wieviel Widerstand hätten wir selber in dieser Diktatur geleistet?
Hätten wir überhaupt und wenn wieviel?
Wenn ja, dann würde uns unsere Familie (wenn vorhanden) die ja extrem gefährdet sein würde, egal sein?
Ist es überhaupt verwerflich, wenn man nicht Leib und Leben riskiert hat, und auf Durchkommen gespielt hat?
Hätte man sich von den Großveranstaltungen mitreißen lassen?
Hätte man denunziert um die größere Wohnung zu bekommen?
Hätte man jüdische Mitbürger auf dem Dachboden versteckt, bei Entdeckung mit ihm nach Auschwitz gefahren?
Wären wir der Propaganda erlegen und treue Bürger des tausendjährigen Reichs geworden?
Wären wir NSDAP Mitglieder geworden?
Wenn wir die idiotische Schreierei als Blödsinn erkannt hätten, wären wir so mutig gewesen, diese Erkenntnis anderen mitzuteilen?
???????????????????????????????
Mit schwarzen Wolken in der Seele
Fritz
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22.02.2009 14:43 |
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atlana
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Ich tue mich schwer, jemandem das nichtstun vorzuwerfen.
Dagegen werfe ich den menschen sehr wohl vor, wenn sie jahrzehnte danach immer noch sich selbst ins gesicht lügen, sie hätten nichts gewußt.
Im rahmen eines praktikums habe ich in lübeck auf mikrofilm alle ausgaben des lübecker generalanzeigers in diesen jahren gelesen. Das ist kein naziblatt, sondern eine ganz normale tageszeitung, ziemlich genau vergleichbar mit den regionalen tageszeitungen der heutigen zeit. Von lokalen bis internationalen nachrichten, von chronik bis zu kochrezepten und frauenseite, von rätsel bis comic eine völlig normale zeitung.
Seitdem lasse ich mir nicht mehr erzählen, man hätte von nichts gewußt. Wenn man in lübeck über arisierungen und kz in der zeitung lesen konnte, konnte man das sonst auch. In g. knopps buch über die ss ist im bildteil eine illustrierte abgebildet, die eine fotostory über dachau gebracht hat. Und das projekt "nachrichten" rückt auch manche dinge gerade.
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23.02.2009 09:04 |
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wgroiss
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Natürlich haben alle halbwegs intelligenten Menschen damals gewusst, was da passiert. Das habe ich als Jugendlicher aufgrund meiner Fragen an Erwachsene bereits erfahren. Allerdings wurde, verständlicherwiese, dieses Wissen verdrängt. Es war aber den Menschen klar, dass die abtransportierten jüdischen Nachbarn und Nachbarinnen nie wieder zurückkommen werden, weil sie in den KZ's umgebracht werden. Lediglich die Art und Weise, wie sie umgebracht wurden, war vielen unbekannt. Vom Vergasen haben sie wahrscheinlich nichts gewusst, vom Umbringen aber sehr wohl.
__________________ Religiöser Wahn ist eine psychische Krankheit die zum Tode führen kann.
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23.02.2009 13:09 |
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atlana
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schon allein die argumentation der menschen beweist es.
behauptung 1: Man hat ja nichts gewußt, wie hätte man was wissen können?
behauptung 2: Man durfte ja nichts tun oder sagen, sonst wäre man im kz vergast worden.
Na, was denn jetzt? entweder man wußte nichts, dann hätte man allerdings auch fröhlich hitler beleidigen und bbc hören dürfen, oder man wußte es und hat aus selbstschutz nichts getan. beides geht nicht.
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23.02.2009 13:29 |
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Ramon
Normaler Mensch
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Zitat: |
Original von atlana
schon allein die argumentation der menschen beweist es.
behauptung 1: Man hat ja nichts gewußt, wie hätte man was wissen können?
behauptung 2: Man durfte ja nichts tun oder sagen, sonst wäre man im kz vergast worden.
Na, was denn jetzt? entweder man wußte nichts, dann hätte man allerdings auch fröhlich hitler beleidigen und bbc hören dürfen, oder man wußte es und hat aus selbstschutz nichts getan. beides geht nicht. |
Auch wenn sie von den Vernichtungslagern nichts gewusst haben, so war doch allen klar, daß es sich bei Hitler und seinem Pack um ein totalitäres Regime handelte. BBC zu hören oder Hitler als Arschloch zu titulieren, brachte einem schnell in Berührung mit der Polizei, und jeder, auch wenn er nichts von Auschwitz wußte, konnte sich ausrechnen was das für ihn und seine Familie bedeuten konnte.
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23.02.2009 17:32 |
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Friedrich Maximillian
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Ich wollte Niemanden absolut nichts vorwerfen, ich wollte dezitiert "uns" heute in Sicherheit Lebende ansprechen. Können wir uns in die Lage der damaligen Leute denken? Und vor unserem Gewissen für uns selber feststellen , wie wir damals agiert hätten?
Fritz
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23.02.2009 14:37 |
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Zitat: |
Original von Friedrich Maximillian
Ich wollte Niemanden absolut nichts vorwerfen, ich wollte dezitiert "uns" heute in Sicherheit Lebende ansprechen. Können wir uns in die Lage der damaligen Leute denken? Und vor unserem Gewissen für uns selber feststellen , wie wir damals agiert hätten?
Fritz |
Ich tu mir schwer darauf zu antworten, da ich selbst zu den Verfolgten gehört hätte.
Aber ich war schon entsetzt, als ich vor jahren das Milgram_Experiment las. Entsetzt über die Autoritätsgläubigkeit von Menschen, die andere quälten, nur weil eine Autotitätsperson es ihnen befahl; ohne irgendwelche Strafen oder Sanktionen bei Wiiderstzung befürchten zu müssen.
Nachdem ich das Buch fertiggelesen hatte, überlegte ich mir, wie ich gehandelt hätte.....und dann war ich erschüttert.....ich konnte nicht definitiv ahsschließen, nicht mit gespielt zu haben. Das war ein Wendepunkt meines Lebens.
Wenn man bedenkt, dass unter Druck 30% der Menschen zu Bestien werden können....
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24.02.2009 16:52 |
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wgroiss
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In die Lage der Leute damals sich "hinzudenken" ist schon möglich.
Wir können uns ja zB. auch in die Lage eines Mörders hineindenken, um ein gerechtes Urteil fällen zu können.
Nach 9 Monaten Militärdienst kann ich mich auch in die Situation eines Soldaten hineindenken, der gezwungen ist irgendeinen ihm wildfremden Feind zu erschiessen.
In allen Fällen hat vorher eine Umwertung von im Normalfall überall gleich vorhandenen Werten stattgefunden. "Du sollst nicht töten" wird zu "du sollst töten".
Gefühlsmässig nachvollziehen kann ich das aber nicht.
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24.02.2009 18:25 |
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Soweit bin ich nie gekommen, über Kriegsverbrechen, Denunzuationen und derlei SCheusslichkeiten nachzudenken, Mir hat schon gereicht, dass ich womöglich bei einem solchen Experiment wie dem Milgram-experiment überhaupt mitgemacht hätte, und nicht sofort abgelehnt hätte.
Übrigens gibt es das bekannte Stanford-Prison:Experiment welches abgebrochen werden mußte, weil es zu unglaublichen Eskaltationen kam.
http://de.wikipedia.org/wiki/Stanford-Prison-Experiment
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24.02.2009 18:45 |
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Ramon
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Wenn ich mir die Arbeitsbedingungen bei ALDI und LIDL so ansehe, dann verwundern mich die Ergebnisse der gemachten Experimente nicht wirklich.
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24.02.2009 19:53 |
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atlana
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volle zustimmung.
große teile der modernen arbeitswelt funktionieren auf basis von druck und unterwürfigkeit. die leute trauen sich nichteinmal mehr, arbeitskampfmaßnahmen zu setzen, jedenfalls nicht wie zb in frankreich.
der reichtum macht uns alle arm
armut macht uns handzahm...
(wir sind helden)
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24.02.2009 19:56 |
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Ramon
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Man stelle sich vor, um wie viel selbstbewusster eine alleinerziehende Mutter, die für sich und ihr(e) Kind(er) arbeiten muß, auftreten könnte, wenn es endlich ein Bürgergeld geben würde. Wie schnell wären da Dumpinglöhne und "Firmenphilosophien", die nur auf Ausbeutung und Menschenverachtung ausgerichtet sind, vom Markt verschwunden.
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24.02.2009 20:12 |
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atlana
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was ist bürgergeld? das, was in österreich mindestsicherung heißt?
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24.02.2009 21:52 |
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Ramon
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Original von atlana
was ist bürgergeld? das, was in österreich mindestsicherung heißt? |
Genau!
Jeder Bürger hätte diesen Anspruch von Geburt an.
Ein "monetäres Grundrecht" sozusagen.
Da ich den Menschen für ein soziales Wesen halte, und da jeder demokratische Staat auf diese sozialen Wesen angewiesen ist, und sich auf sie stützt, so braucht der Mensch, neben den schon bekannten Grundrechten, auch das Recht, daß er am sozialen, politischen und kulturellen Leben teilnehmen kann. Dies ist aber nur uneingeschränkt möglich, wenn ihm dies zu jeder Zeit möglich ist.
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25.02.2009 09:52 |
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atlana
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verstehe.
ich kann mich dem auch anschließen, aus dem gedanken heraus, daß der staat die menschen IST.
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25.02.2009 10:19 |
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