Freidenker Community (http://forum.freidenkerin.at/forum/index.php)
- Freidenkerthemen (http://forum.freidenkerin.at/forum/board.php?boardid=2)
-- Freidenkertum und Humanismus (http://forum.freidenkerin.at/forum/board.php?boardid=1)
--- Aufdringlicher Atheismus? (http://forum.freidenkerin.at/forum/thread.php?threadid=313)


Geschrieben von Idia am 11.02.2008 um 00:00:

  Aufdringlicher Atheismus?

Endlich gibt es ein Kinderbuch als "Gegengift zur religiösen Indoktrination" - "Wo bitte geht's zu Gott?....

Nun habe ich eine religiöse Schwester, die ihre Kinder mit Bibelgeschichten überhäuft, sie sind in einer religiösen Singgemeinschaft und ansonsten wird auch gebetet und geglaubt, was das Zeug hält.

Nun zu meiner Frage, die sich vielleicht von euch auch schon jemand gestellt hat:
Soll ich meinen Nichten dieses Buch einfach so schenken? Ich weiß überhaupt nicht, wie meine Schwester darauf reagieren wird, schließlich verstehen wir uns ja so ganz gut, trotz verschiedener Weltanschauungen.

Habt ihr schon solche Erfahrungen gemacht bzw. würdet ihr es wagen, eure Weltanschauung religiös-erzogenen Kindern aufzudrängen?



Geschrieben von hexibrati am 11.02.2008 um 09:55:

  RE: Aufdringlicher Atheismus?

Mit einem gewissen Fingerspitzengefühl kann man so manches bewegen...(Steht das nicht irgendwo in der Bibel, das mit dem Berge versetzen?)
Ich denke, da mußt du mal vorerst die etwas "andere" Tante bleiben.
Ich habe bei meinen Kindern und bei denen in der Verwandtschaft öfters bis immer die Erfahrung gemacht, dass am meisten von selbst in Bewegung gerät, wenn man Kinder zunächst einfach nur ernst nimmt. Wenn man sie einfach fragt: wie stellst du dir das eigentlich vor? Und dann nur mit "aha" kommentieren, es mal so stehen lassen im Raum und erwähnen, dass man das selbst eigentlich nicht so sieht. Ohne Druck. Dann werden sie neugierig.

Insbesondere Religionsgemeinschaften aber auch sonstige repressive Erziehende zeichnen sich doch eindeutig durch ein hohes Maß an Bevormundung aus: Kinder sind grundsätzlich dumm und unentwickelt - und jetzt kommt wer, der ihnen mal beibringt, wo es lang geht. Kinder hassen diese Bevormunderei meistens, aber sie halten uns zu Liebe viel aus - dulden den Schwachsinn, der ihnen vorgesetzt wird und müssen alleine damit klarkommen, wenn nie jemand fragt: wie siehst/empfindest du das eigentlich, welche Bilder stellst du dir vor, was bedeuten diese Bilder für dich.

Beispielsweise hat mein Zweitgeborener mir einmal - anläßlich Erstkommunion - aus dem Religionsunterricht berichtet: "Die Frau Religionslehrerin hat zu uns gesagt: Gott liebt uns mehr als unsere Mama." Pause. Schrecksekunde!!! Dann setzte mein Sohn mit einem Kopfschütteln fort: "Die glaubt des echt!" (Ich glaube sogar, die Lehrerin hat ihm in dem Moment leid getan.)
Da wußte ich: wir sind übern Berg - und ab jetzt läuft es von selbst.

Apropos Ferkelbuch: Ich finde es ganz nett, aber letztlich nicht extrem hilfreich für Einsteiger, weil es ein gewisses Mass an Kenntnis voraussetzt, das jüngere Kinder noch nicht haben (zumindest weiß ich nichts davon, dass man in der Volksschule schon über andere Religionen lernt). Die Angststories und Bibelgeschichten wirken aber ganz besonders stark auf die jungen Kinder. Einem Kind zu sagen, dass die Liebe der Mama eine halbe Sache ist im Vergleich zu dem Typen, der seinen Sohn Isaak aus Liebe einfach abgestochen hätte so mir nix dir nix, finde ich sehr, sehr schlimm, und daher muss man den Kindern schon viel früher beistehen.



Geschrieben von demophilo am 12.02.2008 um 01:13:

  RE: Aufdringlicher Atheismus?

Ja, das ist schon richtig, dass Kinder manchmal ohne die Hilfe der Eltern draufkommen, dass das alles Blödsinn ist. Kopfpatsch

Aber ich hab von einem Kollegen gehört, dass sein Enkel in einer atheistischen Familie aufgewachsen ist, es nicht einmal getauft worden ist und durch den Religionsunterricht, in den man es geschickt hat, um ja nicht diskriminiert zu werden, religiös geworden ist und in die Kirche eintreten möchte.

@Idia: Ich kenne jetzt schon einige Familien, in denen die Kinder deswegen nicht vom Religionsunterricht abmelden, da sie eine Tante oder Großmutter haben, die sie sonst verletzen würden. Es ist die Frage, wie sehr du dir erwartest, dass deine Verwandten deine Bemühungen zumindest so weit tolerieren, dass sie dich nicht zur Persona non grata erklären.

Ich hätte da noch ein Buch, dass vielleicht auch geeignet ist, an Kinder verschenkt zu werden.:
Barker, Dan: Vielleicht, Vielleicht auch nicht. Humanistischer Verband Deutschlands, 1990. ISBN - 3-92404113X.
Es erzählt von der kleinen Andrea, welche als skeptischer Mensch dem Gerücht nachgeht, dass es in einem Haus spukt. Es gibt eine Anleitung, wie man an Behauptungen herangeht. Leider ist das Buch nicht frei erhältlich. Aber vielleicht können wir als Verein ebenso einen Deal machen wie mit dem Ferkelbuch. Also wenn ein Bedarf besteht, ... ?



Geschrieben von Idia am 12.02.2008 um 21:06:

  RE: Aufdringlicher Atheismus?

Wäre sicher einen Versuch wert, das Buch zu beschaffen.

Vielleicht sollten wir eine Partnerschaft mit KindergärtnerInnen und VS-LehrerInnen (nicht-religiöser Anstalten) eingehen? Augenzwinkern

Ich glaub, ich werde das Buch nicht schenken, sondern eher mit der "Gegenfragetechnik" anfangen und sehen, ob es was bewirkt. Leben und leben lassen .... und trotzdem irgendwie auf die Sprünge helfen, manche Dinge zu hinterfragen. :-)

Ich bin froh, dass ich keine aufdringlichen religiösen Verwandten oder Freunde hab - bis jetzt war niemand wirklich darüber geschockt, dass wir nicht kirchlich heiraten - zumindest wagt es keiner, das vorzuschlagen :-).Ich denke, das wird sich bei den Kindern auch nicht ändern.


Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH