Der Brunnen ohne Krug unregistriert
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Kirchenglocken: Prozess geht weiter
"Der Prozess um die nächtlichen Glockenschläge des Linzer Mariendoms geht doch weiter. Dem Anrainer, dem das Läuten zu laut war und er deswegen das Gericht angerufen hatte, ist ein Ende Februar geschlossener Kompromiss zu wenig. Er strebt ein Abschalten aller Glocken in der Nacht und dazu eine Entscheidung im Namen der Republik an, wie sein Anwalt Mittwochnachmittag bekannt gab."^1
^1 http://derstandard.at/2000016139816/Proz...ken-geht-weiter
Irgendwie prallt da mehreres aufeinander...
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21.05.2015 01:15 |
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Der Brunnen ohne Krug unregistriert
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"In der Nacht hat Lärmbelästigung abgestellt zu sein." Genau dazu möchte der Kläger eben eine gerichtliche Klärung erreichen. Die Sache scheint in der Judikatur noch nicht eindeutig geklärt zu sein.
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21.05.2015 15:17 |
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landlerin
Forscher/in
Dabei seit: 18.09.2009
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Solange die meisten Richter Mitglieder bei CV sind wird sich nichts ändern. Und freiwillig wird keiner ein paar Nächte neben den Kirchenglocken verbringen wollen. Das erinnert mich an den Schlager singenden Pfarrer Brei. Kaum hatte er ein paar € Sängerhonorar in der Tasche beschenkte er seine Pfarrgemeinde schon mit Glockengeläut.
Landlerin
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21.05.2015 17:34 |
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http://www.juraforum.de/lexikon/glockengelaeute )
„Im Gegensatz zu dem sakralen Glockengeläut besitzt das weltliche keinerlei rechtlichen Schutz, sondern ist lediglich als Tradition anzusehen.
Zu differenzieren ist auch hier wieder zwischen dem sakralen und dem weltlichen Geläut:
Prinzipiell ist es eigentlich so, dass das sakrale Geläut nicht den immissionsschutzrechtlichen Bestimmungen unterliegt. Dies bedeutet, dass Glockengeläut, welches aus den oben angegebenen kirchlichen Gründen erfolgt, von den Anwohnern hingenommen werden muss.“
Das österreichische Gesetz wird dem entsprechend sein. Wieder ein ein Fall von „religöses Recht ist privilegiert gegenüber weltlichen Recht.“
__________________ Atheismus ist frei von Religionssek(k)(t)iererei
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22.05.2015 12:58 |
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ALO Atheist
Moderator
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Die Stundenschläge der Kirchenglocken sind somit eindeutig als weltliches Glockengeläut definiert und besitzen keinen rechtlichen Schutz. Mittelalterliche Tradition im 21. Jahrhundert als nächtliche Lärmbelästigung ist daher zu hinterfragen und bei Beschwerden zu prüfen und je nach Sachlage auch abzustellen.
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22.05.2015 15:38 |
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Der Brunnen ohne Krug unregistriert
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"Die Stundenschläge der Kirchenglocken sind somit eindeutig als weltliches Glockengeläut definiert und besitzen keinen rechtlichen Schutz." Wie kommst du denn zu dieser Schlussfolgerung ("somit eindeutig")? Zumindest der von Pallas Athene zitierte Text bietet dafür keine Grundlage, oder?
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22.05.2015 16:14 |
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ALO Atheist
Moderator
Dabei seit: 19.03.2010
Beiträge: 1.857
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Ich habe mich auf juraforum.de/lexikon/glockengelaeute bezogen. Zitat:
"Kirchenglocken läuten nicht nur aus sakralen Gründen, sondern auch aus weltlichen. So ist beispielsweise der Stundenschlag (das regelmäßige Schlagzeichen zu jeder vollen Stunde) auf das Mittelalter zurückzuführen, als die Kirchturmuhr als die einzige Möglichkeit für das gewöhnliche Volk anzusehen war, die Uhrzeit zu erfahren. Auch das Läuten an Neujahr ist als weltliches Geläut anzusehen.
(...)
Im Gegensatz zu dem sakralen Glockengeläut besitzt das weltliche keinerlei rechtlichen Schutz, sondern ist lediglich als Tradition anzusehen."^1
^1 http://www.juraforum.de/lexikon/glockengelaeute
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22.05.2015 16:25 |
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http://www.juraforum.de/lexikon/glockengelaeute
Als Lärmrichtwerte werden folgende Werte angesehen:
Allgemeine Wohngebiete nachts: 40 dB(A) 60 dB(A), tags: 55 dB(A) 85 dB(A)
Kern-, Dorf- und Mischgebiete nachts: 45 dB(A) 65 dB(A), tags: 60 dB(A) 90 dB(A)
Kurgebiete, Krankenhäuser nachts: 35 dB(A) 55 dB(A), tags: 45 dB(A) 75 dB(A)
Reine Wohngebiete nachts: 35 dB(A) 55 dB(A), tags: 50 dB(A) 80 dB(A)
Dabei ist jedoch zu beachten, dass einige kurzzeitige Überschreitungen dieser Richtwerte (wie sie im Falle eines Glockengeläuts erfolgen), gestattet sind. Tagsüber darf diese Übersteigung maximal 30 dB(A) erfolgen, nachts maximal 20 dB(A) betragen.
Beim Einschlagen des Rechtsweges aufgrund von Lärmbelästigung wegen Glockengeläut ist aber in der Regel nur das Veto gegen den Stundenschlag der Kirchenglocken erfolgreich. Dieser ist in der heutigen Zeit nicht mehr als notwendig zu erachten, da jeder Mensch Uhren besitzt, anhand derer er die Uhrzeit ablesen kann. Somit ist es überflüssig, durch einen Stundenschlag die Uhrzeit mitzuteilen – dies sehen auch die Gerichte so. Doch auch nicht immer: wenn der nachts für allgemeine Wohngebiete geltende Messwert von 40 dB(A) nicht überschritten wird, ist es vollkommen unerheblich, ob sich Anwohner durch den nächtlichen Stundenschlag gestört fühlen oder nicht: er darf weiterhin ausgeführt werden [LG Heilbronn, 19.11.2007, 6 O 252/06].
__________________ Atheismus ist frei von Religionssek(k)(t)iererei
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22.05.2015 16:35 |
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ALO Atheist
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Wie du richtig schreibst, gibt es in Bezug auf den Lärmpegel Richtlinien für Kirchenglocken.
Hier der Fall einer Klage gegen sakrales Glockenläuten: http://www.justiz.nrw.de/nrwe/ovgs/vg_ar...il20070830.html
Der Kläger muss zunächst einmal spezifizieren, wogegen er überhaupt klagen möchte.
Man differenziert zwischen sakralem und weltlichem Glockenläuten, weiters zwischen Glockenläuten tagsüber und nächtlichem Glockenläuten, weiters zwischen Reinem Wohngebiet, Allgemeinem Wohngebiet, Besonderem Wohngebiet und Kleinsiedlungsgebiet.
In der Regel wird ein Großstadtgebiet als Allgemeines Wohngebiet ausgewiesen. Hier gilt für Glockengeläute in der Nacht ein maximaler Spitzenpegel von 60 dB.^1
Es ist der Einzelfall zu prüfen, ob weltliches Glockengeläute in einem Allgemeinen Wohngebiet in der Nacht den maximalen Spitzenpegel von 60 dB übersteigt oder nicht.
Im Fall des Linzer Mariendoms stehen die Chancen für den Kläger recht gut.^2
Eine Störung des Schlafs mit Aufwachreaktion kann im Übrigen schon bei 30 dB vorliegen, klagen kann man aber erst dann erfolgreich - wie schon erwähnt -, wenn das Doppelte davon (60 dB) überschritten wird.
^1 Siehe http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/se...ame=glocken.pdf
^2 Siehe http://www.ralist.at/de/news/item/ein-zweiter-demoartikel
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22.05.2015 18:21 |
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BlackWiddow
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Es spielt auch eine psychologische Komponente mit: Wenn man die Kirche nicht mag, dann fühlt man durch deren Geläute provoziert - obwohl Glocken eigentlich schön klingen (mir würde zB die kehlige Ruferei eines Muezzins auch sehr auf die Nerven gehen)
Ich hab einige alte Uhren geerbt, die schlagen alle viertel Stunde und zwar sowohl das Viertel als auch die Stunde - zu Mittag zB 4 mal hoher Ton und 12 mal dunkler Ton - ich liebe diesen Klang, er erinnert mich an die Zeit der frühen Kindheit, ich wache sofort auf, wenn mal die Schläge ausbleiben
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Alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht. J.-W. v. Goethe, FAUST I (nach einem Buddha-Zitat)
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22.05.2015 16:33 |
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ALO Atheist
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Ich kenne zwei Schwestern, die eine stört das Ticken einer Uhr beim Schlafen nicht, die andere macht das Ticken wahnsinnig.
Wenn weltliches Geläute von Kirchenglocken Personen den Schlaf raubt, dann ist das eine dauerhafte erhebliche Einschränkung der Lebensqualität.
Lärmbelästigungen durch weltliches Glockengeläute werden vor Zivilgerichten behandelt, es gibt aber genaue Richtlinien, ab wann Kirchenglocken zu laut sind.
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22.05.2015 16:42 |
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Ramon
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Postmoderne Donquichotterie, oder wie ich lernte, gegen Museumsstücke zu kämpfen.
__________________ "Man fragt sich nur besorgt, was die Sowjets anfangen werden, nachdem sie ihre Bourgeois ausgerottet haben.“
Sigmund Freud
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23.05.2015 20:16 |
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Der Brunnen ohne Krug unregistriert
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Bezieht sich dein Lachen auf das Leid des Klägers?
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24.05.2015 01:15 |
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Ramon
Normaler Mensch
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Zitat: |
Original von Der Brunnen ohne Krug
Bezieht sich dein Lachen auf das Leid des Klägers? |
Ein "Leid", das Dich doch nur deswegen interessiert, weil als Verursacher, die Kirche genannt werden kann.
__________________ "Man fragt sich nur besorgt, was die Sowjets anfangen werden, nachdem sie ihre Bourgeois ausgerottet haben.“
Sigmund Freud
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24.05.2015 09:13 |
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Der Brunnen ohne Krug unregistriert
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Hallo Ramon, nimm dir doch einmal, was sachliches Argumentieren betrifft, ein Vorbild bei ALO Atheist.
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24.05.2015 11:53 |
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Ramon
Normaler Mensch
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Zitat: |
Original von Der Brunnen ohne Krug
Hallo Ramon, nimm dir doch einmal, was sachliches Argumentieren betrifft, ein Vorbild bei ALO Atheist. |
Ach was, der reitet auch jeden Gaul, den man ihm unters Achterdeck schiebt.
__________________ "Man fragt sich nur besorgt, was die Sowjets anfangen werden, nachdem sie ihre Bourgeois ausgerottet haben.“
Sigmund Freud
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24.05.2015 11:58 |
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nicolai
Superintelligenz
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Seepferdchen ?
__________________ ...natürlich hab´ ich leider recht !
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24.05.2015 12:01 |
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ALO Atheist
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Ich mahne generell mehr Ernsthaftigkeit ein!
Ich reite naturgemäß keine "Seepferdchen", sonder wenn, dann ein echtes Pferd, wie im Monument Valley, wo ich mit einem Indianer stundenlang durch die Prärie geritten bin und der mir auch erklärt hat, wie die einzelnen Tafelberge in der Sprache der Indianer genannt werden und warum.
Witze lassen sich im Übrigen zur allgemeinen Belustigung über alles machen, fragt sich nur, ob sie gerade angebracht sind.
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24.05.2015 16:19 |
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Der Brunnen ohne Krug unregistriert
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"Ich mahne generell mehr Ernsthaftigkeit ein!" Danke, mehr Ernsthaftigkeit ist auch mein Wunsch.
"Witze lassen sich im Übrigen zur allgemeinen Belustigung über alles machen, fragt sich nur, ob sie gerade angebracht sind. " Wie wahr!
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24.05.2015 17:17 |
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