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Geschrieben von Der Brunnen ohne Krug am 27.11.2015 um 02:15:

 

Zitat:
Original von Sokrates A. Theophilos
Alles was über die fehlende Existenz des religiösen Glaubens hinausgeht, kann zwar den Titel atheistisch tragen, ist aber definitiv kein Teil des Atheismuses.

Warum denn "definitiv kein Teil des Atheismuses"?

Eine "fehlende Existenz des religiösen Glaubens" könnte man auch als Nichtvorhandensein von Religion betrachten. Das ist aber nicht dasselbe wie Atheismus. Atheismus sagt etwas über das Verhältnis zu Theismus aus, aber nicht unbedingt über das Verhältnis zu Religion.

Siehst du das, wenn du dir das genau überlegst, nicht ebenfalls so?
Denker



Geschrieben von Sokrates A. Theophilos am 27.11.2015 um 02:31:

 

Das kommt darauf an.

Wenn man Atheismus in seiner rein etymologischen Bedeutung betrachtet, hast du uneingeschränkt recht.
Wenn man Atheismus, mangels eingänglicher begrifflicher Alternativen, im Gegensatz zu den Religionen sieht, wobei Areligiösität nicht geeignet erscheint, da dieser Begriff eher die Abwesenheit von religiösen Interesse beschreibt, so scheint meine Begrifflichkeit durchaus geeignet.

Wie immer bei Definitionen, reine Definitionssache.



Geschrieben von Der Brunnen ohne Krug am 27.11.2015 um 02:36:

 

Nehmen wir als Beispiel die "Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich".^1 Ist sie (nicht) atheistisch? Ist sie (nicht) eine religiöse Bekenntnisgemeinschaft?
Denker

^1 http://atheistische-religionsgesellschaft.at/



Geschrieben von Sokrates A. Theophilos am 27.11.2015 um 03:08:

 

Habe bereits an anderer Stelle bemerkt, dass sie meines Erachtens atheistisch ist und religiös nur um einen bestimmten rechtlichen Status zu erlangen. Dies ist durchaus legitim, aber deshalb gleich als Religion gelten zu wollen, geht schon noch vieles ab.

1. Eine Abgrenzung zu theistischen Religionen ist nicht ausreichend um selbst Religion zu sein. Ebensowenig wie die Abgrenzung von Intelligent Design von der Evolutionstheorie erstere zur Wissenschaft macht.

2. Keine voll ausgebildete Weltanschauung. Wobei die Berufung auf ein posthumanistisches Weltbild definitiv zuwenig ist.

3. Kein Moral- und Verhaltenskodex, idealerweise eingebettet in die fehlende Weltanschauung.

4. Wenn du all das und das was ich sicher noch vergessen habe, in ein gemeinsames Mäntelchen einer "Philosophie" stecken kannst, dann bist du bei einer Religion. Ob dann atheistisch oder nicht, kann man erst dann beurteilen.



Geschrieben von Der Brunnen ohne Krug am 27.11.2015 um 03:12:

 

Zitat:
Original von Sokrates A. Theophilos
Wenn du all das und das was ich sicher noch vergessen habe, in ein gemeinsames Mäntelchen einer "Philosophie" stecken kannst, dann bist du bei einer Religion.

Wäre ich bei einer Philosophie nicht eher bei einer Philosophie?
Denker



Geschrieben von Sokrates A. Theophilos am 27.11.2015 um 03:20:

 

Zitat:
Original von Der Brunnen ohne Krug
Wäre ich bei einer Philosophie nicht eher bei einer Philosophie?
Denker

Und du empfindet Buchstabenklauber als Beleidigung???? Nicht als Adelstitel????



Geschrieben von Der Brunnen ohne Krug am 27.11.2015 um 03:24:

 

Sieh es doch auch mal von der inhaltlichen Seite - und nicht nur von den Buchstaben her.



Geschrieben von Sokrates A. Theophilos am 27.11.2015 um 03:29:

 

Dass du aber damit durchaus auch als "pedantisch am Buchstaben klebend" (Wikipedia-Wortklauberei) empfunden werden kannst, ist dir hoffentlich vollends bewusst!



Geschrieben von Sokrates A. Theophilos am 27.11.2015 um 03:30:

 

Abgesehen davon hatte ich in Anlehnung an den Buddhismus ganz bewusst das Wort Philosophie benutzt.



Geschrieben von Der Brunnen ohne Krug am 27.11.2015 um 03:33:

 

Findest du wirklich, dass man dann, wenn man etwas "in ein gemeinsames Mäntelchen einer "Philosophie" stecken" kann, dann "bei einer Religion" - und nicht eher bei einer Philosophie - ist?



Geschrieben von Sokrates A. Theophilos am 27.11.2015 um 03:39:

 

Nicht zwingend. Es kommt auf die Natur dessen an, was man in dieses Mäntelchen steckt.

Z.B.: je dogmatischer die Dinge gehandhabt werden desto näher bist du einer Religion.



Geschrieben von Der Brunnen ohne Krug am 27.11.2015 um 14:58:

 

Handhaben Philosophinnen und Philosophen "die Dinge" weniger dogmatisch als Theologinnen und Theologen?



Geschrieben von nicolai am 27.11.2015 um 16:37:

 

Zitat:
Original von Sokrates A. Theophilos
Atheistische Religionen gibt es nämlich auch schon genug (Buddhismus, Kommunismus, Nationalsozialismus und ein paar habe ich sicher noch vergessen).


He, he, Einhalt, junger Mann. Kommunismus und Nationalsozialismus (eigentlich Faschismus) sind Ideologien, keine Religionen; es fehlt ihnen dazu das "Metaphysische", Abstrakte, Übermenschliche...und auch das "Absolute" der Religion.



Geschrieben von nicolai am 27.11.2015 um 16:41:

 

...ohne weiteren Kommentar :
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Buddhistische_Gottheit



Geschrieben von Der Brunnen ohne Krug am 27.11.2015 um 17:54:

 

Zitat:
Original von Sokrates A. Theophilos
Ist das Militär eines Staates nicht mehr für einen Krieg bestimmt, nur weil es einem Verteidigungsministerium untersteht?

Das ist je nach dem, was mit "bestimmt" gemeint ist, eine - auch z.B. politisch - sehr herausfordernde Frage. Bleib dran! smile

Zitat:
Original von Sokrates A. Theophilos
Ist Atheismus eine Religion, nur weil eine Gruppe den rechtlichen Status einer religiösen Bekenntnisgemeinschaft in einem Land wie Österreich anstrebt?

Kein Grund zur Sorge, Atheismus ist/wird dadurch wohl nicht gleich ganz allgemein eine Religion.

Zitat:
Original von Sokrates A. Theophilos
Atheistische Religionen gibt es nämlich auch schon genug (Buddhismus, Kommunismus, Nationalsozialismus und ein paar habe ich sicher noch vergessen).

Mit welcher Begründung betrachtest du Kommunismus und Nationalsozialismus als atheistische Religionen?
Denker



Geschrieben von Hinz am 27.11.2015 um 22:42:

 

Zitat:
Original von nicolai
Zitat:
Original von Sokrates A. Theophilos
Atheistische Religionen gibt es nämlich auch schon genug (Buddhismus, Kommunismus, Nationalsozialismus und ein paar habe ich sicher noch vergessen).


He, he, Einhalt, junger Mann. Kommunismus und Nationalsozialismus (eigentlich Faschismus) sind Ideologien, keine Religionen; es fehlt ihnen dazu das "Metaphysische", Abstrakte, Übermenschliche...und auch das "Absolute" der Religion.


Das kann je nach Theorie und analytischem Zugang unterschiedlich besetzt werden. Die Nazis hatten sehr wohl eine Metaphysik ihrer Anschauung, und auch dem Kommunismus liegen "Ideen" zugrunde, was zwangsläufig in die Metaphysik verweist.

Ist der Mensch ein kollektives oder individuelles Wesen? Entfaltet er sein Wesen also erst im Kollektiv? Ist das Kollektiv seine Klasse oder seine Nation?

politische Ideologien greifen auf andere Arten nach der Welt als "Religionen", aber politische Religionen zeigen, wie nahe und wie Hand in Hand das gehen kann ...

Insofern ist wirklich die Frage, wie kategorisch getrennt werden kann.


Den Nationalsozialismus als atheistisch zu bezeichnen, das tut sehr weh. Es gab einen christlichen Flügel bei den Nazis und es gab Odintreue. Aber so richtig atheistisch ... Ich weiß nicht.



Geschrieben von Hinz am 27.11.2015 um 22:45:

 

Zitat:
Original von Sokrates A. Theophilos
Zitat:
Original von webe
Im Allgemeinen finde ich, wurde der Begriff Atheismus verwässert, indem man Buddhisten und Co. miteinbeziehen kann!


Atheismus ist, wie ich an anderer Stelle bereits ausgeführt habe absolut substanzlos, da keine ausgebildete Weltanschauung dahinter steht. Eigentlich verdient es nicht einmal ein ISMUS zu sein.
Alles was über die fehlende Existenz des religiösen Glaubens hinausgeht, kann zwar den Titel atheistisch tragen, ist aber definitiv kein Teil des Atheismuses.



Also, das sagst du jetzt. In Wirklichkeit kann man ja auch sagen: Ich glaube nicht an einen Gott. Auf dieser Grundlage: An was glaube ich? Woran orientiere ich meine Welt. Es ist ja nicht so, dass das nicht möglich ist. Und wenn ich das tue, und gleichzeitig nicht an einen Gott glaube, dann bin ich sehr wohl Atheist, und das, was mein Wertefundament bildet und so weiter und so fort ist eine Folge dieses Atheismus, ist es dann nicht auch eine atheistische XY ?



Geschrieben von Hinz am 27.11.2015 um 22:52:

 

1. BoK : Buchstabenklauber ist ein guter Titel. Vllt bekommst du noch einen Orden zum Pokal des Wassers. Es ist aber wie gesagt, in der Begriffsarbeit wichtig, nicht schwammig zu werden.

2. Sokrates: der BoK meint diese Fragen durchaus ernst, nicht "belehrend" oder "sarkastisch". Er erhofft sich, denke ich, hier im Forum für Atheisten, Humanisten, Freidenker und co. Tatsächlich Antworten auf Fragen, die ihn beschäftigen.

3. Es gibt philosophische Schulen, die ziemlich eingefahren und dogmatisch ticken, und es gibt Religionen, die recht offen für andere Sichtweisen sind. Das öffentliche Auftreten der katholischen Kirche, des islamischen Staats oder US-Evangelikaler sollte nicht den gesamten Begriff in Beschlag nehmen, was eine "Religion" ist oder sein darf.

4. Es gibt Religionen ohne Gott und Philosophien mit Gott, und manche "Lehren" / "Schulen" was auch immer, werden mal der Religion, mal der Philosophie zugeordnet.
Es ist nicht immer so leicht zu unterscheiden, wie man meinen möchte.


5. danke für die Art, Fragen zu stellen und Diskurs zu führen, das ist angenehm und eigentlich der Grund, warum ich im Forum bin.



Geschrieben von Sokrates A. Theophilos am 27.11.2015 um 23:56:

 

Zitat:
Original von Hinz
Also, das sagst du jetzt. In Wirklichkeit kann man ja auch sagen: Ich glaube nicht an einen Gott. Auf dieser Grundlage: An was glaube ich? Woran orientiere ich meine Welt. Es ist ja nicht so, dass das nicht möglich ist. Und wenn ich das tue, und gleichzeitig nicht an einen Gott glaube, dann bin ich sehr wohl Atheist, und das, was mein Wertefundament bildet und so weiter und so fort ist eine Folge dieses Atheismus, ist es dann nicht auch eine atheistische XY ?


Wie ich schon sagte, es gibt viele atheistische Weltanschauungen (Kommunismus z.B. oder auch humanistische oder posthumanistisches usw.), aber obwohl sie atheistisch sind sehe ich nicht dass sie Teil des Atheismuses sind.

All diese Weltanschauungen sind doch viel zu inhomogen, als dass man sie in irgendeiner Weise unter einer Definition zusammenfassen könnte. Sie haben ausschließlich das atheistische Element gemeinsam. Daraus einen Atheismus zu kreieren erscheint mir sehr gewagt und vor Allem Anderen sehr ausschließend, da sich wohl kaum jemals eine deutliche Mehrheit der Atheisten für eine Richtung entscheiden wird.



Geschrieben von Hinz am 29.11.2015 um 16:53:

 

Also können siçh atheistinnen zu gruppen zusammenschließen, die sich aber nicht atheistisch nennen sollten?

Du argumentierst deinen punkt gut.
bezogen aufbeine religionsgesellschaft würde das heißen, es darf nicht "die" atheistische religionsgesellschaft geben, sondern wenn dann eine die sich irgendwie nders nennt?

Was aber wenn die kernanschauung, das verbindende gerade das atheistische ist? Wie zum beiwpiel die betrachtung, dass jeweils die menschen ihre götter erschaffen. Im prinzip ist das das atheistische prinzip, auf dem dann sehr unterschiedliche ansichten fußen können. Aber es wäre trotzdem mit atheistisch besser beschrieben als mit irgend einem anderen wort.. ?


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