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--- Diskussion: Was sollte eine moderne Schule nach unseren Standpunkten anders machen? (http://forum.freidenkerin.at/forum/thread.php?threadid=4460)


Geschrieben von MWalter am 17.04.2016 um 15:07:

Text Diskussion: Was sollte eine moderne Schule nach unseren Standpunkten anders machen?

Hallo! Erlaubt mir bitte ein Hilfeersuchen: Nach vielen Jahren bin ich nun wieder mit Schul- und Bildungsfragen befasst. Ich möchte daher bitten, mir den Weg zu weisen, was eine Schule nach unseren Grundsätzen und an sich auch schon ein Kindergarten anders machen sollte, als die gegebene Einrichtungen. Also sozusagen eine Umfrage unter Eltern oder allen die es werden wollen, wäre meine Bitte. Wenn ich noch konkreter zu formulieren versuche: Wenn nach internationalen Vorbildern eine humanistische Schule in Österreich gegründet werden sollte, was müsste sie von den bisherigen öffentlichen und privaten Schulen unterscheiden, und was müsste sie bieten, damit sie für Freidenker und Konfessionsfreie attraktiv würde?



Geschrieben von ALO Atheist am 17.04.2016 um 15:27:

 

Einer der Hauptpunkte wäre, dass keine religiösen Werte vermittelt werden, sondern aufgeklärte und humanistische bzw. ethisch einwandfreie.



Geschrieben von MWalter am 17.04.2016 um 15:56:

 

ja sicher, das ist es. hiesse das aber eventuell gar kein "religions"-unterricht? oder doch ethikunterricht? und wie mit dem konkordat umgehen, wenn es sich um eine grundschule oder eine unterstufe handelt? ist "religion" privatsache, so dass sich eine schule ganz herauszuhalten hätte? und wie sähe Eurer meinung nach ein akzeptabler ethik-unterricht aus? wer sollte und dürfte den halten, dass es für Euch und im sinn Eurer kinder akzeptabel wäre? lieber vorredner, was wäre "ethisch einwandfrei"?



Geschrieben von ALO Atheist am 17.04.2016 um 16:06:

 

- Ethikunterricht statt Religionsunterricht - Religionslehrerinnen bzw. -lehrer werden diesen in einer konfessionsfreien Schule für religionsfreie Schülerinnen und Schüler nicht halten.

- In einer Schule ausschließlich für konfessionsfreie Kinder und ausgestattet mit den entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen bleibt das Konkordat zur Gänze außen vor.

- "Ethisch einwandfrei" bedeutet hier an den Menschenrechten orientiert, wobei das Recht auf Religionsfreiheit bei konfessionsfreien Kindern als das Menschenrecht auf Freiheit von jeglicher Religionisierung in der Schule auszulegen ist.^1 Selbstverständlich dürfen und müssen in so einer Schule Religionen kritisch beleuchtet und hinterfragt werden.

^1 Hier ist eine entsprechende Verfassungsänderung vorzunehmen bzw. ein entsprechender Verfassungszusatz anzubringen. Siehe Artikel 14. (5a) http://www.ris.bka.gv.at/NormDokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000138&Artikel=14&Paragraf=&Anlage=&Uebergangsrecht=



Geschrieben von Der Brunnen ohne Krug am 17.04.2016 um 23:12:

 

Zitat:
Original von ALO Atheist
- In einer Schule ausschließlich für konfessionsfreie Kinder und ausgestattet mit den entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen bleibt das Konkordat zur Gänze außen vor.

Die Konkordatsbestimmungen gelten, so lange sie nicht außer Kraft gesetzt worden sind. Insofern ist das, was du da schreibst ("bleibt das Konkordat zur Gänze außen vor"), derzeit nicht sehr wirklichkeitsnah.



Geschrieben von MWalter am 18.04.2016 um 10:59:

 

DANKE!! das ist bereits sehr viel und sehr erhellend. richtig ist auch die feststellung zum konkordat solange es eben in kraft ist (kommen wieder initiativen dagegen?), aber ich sehe eine "umgehungsmöglichkeit". bin da aber noch nicht sehr sattelfest.

und darf ich nochmal nachhaken: wenn es eben nicht die üblichen religionslehrer sind, die ethikunterricht geben, wer sind die lehrer dann? philosophieabsolventen? oder stehen wir eben vor einer tatsache, dass aktuell eine konfessionsfreie schule für 6 bis 14-jährige nicht möglich ist?



Geschrieben von marven am 18.04.2016 um 14:08:

 

Angeblich hat die SPÖ letzte Woche einen internen Arbeitskreis gebildet, der die Frage des Konkordates diskutieren soll.



Geschrieben von Der Brunnen ohne Krug am 18.04.2016 um 14:14:

 

Auf welcher organisatorischen Ebene und mit welchen Mitgliedern?



Geschrieben von marven am 18.04.2016 um 14:28:

 

Ich habe dazu leider nur Gerüchte gehört. Vielleicht weiß jemand im Forum genaueres.



Geschrieben von ALO Atheist am 18.04.2016 um 16:49:

 

An einer konfessionsfreien Schule werden keine Personen einen Ethikunterricht halten, welche im Besitz der "missio canonica"^1 sind. Der Direktor bzw. die Direktorin der Schule wird dafür sorgen.

In einer konfessionsfreien Schule für ausschließlich konfessionsfreie Kinder erübrigt sich das Thema "Konkordat" von selbst. Und das ist ausgesprochen wirklichkeitsnah.

^1 http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10009196



Geschrieben von landlerin am 18.04.2016 um 20:19:

 

Die Aufgabe der Schule hat zu sein: lesen, schreiben, rechnen zu lehren und nicht, wie jetzt, in erster Linie Kinder zu bespassen. Können oder wollen die Kinder dem Unterricht nicht folgen, haben sofort die Eltern benachrichtigt zu werden, und alle Sorge dafür zu tragen dass dieser Zustand nicht weiter anhält. Ansonsten Streichung sämtlicher staatlicher Beihilfen. Bei religiös begründetem Nicht oder Fehlverhalten härteste Sanktionen. Und für alle Schüler welche sich trotz bemühen schwer tun, Förderunterricht. Und all das als Ganztagesschule. Manche Kinder gehören wenigstens tagsüber vor ihren Eltern geschützt.
Landlerin



Geschrieben von marven am 19.04.2016 um 06:19:

 

Möglicherweise handelt es sich um diesen Antrag aus dem Jahr 2014, der jetzt diskutiert werden soll.

http://lpt.wien.spoe.at/application/fuer-die-echte-trennung-von-kirche-und-staat



Geschrieben von MWalter am 19.04.2016 um 07:59:

 

entschuldigung, ich kann nicht finden, warum sich in einer versucht konfessionsfreien schule die frage nach dem konkordat "von selbst erledigen" könnte. der link führt mich auf den gesamten konkordatstext. würden Sie mich bitte auf die entscheidende stelle für Ihre argumentation hinführen.



Geschrieben von ALO Atheist am 19.04.2016 um 21:56:

 

Der Link bezieht sich auf die obligatorische Missio canonica bei katholischen Religionslehrern.

Das Entscheidende ist, dass im Konkordat keine Textstelle das Gegenteil verlangt. Wo steht im Konkordat, dass in einer konfessionsfreien Schule für nicht vorhandene religiöse Schüler ein Religionsunterricht stattfinden müsste? Das wäre zudem auch ziemlich absurd.



Geschrieben von MWalter am 20.04.2016 um 10:27:

 

ist ja extrem. DANKE! das muss ich nochmal genau lesen und durchdenken.



Geschrieben von nicolai am 21.04.2016 um 20:34:

 

NIEMAND "muß" an einer konfessionsfreien, nach humanistischen Grundlagen ausgerichteten Schule "Ethikunterricht" abhalten, da es nicht Sache der Schule ist, in die individuelle Lebensgestaltung, bzw. auch Erziehung der Schüler einzugreifen. Dies ist Sache der Eltern, bzw. Erziehungsberechtigten. Aufgabe der Schule ist es hingegen, Wissen zu vermitteln, und solcherart "Vermittlung" möglichst wertneutral zu gestalten.
Allerdings ist darauf zu achten, daß sich "die Religionen" nicht über "Hintertüren" in den Unterricht einschleichen wie beispielsweise in den Fächern "Geschichte" und "Kunstgeschichte". Allfälliges Wissen über "Religionen" in wertneutraler Form läßt sich problemlos in "Kulturgeschichte" verpacken, ohne dabei zu "missionieren".
Daher ist besondere Sorgfalt auf die Auswahl der Angehörigen des Lehrkörpers zu verwenden. Oh, ja, und nicht zu vergessen : natürlich keinerlei "religiöse" Symbolik oder Symbole in den Räumlichkeiten; und da es sich voraussichtlich um eine "Privatschule" handeln wird, läßt sich das Problem der "eingeschleppten Symbolik" durch Schüler ziemlich leicht durch die Einführung einer Art neutraler "Schuluniform" (die zudem zumindest die optischen "Unterschiede" aufgrund von differierenden Einkommensschichten ein wenig aufzuheben imstande ist) lösen.



Geschrieben von MWalter am 22.04.2016 um 12:24:

 

*haha* nein, kein "leider": Sie haben recht!!


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