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Geschrieben von Isabell am 04.12.2013 um 20:46:

  Veränderung und Wandlung

Liebe Leser, liebe Leserinnen,

warum muss man das eigene Leben oder das eines Anderen so oft erst bedroht und in Gefahr sehen, damit es zu positiven Veränderungen und zur Integration neuer Verhaltensweisen kommt??? Weshalb besitzen so viele Leute erst in extremen Situationen die Kraft, um mit lebensbedrohlichen Süchten oder anderen destruktiven Verhaltensmustern abzuschließen? Wieso ist der Wille oftmals nicht stark genug, obwohl man schon im Vorfelde um die negativen Konsequenzen seiner Aktivitäten weiß? Wiegen sich diese Personen auf emotionaler Ebene in Sicherheit? Verdrängen sie, spalten sie ab? Rationalisieren sie?

Zwei Beispiele aus meinem sozialen Umfeld kann ich dazu geben: Mein Großvater war stets ein passionierter Raucher. Fortwährend behauptete er, seine Sucht zwar beenden zu wollen, dies aber definitiv nicht zu können. Nachdem man ihm jedoch die Diagnose eines kleinzelligen Bronchialkarzinoms stellte, war er plötzlich imstande, mit seiner Sucht zu brechen. Er irrte sich also mit seiner Annahme, denn offenkundig besaß er doch die Kraft dazu. Zweites Beispiel: Ein Freund war mit einer Freundin über Jahre hinweg zerstritten. Bei diesem Freund spürte ich jedoch durchaus, dass er das Bedürfnis nach einem Kontakt hatte. Zu einer erneuten Begegnung kam es allerdings erst, als die Freundin in einen tragischen Verkehrsunfall verwickelt und mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Erst dort kam es zur Versöhnung.

Ich frage mich zuweilen, wie viele vorzeitige Todesfälle pro Jahr verhindert werden könnten, wenn die Menschen bereits vor dem Eintritt einer theoretisch vermeidbaren Katastrophe produktive Modifikationen ihres Lebensstils vornähmen. Ich würde vermuten: enorm viele.

Herzliche Grüße

Isabell



Geschrieben von Efeu am 04.12.2013 um 21:40:

  RE: Veränderung und Wandlung

Der Mensch ist nichts Festes. Jede Katastrophe bewirkt stärkere Änderungen der Hirnchemie und führt demzufolge zu anderen Sichtweisen.



Geschrieben von Isabell am 04.12.2013 um 22:02:

  RE: Veränderung und Wandlung

Zitat:
Der Mensch ist nichts Festes. Jede Katastrophe bewirkt stärkere Änderungen der Hirnchemie und führt demzufolge zu anderen Sichtweisen.


Wie überwindet der Mensch, dessen Hirn so komplex, plastisch und variabel ist, seine innere Abwehr? Wie kann man gezielt neue Bahnen im Gehirn etablieren, die neurochemischen Aktivitäten zum Positiven verändern? Ich glaube, das funktioniert, indem man bewusst und willentlich ein neues Denken und Verhalten lernt. Dass hierfür manchmal gravierende Schicksalsschläge und andere dramatische Einbrüche vonnöten sind, empfinde ich als überaus bedauerlich.

Ein Beispiel eines mir bekannten Menschen drückt die Hilflosigkeit aus, die wohl nicht wenige mitunter verspüren: Die betroffene Person tendiert zur Unordnung. Gerne würde sie ihre Wohnung öfter reinigen. Doch trotz ausreichender zeitlicher Kapazitäten gelingt es ihr nicht. Erst, wenn das Chaos monströse Ausmaße angenommen hat, ist dieser Mensch imstande, sich zum Aufräumen zu zwingen. Auch in diesem Falle muss der äußerliche Druck erst so drastisch ansteigen, damit es zu einer konstruktiven Handlung kommt.



Geschrieben von Efeu am 05.12.2013 um 07:11:

  RE: Veränderung und Wandlung

Einen Menschen zum Guten ändern wollen. ..auch Diktatoren möchten Menschen ändern, damit sie sie
besser beherrschen können. Was ist gut? Ich bin dafür die Evolution darüber entscheiden zu lassen. Augenzwinkern



Geschrieben von Isabell am 05.12.2013 um 15:08:

  RE: Veränderung und Wandlung

Zitat:

Einen Menschen zum Guten ändern wollen. ..auch Diktatoren möchten Menschen ändern, damit sie sie
besser beherrschen können. Was ist gut? Ich bin dafür die Evolution darüber entscheiden zu lassen.


Nur dauert manchen Menschen mit derartigen Problemen der biologische Evolutionsprozess vielleicht zu lange und sie wünschen sich schon fürs aktuelle Leben eine positive Veränderung in ihrem Sinne. Es geht mir in diesem Thread gar nicht darum, Menschen zwanghaft oder gar diktatorisch zu verändern, sondern darum, dass die Betroffenen in die Lage versetzt werden, die Kraft aufzubringen, ihren guten Willen auch realisieren zu können. Ich kenne Raucher, die selbstverständlich um die negatitven Effekte ihrer Tabaksucht wissen. Deshalb wünschen sie sich, möglichst bald eine Beendigung des Tabakkonsums herbeiführen zu können. Aber sie schaffen es nicht. Es gibt Menschen, die fänden gerne die psychische Energie, um die eigene Wohnung in einem akkuraten Zustand zu halten. Auch sie scheitern oftmals jedoch immer wieder. Das sind nur ein paar Beispiele.

An dieser Stelle könnte man bei einem emotionalen Leidensdruck natürlich über eine psychotherapeutische Behandlung nachdenken. Die Frage, die sich mir stellt, lautet aber, ob man solche fundamentalen Veränderungen auch selbstständig erreichen kann und wenn, wie.



Geschrieben von BlackWiddow am 05.12.2013 um 16:15:

  RE: Veränderung und Wandlung

Zitat:
Original von Isabell
Nur dauert manchen Menschen mit derartigen Problemen der biologische Evolutionsprozess vielleicht zu lange und sie wünschen sich schon fürs aktuelle Leben eine positive Veränderung in ihrem Sinne. Es geht mir in diesem Thread gar nicht darum, Menschen zwanghaft oder gar diktatorisch zu verändern, sondern darum, dass die Betroffenen in die Lage versetzt werden, die Kraft aufzubringen, ihren guten Willen auch realisieren zu können. Ich kenne Raucher, die selbstverständlich um die negatitven Effekte ihrer Tabaksucht wissen. Deshalb wünschen sie sich, möglichst bald eine Beendigung des Tabakkonsums herbeiführen zu können. Aber sie schaffen es nicht. Es gibt Menschen, die fänden gerne die psychische Energie, um die eigene Wohnung in einem akkuraten Zustand zu halten. Auch sie scheitern oftmals jedoch immer wieder. Das sind nur ein paar Beispiele.

An dieser Stelle könnte man bei einem emotionalen Leidensdruck natürlich über eine psychotherapeutische Behandlung nachdenken. Die Frage, die sich mir stellt, lautet aber, ob man solche fundamentalen Veränderungen auch selbstständig erreichen kann und wenn, wie.


Dazu braucht es eine enorme Willenskraft und Disziplin, die fast niemand schafft, aber Einzelfälle hab ich schon erlebt.



Geschrieben von Isabell am 05.12.2013 um 16:23:

  RE: Veränderung und Wandlung

Zitat:

Dazu braucht es eine enorme Willenskraft und Disziplin, die fast niemand schafft, aber Einzelfälle hab ich schon erlebt.


Das finde ich sehr schade. Auch ich habe Fälle erlebt, in denen sich eine "positive Wandlung" vollzogen hat. Nach meiner Erkenntnis gibt es neben den tragisch-dramatischen Ereignissen, die einen Menschen konstruktiv verändern können, auch ausgesprochen schöne Erfahrungen, die eine solche Veränderung evozieren können. Ein Beispiel, auch wenn es vielleicht klischeehaft erscheinen mag, sind Liebe und Verliebtheit. Nicht immer muss erst ein Krebsverdacht oder eine entsprechende Diagnose dazu führen, dass ein Raucher mit dem Tabakkonsum bricht. Er kann es in vielen Fällen wahrscheinlich auch, indem er die Sucht für seine große Liebe aufgibt, von der er weiß, dass sie das Rauchen verschmäht. Oder er reinigt für seine unsterblich Geliebte seine Wohnung. Plötzlich gelingt ihm all das, wofür ihm zuvor die Kraft oder die Motivation fehlten - trotz der Präsenz des eigenen Willens. Zwei Extreme scheinen hier aufs Hirn zu wirken und die Prioritäten zu ändern - einmal die Positiven (Liebe, Verliebtheit etc.) und einmal die Negativen (Katastrophen, Krankheit, Unfall).



Geschrieben von emporda am 05.12.2013 um 20:03:

  RE: Veränderung und Wandlung

Zitat:
Original von BlackWiddowDazu braucht es eine enorme Willenskraft und Disziplin, die fast niemand schafft, aber Einzelfälle hab ich schon erlebt.
Ich hatte 1967 einen Blinddarm Durchbruch. Als ich im Krankenhaus aufwachte meinte der Arzt, 14 Tage dürfte ich nicht rauchen.

Seitdem haben ich keine Zigarette mehr geraucht. Ein Jahrzehnt später habe ich es mit Cigarillos wieder probiert, aber auch bald wieder aufgegeben



Geschrieben von nicolai am 06.12.2013 um 17:11:

  RE: Veränderung und Wandlung

Im Prinzip ein sehr komplexes Thema, aber "vereinfacht ausgedrückt" ließe sich behaupten, daß die bei "Verliebtheit" vom Körper produzierte Dopaminüberflutung durchaus in der Lage ist, die für den "Suchtstoff" vorgesehenen Rezeptoren weitgehendst zu blockieren, indem die körpereigenen Dopamine an diese "andocken". Ähnliches läßt sich etwa auch durch gesteigerten Adrenalinausstoß bei Leistungssport erzielen.
Im Grunde ist es also nicht ein "neues Denkmuster", sondern "die Liebe" stellt genaugenommen eine Art "Ersatzdroge" dar...



Geschrieben von Qwert am 07.12.2013 um 06:28:

 

Und nicht zu vergessen: Oxytocin!

Vorsicht Atheisten, ist eine sprituelle Website, klick Oxytocin


Dopamin gibt's leider auch bei Kaufsüchtigen samt aller ins Geld gehenden Suchtfolgen.



Geschrieben von BlackWiddow am 07.12.2013 um 10:54:

 

Immer nach einer gewissen Zeit gibts ein neues "Wundermittel" - das Dopamin und die Endorphine haben sich schon abgenutzt, jetzt ist als Oxytocin dran, na dann viel Spaß Lachen



Geschrieben von emporda am 07.12.2013 um 12:09:

 

Zitat:
Original von BlackWiddow
Immer nach einer gewissen Zeit gibts ein neues "Wundermittel" - das Dopamin und die Endorphine haben sich schon abgenutzt, jetzt ist als Oxytocin dran, na dann viel Spaß Lachen
Oxytocin ist keine Medizin oder Heilmittel, sondern ein Hormon des Körpers als Botenstoff der Nervenzellen

Bei 5% der Menschen ist die Ausschüttung des Hormons Oxytocin und damit das moralisch-ethische Empfinden im limbischen System dauerhaft gestört.
Pädophile sind als Hirngeschädigte unheilbar krank, sie haben Persönlichkeitsstörungen wie Schwerstkriminelle, sie befriedigen sexuelle Triebe durch Machtgehabe, sind nicht lernfähig, Empathie oder Schuldbewusstsein sind ihnen total fremd. Empathiemangel gilt als narzisstische Persönlichkeitsstörung etwa bei Massenmördern wie Anders Breivik.



Geschrieben von BlackWiddow am 07.12.2013 um 13:08:

 

Zitat:
Original von emporda
Zitat:
Original von BlackWiddow
Immer nach einer gewissen Zeit gibts ein neues "Wundermittel" - das Dopamin und die Endorphine haben sich schon abgenutzt, jetzt ist als Oxytocin dran, na dann viel Spaß Lachen
Oxytocin ist keine Medizin oder Heilmittel, sondern ein Hormon des Körpers als Botenstoff der Nervenzellen

Bei 5% der Menschen ist die Ausschüttung des Hormons Oxytocin und damit das moralisch-ethische Empfinden im limbischen System dauerhaft gestört.
Pädophile sind als Hirngeschädigte unheilbar krank, sie haben Persönlichkeitsstörungen wie Schwerstkriminelle, sie befriedigen sexuelle Triebe durch Machtgehabe, sind nicht lernfähig, Empathie oder Schuldbewusstsein sind ihnen total fremd. Empathiemangel gilt als narzisstische Persönlichkeitsstörung etwa bei Massenmördern wie Anders Breivik.


Mit "Wundermittel" war alles gemeint, was künstlich als wunderwirksam für/gegen alles und jedes hochgepuscht wird, jetzt sind halt Hormone dran, bin schon neugierig, was als nächstes kommt - vorher wars das Dopamin. Aber es gibt ja zahlreiche Neurotransmitter oder Hormone............


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