wgroiss
Dozent/in
Dabei seit: 24.07.2008
Beiträge: 833
Herkunft: Österreich
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Habe ein altes Interview mit Kardinal Ratzinger vor seiner Wahl gelesen. Darin meinte Ratzinger zum Thema Grossinquisitor:
"Großinquisitor ist eine historische Einordnung, irgendwo stehen wir in der Kontinuität. Aber wir versuchen heut', das was nach damaligen Methoden, zum Teil kritisierbar, gemacht worden ist, jetzt aus unserem Rechtsbewusstsein zu machen. Aber man muss doch sagen, dass Inquisition der Fortschritt war, dass nichts mehr verurteilt werden durfte ohne Inquisitio, dass heißt, dass Untersuchungen statt finden mussten."
Glaubte der wirklich, dass die Inquisition einen Fortschritt darstellte?
__________________ Religiöser Wahn ist eine psychische Krankheit die zum Tode führen kann.
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08.01.2009 19:16 |
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Friedrich Maximillian
Dozent/in+
Dabei seit: 02.12.2007
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Zitat: |
Zitat wgroiss
Glaubte der wirklich, dass die Inquisition einen Fortschritt darstellte? |
Sicher, aber dennoch klingt sein Geschwafl für mich wie eine nachträgliche Verhöhnung der zahlreichen Opfer.
Deshalb singe ich das Lied für die Inquisition: LMAA zur Melodie von YMCA
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08.01.2009 19:38 |
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simplicius
Magister/ra
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Der glaubt das nicht nur, der ist sogar davon überzeugt.
"Ich bringe dich nicht gleich um. Zuerst quäle ich dich, dann bring ich dich um." D.h. : die Show dauert länger, das Vergnügen für die Folterknechte auch. Wahrlich ein Fortschritt im Dienst der Menschlichkeit!
__________________ Religion ist heilbar.
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08.01.2009 21:05 |
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atlana
Weiser/Weise
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diese idee hab ich schon öfter gehört. wird meistens kombiniert mit der - historisch oberflächlich wahren - behauptung, die kirche hätte nie gefoltert udn auch nicht hingerichtet, das wäre alles die weltliche gerichtsbarkeit gewesen...
__________________ ubi dubium ibi libertas
The past is a foreign country; they do things differently there. (L. P. Hartley)
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08.01.2009 23:14 |
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simplicius
Magister/ra
Dabei seit: 28.10.2007
Beiträge: 275
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... die de facto der kirchlichen Gerichtsbarkeit, sprich der Inquisition, unterstellt war.
__________________ Religion ist heilbar.
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08.01.2009 23:34 |
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atlana
Weiser/Weise
Dabei seit: 15.07.2008
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eh. nur hab ich die argumentation in letzter zeit öfter gehört bzw. gelesen.
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09.01.2009 22:36 |
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Ramon
Normaler Mensch
Dabei seit: 23.11.2008
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Zitat: |
Original von wgroiss
Habe ein altes Interview mit Kardinal Ratzinger vor seiner Wahl gelesen. Darin meinte Ratzinger zum Thema Grossinquisitor:
"Großinquisitor ist eine historische Einordnung, irgendwo stehen wir in der Kontinuität. Aber wir versuchen heut', das was nach damaligen Methoden, zum Teil kritisierbar, gemacht worden ist, jetzt aus unserem Rechtsbewusstsein zu machen. Aber man muss doch sagen, dass Inquisition der Fortschritt war, dass nichts mehr verurteilt werden durfte ohne Inquisitio, dass heißt, dass Untersuchungen statt finden mussten."
Glaubte der wirklich, dass die Inquisition einen Fortschritt darstellte? |
Mag es der Herr ruhig für einen Fortschritt halten. Eine Kontinuität zum Grundgesetz und zu den Menschenrechten sehe ich aber nicht. Ihnen liegt ein völlig anderes Menschenbild zugrunde.
__________________ "Man fragt sich nur besorgt, was die Sowjets anfangen werden, nachdem sie ihre Bourgeois ausgerottet haben.“
Sigmund Freud
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09.01.2009 19:47 |
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hakö
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Dabei seit: 13.02.2009
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Also Fortschritt und Religion sind meines Erachtens zwei sich ausschliessende Begriffe.
Man erinnere sich;wann hat die Kirche anerkannt,dass Gallilei recht hatte?
__________________ Ich bin gegen Religion.Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen(Richard Dawkins)
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22.02.2009 07:19 |
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Skeptiker
Professor/in+
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Herkunft: Wen interessiert´s?
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Zitat: |
Original von hakö
Also Fortschritt und Religion sind meines Erachtens zwei sich ausschliessende Begriffe.
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Eine Klasse wollte mich darauf aufmerksam machen, dass die Unterrichtsstunde schon aus sei. Sie wiesen auf die nahe Kirchenuhr hin. Ich erklärte ihnen, dass diese Uhr 800 Jahre zurück geht.
__________________ Zweifel schützt vor Lügen
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22.02.2009 11:10 |
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wgroiss
Dozent/in
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__________________ Religiöser Wahn ist eine psychische Krankheit die zum Tode führen kann.
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22.02.2009 15:34 |
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Friedensreich
Dozent/in
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Alle die die die heilige Inquisition für heilig halten, sollten einmal ins Münchner Nationalmuseum gehen.
Abgesehen davon ist es evident, dass die Folterungen von den weltlichen Machthabern bzw. deren Mitarbeitern durchgeführt wurden. Es gibt sogar detaillierte Tarife wie die einzelnen Folteranwendungen zu entlohnen sind.
Natürlich wurden die z.b.der Hexerei angeklagten von der Kirche an die weltlichen Organe zum Verhör und Verurteilung weitergeleitet.
Interessant ist aber die Vorschrift der Kirche, dass bei der Folter kein Blut fließen sollte, auch sollte der Delinquent nicht bei der Folter sterben, da er ja sonst das Schauspiel der Hinrichtung nicht erleben konnte. Die Kirche ging davon aus, dass Gott einem Gefolterten die Kraft gibt, die vorgeworfenen Taten, wenn er sie nicht begangen hat, auch nicht zu getehen.
Motiviert hat meiner Meinung nach aber auch die Tatsache, dass das Vermögen der Verurteilten zu Gunsten der Kirche und zu Gunsten der weltlichen Herrscher eingezogen wurde. Da hat man also ordentlich zusammengearbeitet und verdient.
Begonnen hat die Inquisition eigentlich mit der Ausrottung der Katharer, einer spartanisch lebenden christlichen Gruppierung. Nachdem nach etwa 100 Jehren, die "Ressource Katharer" ausgegangen war hat man sich den weitverbreiteten Hexenglauben jener zeit zu Nutze gemacht und Hexen/Hexer verfolgt und nach der Folter und Verurteilung- weil Recht muss Recht bleiben-, öffentlich verbrannt. Das hat sicher auch für Volksfeststimmung gesorgt. Heute wäre das eine Attraktion für den Tourismus.
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25.02.2009 22:38 |
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