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Geschrieben von darkness am 27.06.2008 um 21:36:

  Der Haslinger Peppi...

Den Hasi gibt es wirklich. Er war ein Jugendfreund meines Vaters. Er war ein guter Schüler und studierte Chemie, was damals noch elitär war. Dann warf er alles hin um kahlolischer Pfarrer zu werden. Er wurde es in der Pfarre, in der ich Kind war. Wir Kinder waren fast nie in der Kirche, einmal ja, da liefen wir Rollschuhe drinnen. Ansonsten reizte uns nur das Freizeitangebot, Tischfußball, Flipper etc.
Der ander Pfarrer, er Pater TEUFEL, ja so war sein Name, war uns nicht böse. Wir liebten ihn, er nahm uns sogar mit seinem VW-Bus nach NÖ mit, zu seinen Verwandten Bauern - erster Mostrausch - tolle Sache.
Wir wurden allesamt nicht religiös, absolvierten aber die Pfichtetappen wie Erstkommunion und Firmung.
Der Hasi gab eines Tages seinen Beruf Pfarrer auf und lebte fortan von 700 Schillingen im Monat, die ihm die Kirche bezahlte. Einmal Pfarrer immer Pfarrer, das können sie einem nicht nehmen, erklärte er uns. Aber er habe sich alles ganz anders vorgestellt. Er wollte zu den Leuten gehen - mit ihnen sein. Die Katholische Lehre sei eine Irrlehre erklärte er uns.

Er lebte in Bescheidenheit, hatte nur eine Miniwohnung in Substandardqualität und ein Fahrrad. Er spielte täglich mit uns Fußball oder gab uns schulische Nachhilfe z.B. in Latein.

Er war immer da, genau wie sein Fahrrad und seine Aktentasche. Einmal machte er Urlaub in Salzburg, er fuhr mit der Eisenbahn und hatte nur einen Leib Brot mit. Hasi war ein Phänomen an Bescheidenheit - er lebte wie ein Sandler.

Dieser Hasi, den ich noch heute gelegentlich treffe, hat mich immer fasziniert. Er scheint mir sehr zufrieden und seine Entscheidungen nicht zu bereuen. Jetzt im Alter hat er angeblich sogar eine Freundin.

Josef Haslinger, ein "wahrer" Heiliger, den ich sehr schätze.



Geschrieben von grüssi am 22.04.2013 um 22:15:

  RE: Der Haslinger Peppi...

Mir ist bewusst, dass dieser Beitrag in der Zeitrechnung des Internet bereits ein Fossil ist, aber als ich ihn zufällig entdeckt habe, musste ich lächeln. Ich kenne/kannte Hasi, Pater Teufel, den alten VW-Bus und das "Heim". Es war DER Treffpunkt meiner Jugend. Pater Teufel hat uns nie missioniert. Irgendwie war das dem Pfarrer wohl ein Dorn im Auge, denn als der Pater versetzt wurde, war das auch das Ende des "Heims", so wie wir es kannten. Schade eigentlich! Ich möchte die Zeit dort nicht missen. Dort war für vieles Platz: diskutieren, philosophieren, Schule schwänzen, Hausübung abschreiben, flirten, verlieben, wutzeln, Tischtennis spielen, ... und wenn wir hungrig waren, hat Pater Teufel uns einen Toast gemacht und Cola zum Einkaufspreis verkauft. Und Hasi hat sich amüsiert unsere Liebeskarussell-Geschichten angehört und seinen Rat angeboten.
Und liebe/r darkness, den Hasi gibt's immer noch! Weiß ist er geworden, aber man sieht ihm sein Alter nicht an. Er fährt immer noch mit einem alten Fahrrad herum. Das geht besser, als zu Fuß gehen, sagt er. Den Pater Teufel gibt es leider nicht mehr. Schon vor Jahren ist er einem Krebsleiden erlegen. Aber ich habe ihn noch einmal getroffen und konnte ihm sagen, wie wichtig für mich seine offene und respektvolle Art des Umgangs mit uns Jugendlichen für uns war.



Geschrieben von landlerin am 23.04.2013 um 07:11:

  RE: Der Haslinger Peppi...

Danke..
Landlerin


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