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Im September 2008 waren im Unionsstaat Karnataka im Süden Indiens mehr als 20 Kirchen verschiedener christlicher Konfessionen verwüstet worden. Jetzt ist ein Bericht einer Untersuchungskommission zu dem Schluss gekommen, dass die Christen Mitschuld hätten, da sie Hindus zum Übertritt ins Christentum brächten.
Die Hindus sind genauso scheinheilig wie die anderen Religiösen. Sie werden immer so demütig dargestellt. Sie können nicht einmal Tiere töten, wird behauptet. Man achte alle Lebewesen. Alles nur Propaganda. Es gibt immer wieder Leute, die auf solchen Schmonzes reinfallen.
derstandard
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26.02.2011 05:47 |
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atlana
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hindus sind vor allem weit weg.
das ist dasselbe phänomen wie mit tibet - weit, weit weg, die meisten menschen kennen keinen inder (abgesehen von dem restaurantbetreiber ums eck oder den eigenartigen "frag doch den inder"-inder), haben keinen tieferen einblick in die indischen kultur und beziehen sich auf veraltete oder simplifizierte quellen (hippies! esoteriker! reiseführer!). und die handvoll menschen, die sich tatsächlich eine reise nach indien leisten können, neigen dazu, entweder jegliches unrecht als reizende, lokale, schutzwerte kulturelle eigenheit zu begreifen oder machen auf herrenmensch in der dritten welt. es gibt auch keine mediale oder politische basis, die ihr kleingeld mit hindu-bashing verdient; strache weiß wahrscheinlich nichteinmal, was "hinduismus" sein soll. dazu kommen unendlich dämliche bollywoodfilme, die ein weltbild zementieren, das bei uns zuletzt in den neunzehnzehnerjahren aktuell war, aber die findet man unterhaltsam, weil sie ja soooo romantisch und bunt und musikalisch sind.
woher soll der durchschnittsmensch also empörung nehmen?
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26.02.2011 09:18 |
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Zitat: |
Original von atlana
woher soll der durchschnittsmensch also empörung nehmen? |
Ich habe meine Infos über den Hinduismus vor allem von:
Schweizer, Gerhard: Ungläubig sind immer die anderen. Weltreligionen zwischen Toleranz und Fanatismus, ISBN-13: 978-3608931501.
Es ist noch immer eines der wenigen Bücher, dass sich kritisch mit den östlichen Religionen Hinduismus und Buddhismus auseinandersetzt.
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26.02.2011 11:46 |
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atlana
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danke für den hinweis!
es ist immer noch leichter, kritisches über den hinduismus zu finden, aber der buddhismus ist offenkundig wirklich eine "heilige kuh" (ich weiß, falsche religion
). wie auch immer, meine betrachtungen über die ignoranz der mitteleuropäer waren natürlich nicht auf dieses forum bezogen, sondern auf die allgemeinheit und nicht als beleidigung gemeint
nachtrag: der autor scheint insgesamt sehr interessant zu sein, wenn ich mir die treffer der wiener ub ansehe.
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26.02.2011 11:48 |
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Über den Buddhismus gibt es noch mehr als über den Hinduismus:
Goldner, Colin: Dalai Lama: Fall eines Gottkönigs. ISBN-13: 978-3865690210.
Victoria, Brian: Zen, Nationalismus und Krieg. ISBN-13: 978-3896201324.
Trimondi, Victor; Trimondi, Victoria: Der Schatten des Dalai Lama. Sexualität, Magie und Politik im tibetischen Buddhismus. ISBN-13: 978-3491724075.
Campbell, June: Göttinnen, Dakinis und ganz normale Frauen. Weibliche Identität im tibetischen Tantra, ISBN-13: 978-3896201171.
Trimondi, Victor; Trimondi, Victoria: Hitler, Buddha, Krishna - eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute, ISBN-13: 978-3800038879.
Wenn ich mir die Anzahl der kritischen Bücher zu den einzelnen Religionen ansehe, dann ergibt sic folgende Reihung:
- Christentum
- Islam
- Buddhismus
- Taoismus
- Konfuzianismus
- Hunduismus
Über Judentum, Sikhismus, Shintoismus, Voodoo und Animismus habe ich nur etwas ins Büchern, die alle Weltreligionen betrachten.
Bei den östlichen Religionen ist aber nicht nur die Esoszene schuld an deren Verklärung. Man muss da auch eindeutig die Philosophen tadeln. Sie haben immer nur jene Werke übersetzt, die weniger religiös sind. Dadurch wird heute noch der Taoismus bei vielen Menschen nicht als Religion, sondern als Philosophie wahrgenommen. Auch Buddhismus und Konfuzianismus haben diese Punze bekommen.
Für viele Philosophen war es eine Möglichkeit, sich vom Christentum zu entfernen, ohne als Materialisten zu gelten. Für mich sind Schopenhauer und Gerhard Szczesny Paradebeispiele dafür. Es hat mich jedoch auch sehr irritiert, dass Douglas Hofstadter in seinem Buch "Gödel, Esscher, Bach" dahingehend plädiert. Auch der ansonsten hochgeschätzte Gerhard Streminger hat in dem Buch "Gottes Güte und die Übel der Welt" Buddhismus als reine Lehre gelobt.
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26.02.2011 12:25 |
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atlana
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goldner und die trimondis sind sozusagen ein einziger komplex, sie zitieren sich gegenseitig und haben etwa dieselbe zielgruppe; ich frage mich, ob eine recherche im englischen sprachraum mehr ergebnisse zeitigen würde? schließlich hat großbritannien ein wesentlich engeres verhältnis zum hinduismus als kontinentaleuropa. und natürlich kann man in indischen publikationen selbst nachsehen, die auch sehr oft in englisch erscheinen.
ich hab noch nie ein kritisches buch zu taoismus/konfuzianismus gesehen, aber das ist ein persönlicher blinder fleck von mir. ich schaue in buchgeschäften kaum je die regale an, die mit "philosophie" überschrieben sind und dann doch nur hübsch bebilderte kalendersprüche, karg übersetzte asiatische texte, christliche modeprediger und die eine oder andere feigenblattgesamtausgabe von irgendeinem europäischen philosophen enthalten. deshalb – ich weiß nichts über taoismus und konfuzianismus, geschweigedenn über ihre antivarianten.
übrigens stimme ich dir in bezug auf die philosophen und ihren faible für buddhismus voll zu. gibt’s auch in der vulgären alltagsversion, bei leuten von nebenan, die meist keine ahnung haben, was der kern von buddhismus eigentlich ist, und einfach nur eine art europäische räucherstäbchenbeduftete variante des ahimsa als "den buddhismus" wahrnehmen.
judentum ist schwierig, nicht nur, weil man sich leicht den vorwurf des antisemitismus einfängt. dummerweise sind viele leute nämlich wirklich nicht fähig, kritik zu üben, ohne antisemitisch zu werden. so ähnlich wie islamkritiker heutzutage ungeheuer aufpassen müssen, mit wem sie sich geistig einlassen, denn ein strammer rechter recke blaubrauner farbgebung ist nicht direkt ein tiefsinniger denker und esoterikfeministinnen, die sich auch gern auf das judentum einschießen, sind ohnehin nur peinlich.
über shinto gibt’s eine interessante seite: http://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Hauptseite
kann ich nur wärmstens empfehlen, und geht auch auf den faschistischen "staatshintoismus" japans ein.
das problem mit animismus und voodoo ist die ungeheure flut an fehlinformation via unterhaltungsmedien (romane, kino etc). bischof "tsunami" wagner repräsentiert wohl nicht schlecht das "wissen" (oder das, was er dafür hält) des mitteleuropäischen kinogängers: voodoo-böse-teufel-zombie-voodoopuppen… rettet euch vorm schwarzen mann, buh!
was allerdings in den letzten jahren wirklich besser geworden ist, ist die literatur zu schamanismus. es gibt mittlerweile gute bücher zum thema, die den ganze hippie-schmarrn und den plastikschamanismus à la castaneda bestenfalls im vorwort erwähnen. ein guter einstieg dazu ist:
Müller Klaus E. "Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale", München: Beck, 2001
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26.02.2011 13:33 |
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