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Geschrieben von ALO Atheist am 09.10.2016 um 15:13:

  Sergei Prokofiev: Romeo und Julia

Sergei Prokofiev: Suite aus "Romeo und Julia". London Symphony Orchestra unter Claudio Abbado^1, 1967:

Teil 1: youtube.com/watch?v=cfnaetolHfY

Teil 2: youtube.com/watch?v=y5ne9biH_Ww


^1 Junge Dirigenten zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie die Tempi erhöhen, wenn sie dann älter werden, reduzieren sie die Tempi wieder.



Geschrieben von ALO Atheist am 04.11.2016 um 16:20:

Pfeil Ravel: Klavierkonzert

Bei seiner Konzertreise durch die USA wurde Maurice Ravel mit dem Jazz konfrontiert und war von diesem Musikstil begeistert. Hinzu kam, dass George Gershwin in Frankreich sehr beliebt war, Francis Poulenc träumte davon, seine "Rhapsody in Blue" zu schreiben, und Gershwin selbst wollte bei seinem Paris-Besuch Schüler von Ravel werden, dieser lehnte das Ansuchen jedoch ab mit den Worten: "Wieso möchten Sie ein zweitklassiger Ravel werden, wo Sie doch ein erstklassiger Gershwin sind?"^1

Von 1929 bis 1931 schrieb Maurice Ravel sein Klavierkonzert in G-Dur und ließ in den 1. und 3. Satz Jazz-Elemente einfließen. Der ruhige 2. Satz im Stil des Neoklassizismus wird durch eine fließende Melodie des Klaviers eröffnet, und als Ravel gefragt wurde, wie ihm denn diese wunderbare Melodie eingefallen sei, antwortete Ravel: "Das habe ich alles von Mozart abgeschrieben."^2




Hélène Grimaud im 2. Satz von Ravels Klavierkonzert in G-Dur


Maurice Ravel: Klavierkonzert in G-Dur. Hélène Grimaud (Klavier) mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Vladimir Jurowski: youtube.com/watch?v=sqJkdMvFEEg


^1 Maurice Ravel starb 1937, im selben Jahr wie George Gershwin.
^2 Das war natürlich ironisch gemeint. Was soll man auf eine blöde Frage schon antworten?



Geschrieben von ALO Atheist am 05.11.2016 um 13:28:

Pfeil Ravel: Klavierkonzert für die linke Hand

Der österreichische Pianist Paul Wittgenstein verlor als Soldat im 1. Weltkrieg seinen rechten Arm. Für ihn war klar, dass er seine Karriere als Pianist fortsetzen werde. Er arrangierte Klavierwerke berühmter Komponisten für die linke Hand und gab bei zeitgenössischen Komponisten Klavierwerke für die linke Hand in Auftrag.

In den Jahren 1929/30 arbeitete Maurice Ravel nicht nur an seinem Klavierkonzert in G-Dur, er schrieb auch für Paul Wittgenstein ein Klavierkonzert in D-Dur für die linke Hand, das 1932 in Wien uraufgeführt wurde.




Paul Wittgenstein (links) und Maurice Ravel (rechts)


Vor der Uraufführung in Wien nahm Paul Wittgenstein gegen den ausdrücklichen Willen von Maurice Ravel zahlreiche Änderungen im Solopart vor. In einem Brief teilte Wittgenstein Ravel mit, dass Interpreten keine Sklaven der Komponisten sein dürften. Mit der Antwort von Ravel: "Interpreten sind Sklaven", war die Freundschaft der beiden Künstler beendet.

Maurice Ravel: Klavierkonzert D-Dur für die linke Hand. Krystian Zimerman (Klavier), London Symphony Orchestra unter Pierre Boulez: youtube.com/watch?v=WAXzynUA1hs



Geschrieben von ALO Atheist am 06.11.2016 um 14:46:

Pfeil Stravinsky: Le sacre du printemps

1910 reiste der russische Komponist Igor Stravinsky nach Paris, wo er bis 1940 eine neue Heimat fand, ohne seine Kontakte nach Russland zu vernachlässigen. Nach den Pariser Erfolgen von "Der Feuervogel" (1910) und "Petruschka" (1911) schrieb Stravinsky 1913 mit der Ballettmusik "Le sacre du printemps. Tableaux de la Russie païenne en deux parties" ein Schlüsselwerk der klassischen Musik des 20. Jahrhunderts. Durch den fulminanten Misserfolg der Uraufführung in Paris wurde das Werk auch in den USA zum Gesprächsthema und schon bald stellte sich der Erfolg dieser kühnen Komposition mit ihren scharfen Dissonanzen, ihrer Polytonalität und Polyrhythmik und den vielen Ostinati statt motivischer Entwicklung ein.




Igor Stravinsky: Le sacre du printemps. Wiener Philharmoniker, Dirigent: Zubin Mehta: youtube.com/watch?v=jAE-EQwhkLI



Geschrieben von ALO Atheist am 10.11.2016 um 16:08:

Pfeil Stravinsky: Pulcinella

Der Pulcinella, der Hanswurst der neapolitanischen Commedia dell'Arte, findet sich in anderen Formen auch außerhalb der italienischen Literatur und erlebte in der klassischen Musik des 20. Jahrhunderts durch Richard Strauss ("Ariadne auf Naxos") und Igor Stravinsky ("Pulcinella") eine Renaissance.

Mit der "Symphonie classique" im Stil von Joseph Haydn und mit der Kompositionstechnik des 20. Jahrhunderts begründete Sergei Prokofiev 1918 den Neoklassizismus. Zwei Jahre später schrieb auch Igor Stravinsky mit der Ballettmusik "Pulcinella" sein erstes neoklassizistisches Werk. Im Stil von Giovanni Battista Pergolesi dem frühen 18. Jahrhundert verpflichtet, aber eindeutig die Tonsprache des frühen 20. Jahrhunderts erkennen lassend gelang Igor Stravinsky eine neoklassizistische Komposition, die seine Freunde als Bruch mit der Moderne und seine Feinde als Vergewaltigung Pergolesis bezeichneten.




Es gibt so viele Werke, die Pergolesi zugeschrieben werden, aber nachweislich gar nicht von ihm stammen, dass man schon befreit aufatmen kann, diesmal wirklich zu wissen, wer der Komponist ist.

Igor Stravinsky: Pulcinella. Marilyn Tyler (Sopran), Carlo Franzini (Tenor), Boris Carmeli (Bass), Orchestre de la Suisse Romande, Dirigent: Ernest Ansermet: youtube.com/watch?v=pVEcJnlHUMM



Geschrieben von ALO Atheist am 11.11.2016 um 16:20:

Pfeil Richard Strauss: Ariadne auf Naxos

Deutlicher als zwischen Igor Stravinsky und Richard Strauss kann der Unterschied zwischen zwei Komponisten kaum sein. Vier Jahre vor Stravinskys "Pulcinella" wurde die Oper "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss in Wien uraufgeführt,^1 in der dem Harlekin, der Figur des Narren in der Commedia dell'Arte, eine zentrale Rolle zukommt.^2 Der neapolitanischen Commedia dell'Arte entsprechend tritt sowohl bei Richard Strauss als auch bei Igor Stravinsky der Pulcinella in vier Gestalten zeitgleich in Erscheinung, bei Strauss als Harlekin, Brighella, Scaramuccio und Truffaldin.





Hugo von Hofmannsthal schrieb für Richard Strauss ein Libretto bestehend aus einem Vorspiel und einem Aufzug, das drei Geschichten erzählt, die miteinander verwoben sind. Im Verlauf eines Musikabends in Wien bei einem reichen Mäzen beginnt ein junger Komponist zu verzweifeln, als er plötzlich erfahren muss, dass unmittelbar nach seiner ernsten Oper "Ariadne" ein heiter-komisches Tanzstück aufgeführt werden soll. Aber es kommt noch bunter: Der Geldgeber hat es sich kurzfristig anders überlegt und gibt nach dem Motto: Wer zahlt, schafft an, den Befehl, die ernste Oper und das heitere Tanzstück gleichzeitig aufführen zu lassen, da um 21 Uhr das große Feuerwerk für die Gäste beginne. Es ist der kecken Zerbinetta zu verdanken, die für das lustige Tanzstück vorgesehen ist, dass der Komponist nicht alles hinwirft und schließlich in das Experiment einwilligt. Und siehe da: Die Kombination aus Opera seria und Opera buffa gelingt und erweist sich nicht nur als überaus erfrischend ohne jede gegenseitige Störung, beide Operngenres ergänzen sich auch auf wundersame Weise und bereichern sich gegenseitig. Am Ende steht das uneingeschränkte Happy End für alle Akteure.

Richard Strauss zog es vor, die Musik für ein Kammerorchester zu schreiben, und wird dabei dem mehrschichtigen Opernstoff (Vorspiel in Wien, Opera buffa Ende des 17. Jahrhunderts und Opera seria in mythischer Vorzeit) in jeder Hinsicht gerecht.


Richard Strauss: Ariadne auf Naxos

Besetzung:

Ariadne/Primadonna: Gundula Janowitz
Bacchus: René Kollo
Zerbinetta: Edita Gruberová
Harlekin: Barry McDaniel
Truffaldin: Manfred Jungwirth
Scaramuccio: Kurt Equiluz
Najade: Hilda de Groote
Dryade: Axelle Gall
Echo: Olivera Miljakovic
Der Haushofmeister: Erich Kunz
Der Komponist: Trudeliese Schmidt
Der Musiklehrer: Walter Berry
Der Tanzmeister/Brighella: Heinz Zednik
Der Perückenmacher: Georg Tichy
Lakai: Alfred Šramek
Der Offizier: Peter Weber

Wiener Philharmoniker
Dirigent: Karl Böhm

Regie: Filippo Sanjust

youtube.com/watch?v=VugbX5UgrLY


^1 Die Uraufführung der gesamten Oper mit Vorspiel fand 1916 in Wien statt.
^2 Harlekin ist eine andere Bezeichnung für den Pulcinella.



Geschrieben von ALO Atheist am 13.11.2016 um 17:40:

Pfeil Richard Strauss: Parergon zur Sinfonia Domestica (für Paul Wittgenstein)

Unter den zahlreichen Komponisten wie Benjamin Britten, Paul Hindemith, Erich Wolfgang Korngold, Sergei Prokofjev, Maurice Ravel und Franz Schmidt, die für den österreichischen Pianisten Paul Wittgenstein,^1 der im 1. Weltkrieg seinen rechten Arm verloren hatte, Klavierwerke für die linke Hand schrieben, befand sich auch Richard Strauss, der 1924/25 das "Parergon zur Sinfonia Domestica",^2 1926 "Übungen für die linke Hand" und 1927 den "Panathenäenzug. Sinfonische Etüden in Form einer Passacaglia für Klavier (linke Hand) und Orchester" für Paul Wittgenstein komponierte.



Paul Wittgenstein 1934 in New York


Richard Strauss: Parergon zur Sinfonia Domestica. Peter Rösel (Klavier), Sächsische Staatskapelle Dresden, Dirigent: Rudolf Kempe: youtube.com/watch?v=-oB4nOG4QXQ


^1 Der österreichische Pianist Paul Wittgenstein war der um zwei Jahre ältere Bruder des berühmten Philosophen Ludwig Wittgenstein, der mitunter Partituren auswendig lernte und sie in Gesellschaft den Leuten bis zu deren annäherndem Nervenzusammenbruch vorzusummen und vorzusingen pflegte.
^2 Die symphonische Dichtung "Sinfonia domestica" komponierte Richard Strauss in den Jahren 1902/03.



Geschrieben von ALO Atheist am 20.11.2016 um 15:00:

Pfeil Richard Strauss: Vier letzte Lieder

1948 - etwa ein Jahr vor seinem Tod - lernte Richard Strauss in einem Hotel in der Schweiz zufällig Hermann Hesse kennen. Der "rauschende" (Hesse) Stil der Musik von Strauss war nicht nach Hesses Geschmack, der die Begegnung mit dem Komponisten als wenig angenehm empfand.

Richard Strauss hatte 1948 schon ein Gedicht von Joseph von Eichendorff vertont und vertonte nun auch drei Gedichte von Hermann Hesse. Die Lieder wurden als "Vier letzte Lieder" - von Strauss nicht als Zyklus gedacht und 1950, nach dem Tod des Komponisten, uraufgeführt - zum Abgesang der Spätromantik.

- "Frühling" (Hermann Hesse)
- "September" (Hermann Hesse)
- "Beim Schlafengehen" (Hermann Hesse)
- "Im Abendrot" (Joseph von Eichendorff)




Richard Strauss: Vier letzte Lieder. Renée Fleming (Sopran), Lucerne Festival Orchestra, Dirigent: Claudio Abbado: youtube.com/watch?v=z5xFL-iFh0Q



Geschrieben von ALO Atheist am 04.12.2016 um 13:02:

Pfeil Richard Strauss: Morgen!

1894 vertonte Richard Strauss das Liebesgedicht "Morgen!" von John Henry Mackay für Tenor oder Sopran mit Klavierbegleitung. 1897 arrangierte Richard Strauss das Lied für Orchester und Solo-Violine.

Morgen!

Und morgen wird die Sonne wieder scheinen
und auf dem Wege, den ich gehen werde,
wird uns, die Glücklichen sie wieder einen
inmitten dieser sonnenatmenden Erde…
und zu dem Strand, dem weiten, wogenblauen,
werden wir still und langsam niedersteigen,
stumm werden wir uns in die Augen schauen,
und auf uns sinkt des Glückes stummes Schweigen...


Richard Strauss: Morgen! Jessye Norman (Sopran), Gewandhausorchester Leipzig, Dirigent: Kurt Masur: youtube.com/watch?v=z3r9ifssLZQ



Geschrieben von ALO Atheist am 06.12.2016 um 12:03:

Pfeil Richard Strauss: Zueignung

1885 vertonte der 21-jährige Richard Strauss^1 das Gedicht "Zueignung" von Hermann von Gilm.

Zueignung

Ja, du weißt es, teure Seele,
Daß ich fern von dir mich quäle,
Liebe macht die Herzen krank,
Habe Dank.

Einst hielt ich, der Freiheit Zecher,
Hoch den Amethysten-Becher,
Und du segnetest den Trank,
Habe Dank.

Und beschworst darin die Bösen,
Bis ich, was ich nie gewesen,
heilig, heilig an's Herz dir sank,
Habe Dank.


Richard Strauss: Zueignung. Jessye Norman (Sopran): youtube.com/watch?v=G3Vcxa2qSZY


^1 Richard Strauss - man sagt, er war der glücklichste Komponist aller Zeiten - war zeitlebens sehr religionskritisch und wollte mit Religion so wenig zu tun haben wie nur möglich.



Geschrieben von Noahli am 06.12.2016 um 15:17:

 

[quote]Original von ALO Atheist
Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert in C-Dur K. 467. Mit Maurizio Pollini am Flügel, es dirigiert Riccardo Muti - unmittelbar danach in der Playlist zum Vergleich der 1. Satz mit Friedrich Gulda unter Claudio Abbado: youtube.com/watch?v=i2uYb6bMKyI&list=PL1110EA3EE263F525&index=25

Das ist das Lieblingsklaviertsück von meiner Schwester. smile



Geschrieben von Noahli am 06.12.2016 um 15:29:

  RE: Lieben Sie Mozart?

Zitat:
Original von ALO Atheist


Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur. Hélène Grimaud musiziert mit dem Kammerorchester des Bayerischen Rundfunks: youtube.com/watch?v=UuVqBX3StfI


Hey,

ich würde mich gerne mal bei den Experten erkundigen. Ich habe letztens hier auf mydays ein Angebot für ein Mozartkonzert & Dinner in Wien von dem Wiener Musikverein gesehen. Würde meiner Schwester sowas gerne als Weihnachtsgeschenk besorgen, da sie total auf klassische Musik steht und wir schon länger nichts mehr besonderes zusammen unternommen haben. Man kann sich sogar im Anschluss an das Konzert mit den Künstlern treffen und kriegt eine CD des Wiener Orchesters als Erinnerung an den Abend. Klingt auf jeden Fall vielversprechend...Hat von euch jemand sowas mal verschenkt oder war selbst schon mal dort? Würde mich über einen Erfahrungsbericht freuen. =)

Lg, Noahli



Geschrieben von ALO Atheist am 06.12.2016 um 23:10:

 

Das ist eine sehr gute Idee für ein Geschenk.

Auch das Wiener Konzerthaus bietet Ähnliches an. Nach einem Abend mit Beethoven-Streichquartetten gab es ein Buffet und Gespräche mit den Künstlern, anschließend wurde stundenlang aus den "Metamorphosen" des Ovid laut vorgelesen, was auch ich mit meiner kräftig-sonoren Bassbariton-Stimme gerne tat. Solche Abende und mitunter Nächte sind unvergesslich.



Geschrieben von ALO Atheist am 08.12.2016 um 15:17:

  Richard Strauss: Morgen!



Richard Strauss: Morgen! Anna Netrebko (Sopran), Joshua Bell (Solo-Violine), BBC Symphony Orchestra, Dirigent: Jirí Belohlávek (Royal Albert Hall, 2007): youtube.com/watch?v=FaVbRybu8hQ



Geschrieben von ALO Atheist am 11.12.2016 um 13:19:

Pfeil Richard Strauss: Eine Alpensinfonie

Im Jahr 1900, dem Todesjahr von Friedrich Nietzsche, und vier Jahre nach seiner sinfonischen Dichtung "Also sprach Zarathustra"^1 begann Richard Strauss unter dem Titel "Der Antichrist, eine Alpensinfonie"^2 eine Bergbesteigung, die für das menschliche Leben steht, ähnlich aufgebaut wie das klassische Drama rein musikalisch umzusetzen. Die Arbeit an diesem Werk wurde vielfach unterbrochen, andere Werke mussten fertiggestellt werden. Bei der Vollendung des Werks 1915 meinte Richard Strauss, dass er nun "endlich instrumentieren gelernt" habe, und entschied sich für den endgültigen Titel: Eine Alpensinfonie.




Richard Strauss: Eine Alpensinfonie. Berliner Philharmoniker, Dirigent: Herbert von Karajan: youtube.com/watch?v=P1UPPFILPeA


^1 Wie auch "Also sprach Zarathustra" beginnt "Eine Alpensinfonie" mit dem Sonnenaufgang.
^2 Richard Strauss wurde zu seiner "Alpensinfonie" durch Friedrich Nietzsches "Der Antichrist" angeregt.



Geschrieben von ALO Atheist am 18.12.2016 um 14:07:

Pfeil Richard Strauss: Also sprach Zarathustra

Noch zu Lebzeiten von Friedrich Nietzsche vertonte Richard Strauss, der wie Nietzsche das Christentum ablehnte, in den Jahren 1895/96 den Sonnenaufgang und acht Kapitel aus dessen Hauptwerk "Also sprach Zarathustra", das der Dichter und Philosoph mit einer Symphonie verglich. Die vier Teile des Werks, angelegt wie die vier Sätze einer Symphonie, und die überaus musikalische Sprache unterstreichen diesen Vergleich.



Einleitung: Sonnenaufgang
1. Von den Hinterweltlern
2. Von der großen Sehnsucht
3. Von den Freuden und Leidenschaften
4. Das Grablied
5. Von der Wissenschaft
6. Der Genesende
7. Das Tanzlied
8. Nachtwandlerlied


Richard Strauss: Also sprach Zarathustra. Berliner Philharmoniker, Dirigent: Herbert von Karajan: youtube.com/watch?v=6SFAAsdqkuQ



Geschrieben von Noahli am 21.12.2016 um 16:40:

 

Zitat:
Original von ALO Atheist
Das ist eine sehr gute Idee für ein Geschenk.

Auch das Wiener Konzerthaus bietet Ähnliches an. Nach einem Abend mit Beethoven-Streichquartetten gab es ein Buffet und Gespräche mit den Künstlern, anschließend wurde stundenlang aus den "Metamorphosen" des Ovid laut vorgelesen, was auch ich mit meiner kräftig-sonoren Bassbariton-Stimme gerne tat. Solche Abende und mitunter Nächte sind unvergesslich.


Hört sich auch sehr gut an. smile Habe das jetzt mal betellt, hoffe es kommt noch vor Weihnachten an.

Schöne Festtage,
Noahli



Geschrieben von ALO Atheist am 25.12.2016 um 12:42:

Pfeil Richard Strauss: Elektra

Als Richard Strauss 1903 der Uraufführung von Hugo von Hofmannsthals Tragödie "Elektra", nach dem gleichnamigen Stück von Sophokles, in Berlin beiwohnte, erkannte er sofort einen "glänzenden Operntext" (so Strauss), dem er sich nach der Fertigstellung der Oper "Salome", nach dem gleichnamigen Drama von Oscar Wilde, im Jahr 1905 von 1906 bis 1908 als Komponist widmete. Nach der Uraufführung der einaktigen Oper "Elektra" 1909 in Dresden wurde die Musik dieses grandiosen Werks von Journalisten zwar als Ohrenfolter bzw. moderne Foltermethode bezeichnet, aber der Siegeszug der "Elektra" als eine der bedeutendsten Opern des 20. Jahrhunderts war nicht mehr aufzuhalten.

Nachdem der Dirigent Georg Solti in den Jahren 1958 bis 1965 in den Wiener Sofiensälen Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen" exemplarisch eingespielt hatte, gelang ihm 1966 ebendort eine exemplarische Einspielung der "Elektra" von Richard Strauss.




Richard Strauss: Elektra

Besetzung:

Elektra: Birgit Nilsson
Klytämnestra: Regina Resnik
Chrysothemis: Marie Collier
Orest: Tom Krause
Aegisth: Gerhard Stolze
Der Pfleger des Orest: Tugomir Franc
Die Vertraute: Margareta Sjöstedt
Die Schleppträgerin: Margarita Lilowa
Die erste Magd: Helen Watts
Die zweite Magd: Maureen Lehane
Die dritte Magd: Yvonne Minton
Die vierte Magd: Jane Cook
Die fünfte Magd: Felicia Weathers
Die Aufseherin: Pauline Tinsley
Ein junger Diener: Gerhard Unger
Ein alter Diener: Leo Heppe
Diener und Dienerinnen: Chor der Wiener Staatsoper

Wiener Philharmoniker
Dirigent: Georg Solti

Wiener Sofiensäle, 1966

youtube.com/watch?v=OXnoxs5WDTA



Geschrieben von ALO Atheist am 02.01.2017 um 16:12:

Pfeil Richard Strauss: Ein Heldenleben

Zwei Jahre nach seiner sinfonischen Dichtung "Also sprach Zarathustra" legte Richard Strauss 1898 unter dem Titel "Ein Heldenleben" eine weitere ausgereifte, durchkomponierte sinfonische Dichtung vor. Strauss, der sich einmal als ebenso interessanten Gegenstand der Forschung wie Nero oder Napoleon bezeichnete, setzte sich mit diesem Werk ein eigenes sinfonisches Denkmal. In diesem Werk werden im zweiten von insgesamt sechs Abschnitten die Widersacher des Komponisten, seine Kritiker, mit Spott der Lächerlichkeit preisgegeben,^1 aber der "Held", der Komponist selbst, vermochte es auch, einen ironischen Blick auf sich selbst zu werfen. Insofern ist "Ein Heldenleben", die vorherrschende Kompositionstechnik ist die an Richard Wagner angelehnte Leitmotiv-Technik, die Selbstverherrlichung eines Egoisten mit einem Augenzwinkern.^2




Richard Strauss


Richard Strauss: Ein Heldenleben. Berliner Philharmoniker; Dirigent: Herbert von Karajan: youtube.com/watch?v=0Zjq8-f-JdQ


^1 Ähnliches lässt sich auch aus dem 3. Satz (Rondo-Burleske) in Gustav Mahlers 9. Symphonie herauslesen bzw. -hören, wo Mahler zeitgenössische Operettenkomponisten verspottete.
^2 Richard Wagner schrieb: "Der Welt wird jede Art von Wohlverhalten gegen andere gelehrt; nur wie sie sich gegen einen Menschen meiner Art zu verhalten hat, kann ihr nie beigebracht werden, weil es eben zu selten vorkommt." (Richard Wagners gesammelte Schriften und Briefe. Hrsg. v. Julius Kapp. Bd 13. Leipzig: Hesse & Becker Verl. 1914. S. 331.)



Geschrieben von ALO Atheist am 06.01.2017 um 13:49:

Pfeil Gustav Mahler: Symphonie Nr. 6

Gustav Mahlers in den Jahren 1903/04 in Wien komponierte und 1906 in Essen uraufgeführte 6. Symphonie in a-Moll wurde von Alban Berg als die Sechste aller Sechsten bezeichnet. Richard Strauss wiederum, der der Uraufführung unter dem Dirigat von Gustav Mahler beiwohnte, äußerte gegenüber Alma Mahler, dass der dritte Hammerschlag im Finalsatz am Ende des Werks besser platziert wäre, um so eine effektvollere Wirkung zu erzielen, worauf Alma Mahler meinte, dass Richard Strauss ihren Ehemann noch nie verstanden hätte.

Nachdem ich am 24. September 1988 im Wiener Musikverein Mahlers 6. mit den Wiener Philharmonikern unter Leonard Bernstein - Loge 7, Parterre rechts - erlebt hatte, vermochte ich die ganze Nacht nicht zu schlafen, da ich ständig dieses geniale Bernstein-Konzert der a-Moll im Kopf hatte. Dabei kannte ich dieses Werk schon vorher recht gut, hatte ich doch selbst einen Klavierauszug von der Partitur angefertigt. Leonard Bernstein durfte ich wenige Monate vor seinem Tod noch zwei Mal persönlich kennenlernen; die Maßstäbe, die er gesetzt hat, wirken und haben Gültigkeit weit über unsere Zeit hinaus.

Kein Konzert der Mahler 6. auch unter namhaften, guten Dirigenten im Wiener Musikverein oder im Wiener Konzerthaus kam annähernd an das Bernstein-Konzert von 1988 heran. Alle vier Sätze dieser durchaus schwierig zu bewältigenden Partitur wurden durch Leonard Bernstein auf allerhöchstem Niveau bis in jede Nuance perfekt mit absoluter Werktreue realisiert und in der Praxis des Konzerts vollendet.

Das Konzert der Mahler 6. von 1988 unter Bernstein wurde, wie ich damals selbst sah, filmisch festgehalten, sodass sich jeder von der Außergewöhnlichkeit dieses Konzerts überzeugen kann.

Der riesige Hammer des Finalsatzes bestand aus einer mit Holz ummantelten Autobatterie, die - der Wiener Philharmoniker, der den Hammer extra für dieses Konzert hergestellt hatte, war dankbar dafür - bei den drei präzisen Hammerschlägen nicht zum Vorschein kam.




Leonard Bernstein, Wien, 1988, Gustav Mahlers 6. Symphonie


Gustav Mahler: Symphonie Nr. 6 in a-Moll. Wiener Philharmoniker, Dirigent: Leonard Bernstein - Wiener Musikverein, 1988: youtube.com/watch?v=rypHeVr_X7c


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