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Geschrieben von myself am 07.02.2008 um 22:03:

  Die Pille

Hat die Pille die Frau sexuell befreit als dadurch Sexualität und Vermehrung getrennt worden sind?
Hat sie die Frau karriere machen lassen und aie aus dem häuslichen Bereich befreit?

Was denkt ihr, wäre auch ohne Pille die sexuelle Revolution gekommen oder erst sehr spät und weniger stark?



Geschrieben von rabe josef am 07.02.2008 um 23:33:

  RE: Die Pille

Daß die Pille die Frau sexuell befreit hätte, das halte ich für übertrieben. Aber sie war sicherlich hilfreich dabei, etwas unabhängiger zu werden.
Und die sexuelle Revolution.....Nun ja, hat die wirklich stattgefunden?? Die Leute waren in früheren Zeiten nicht wirklich so zugeknöpft wie wir denken. Und heute sind sie weit nicht so frei wie wir denken. Daß man nach einer Party etwas schneller in einem fremden Bett landen, oder einen Swinger-Club besuchen kann, ist nur die halbe Freiheit. Ich denke, erst wenn man mit diesen Freiheiten auch gut umgehen kann ( im Kopf nämlich ), ist man frei. Und das geistige Aufarbeiten dieses Themas hat die Kirche so lange blockiert, daß die Menschheit da noch sehr großen Aufholbedarf hat. Momentan lagert zu diesem Thema noch sehr viel religiöser Müll in den Köpfen der Leute. Also, lasset uns daran arbeiten! =)



Geschrieben von hexibrati am 08.02.2008 um 13:45:

  RE: Die Pille

Ich schließe mich der Meinung an, dass es einigermaßen kritisch zu bewerten ist, ob wirklich schon eine sexuelle Revolution stattgefunden hat.
Dazu stellt sich für mich die Frage, ob sich Frauen, die die Pille nehmen, tatsächlich befreit fühlen, oder ob es nicht auch so sein kann, dass es eine Belastung ist, wenn sich Männer völlig aus der Verantwortung nehmen (nach dem Motto: was stellst du dich denn so zimperlich an? Du nimmst doch eh die Pille, oder etwa nicht?).
Weiters kann die Pille auch ganz schön heftig einen Libidoverlust verursachen (was natürlich ein Tabuthema ist, insbesondere für die Pharmaindustrie). Das erachte ich eigentlich als eine schlimme Einschränkung der persönlichen Freiheit.
Und zu guter Letzt ist es eine echte Belastung, wenn man in unserer ach so befreiten Kultur immer noch vor die Wahl gestellt wird: Karriere oder Familie - was ich übrigens für Väter gleichermassen belastend finde (nur da ist es halt "normal").
In der Hinsicht hat absolut noch keine Revolution stattgefunden - weder sexuell noch wirtschaftlich noch zwischenmenschlich noch sonst irgendwie.



Geschrieben von Idia am 08.02.2008 um 23:43:

  RE: Die Pille

Die Pille schützt nicht vor Aids und anderen Geschlechtskrankheiten, wo Frauen tendenziell mehr darunter zu leiden haben.

Die Pille schützt auch nicht vor dem Ruf als Schlampe.

Was heißt es, sexuell befreit zu sein? Wenn, dann würde ich sagen, Mann und Frau wurden sexuell befreit und nicht NUR die Frau.



Geschrieben von demophilo am 09.02.2008 um 03:36:

  RE: Die Pille

Zitat:
Original von Idia
Was heißt es, sexuell befreit zu sein? Wenn, dann würde ich sagen, Mann und Frau wurden sexuell befreit und nicht NUR die Frau.

Auch ich halte die sexuelle Befreiung nicht für das entscheidende Moment für die Gleichberechtigung. Wesentlich ist zunächst die ökonomische Unabhängigkeit. Wer es sich finanziell nicht erlauben kann, allein zu leben, hat es schwer seine Rechte einzufordern.

Aber zur Gleichberechtigung gehört auch selbst über den Körper zu entscheiden.

Der Meinung, dass keine Revolutionen statt gefunden haben, kann ich nicht so viel abgewinnen. Man braucht nur vergleichen, was früher verboten war, was die Gesellschaft tabuisierte und was heute Gang und Gäbe ist. Was war es ein Skandal, als Hildegard Knef in "Die Sünderin" für ein paar Sekunden ihren blanken Busen zeigte. Heute ist das kein Thema mehr.



Geschrieben von hexibrati am 09.02.2008 um 11:48:

  RE: Die Pille

Stimmt schon, das mit der Knef war ein Skandal.
Andrerseits bedeutet das nicht-Vorhandensein eines Skandals für mich nicht das gleiche wie Befreiung oder Fortschritt.
Ich habe den Eindruck, dass das zwischenmenschliche Wie-gehen-wir-um- miteinander? sich nicht im gleichen Ausmaß entwickelt hat, wie die Akzeptanz eines blanken Busens. Vielmehr finde ich, dass diese Art von "Toleranz" auch eine dunkle Seite hat, nämlich: du bist mir wurscht. Färb dir die Haare, pierce dich, zieh dich aus - mir egal. Steh mir bloß nicht in der Sonne.
Ich meine damit: alles hat zwei Seiten - die Supertoleranz kann auch etwas Erdrückendes haben. So wie es unser lieber Schönborn anläßlich des Besuchs der weißen Ratte aus Rom (´tschuldigung, Josef-Alois) vorgibt - mit einem süßen Kardinalslächeln, das einem die Nackenhaare aufstellt: "Es gibt eine Zeit der Kritik - und eine Zeit des feierns. Jetzt haben wir eine Zeit des feierns". Was heißen will: haltet mal alle die Klappe, solange der Alte da ist.
Dieses sich gegenseitig mundtot machen durch eine Scheintoleranz - das haben wir beim nackten Busen genauso.
Wie es rabe josef oben gesagt hat: Die Leute waren in früheren Zeiten nicht wirklich so zugeknöpft wie wir denken. Und heute sind sie weit nicht so frei wie wir denken. (Ein super Film zu dem Thema ist "Kinsey - Die Wahrheit über Sex")
Also arbeiten wir daran - und zwar nicht an noch mehr freiem Busen (schön brav per Computeranimation perfektioniert und geglättet), sondern daran, nicht ständig dem Gegenüber den eigenen Willen aufdrücken zu wollen und darin einen Fortschritt zu sehen, wenn der andere sich zur Marionette entwickelt.


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