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Geschrieben von peter mitterstöger am 25.07.2012 um 21:33:

  Antisemitismus

Bei allem Unfug, was Jahwe und seine Jünger betrifft, religionstechnisch, ist doch ein Bekenntnis gegen den Antisemitismus eine Selbstverständlichkeit, oder? Qui tacet, non consentiret.
Wäre eine Umfrage wert, die es technisch nicht mehr gibt?

Das ist ein ernstes Thema und ich tu halt mein Möglichstes, dass es ernst genommen wird.



Geschrieben von marven am 26.07.2012 um 08:03:

  RE: Antisemitismus

Zunächst muss das mal definiert werden.

Ist derjenige Antisemit ist, der prinzpiell etwas gegen Menschen jüdischer Abstammung hat?

Ist derjenige Antisemit, der nur solange nichts gegen Juden, bis diese sich selbst als Juden (inkl. ihrer Religion und Gebräuche) betrachten?
Und gibt es auch die Pflicht, sie aktiv bei ihrer Lebensweise zu unterstützen?
In diesem Zusammenhang gibt es - neben Beschneidung/Schächtung - die aktuelle Frage, ob die Stadt Wien einen Eruv zulassen soll.
Ich bin sehr für den Eruv, und zwar aus dem einfachen Grund, dass es mich nicht stört.
Ich bin auch für die Erlaubnis zur Beschneidung, weil sie sowieso gemacht werden würde.
Und ich bin für die Erlaubnis zur Schächtung(in der Schweiz verboten), solange die noch viel ärgeren Zustände bei der Tierhaltung nicht beseitigt sind.

Ist derjenige Antisemit, der den Juden das Recht abspricht, einen Staat mit jüdischer Bevölkerungsmehrheit zu wollen?
Antizionisten vergessen oft: ohne Zionismus gäbe es keinen Staat Israel, also keinen sicheren Zufluchtsort im Falle künftiger Verfolgung.
Viele junge Linke sagen, die Israelis sollen die Palästinenser zurückkehren lassen.
Doch diese wiederum sehen mit dem Ende des jüdischen Charakters von Israel die Zukunft ihrer sicheren Zufluchtsstätte gefährdet.
Denn selbst wenn eine arabische Bevölkerungsmehrheit die bereits Eingewanderten Juden duldet, dann werden sie trotzdem versuchen, jüdische Neuzuwanderung zu unterbinden.
Noch immer lebt nur ein Drittel der Juden in Israel. Sie brauchen also Platz, brauchen Siedlungen für die Neuankömmlinge.



Geschrieben von atlana am 26.07.2012 um 08:07:

  RE: Antisemitismus

ich bin antisemitin und pro-zionistin.

VERDAMMT NOCH EINS! NIEMALS VOR DEM KAFFEE TIPPEN, NIEEEEMALS!
ich bin natürlich nicht antisemitin *mir selbst gegen den kopf hau*
antiantisemitin? keine antisemitin? wie auch immer, ich bin ein dolm *facepalm*.



Geschrieben von peter mitterstöger am 26.07.2012 um 09:27:

  RE: Antisemitismus

ich wollte schon antworten : Aus dem Trotzalter bist du - so jung du bist - doch schon heraussen. Ich hab die kühne Meinung auf mein unnötiges "qui tacet bla bla" zurückgeführt. Hätt ich mir sparen sollen.



Geschrieben von atlana am 26.07.2012 um 09:28:

  RE: Antisemitismus

nein, ich hab mich nur verwurschtelt. ich bin schon lange wach und habe eine reihe von dingen erledigt, aber erst vor ca einer halben stunde den ersten kaffee gekocht Lachen



Geschrieben von peter mitterstöger am 26.07.2012 um 09:34:

  RE: Antisemitismus

Zitat:
Original von atlana
nein, ich hab mich nur verwurschtelt. ich bin schon lange wach und habe eine reihe von dingen erledigt, aber erst vor ca einer halben stunde den ersten kaffee gekocht Lachen


hast ihn auch schon getrunken? Nur damit wir wissen, ob wir dich schon ernst nehmen können. Lachen



Geschrieben von nicolai am 26.07.2012 um 12:37:

  RE: Antisemitismus

Zitat:
Original von marven
Zunächst muss das mal definiert werden.

Korrekt. Und dann, wo ist da die Grenze zu ziehen ? Ist Kritik am Staat Israel "antisemitisch" ? Ist Kritik an der mosaischen Religion "antisemitisch" ?
Und, da es "Antisemitismus" gibt (zumindest wird diese Formulierung gerne und oft gebraucht), was ist dann "Semitismus" (der mir noch nie begegnet ist), den es ja zwangsläufig auch geben muß ? Und wenn, ist er jetzt ethnologisch, religiös, nach Staatszugehörigkeit oder nach "semitischer" Selbstdefinition zu begründen ?

...dazu gefunden...

Im Altertum bewohnten die Semiten die arabische Halbinsel, Völkerwanderungen brachten sie nach Mesopotamien, Syrien und Palästina, Ägypten (1. Mose 37 - 2. Mose 13), Äthiopien und mit der phönizischen Kolonisierung bis an die Küsten des westlichen Mittelmeers.

In der Hauptsache bestehen die Semiten aus Armeniden und Orientaliden, einzelne Völker sind die Araber und die aus ihnen hervorgegangenen Äthiopier samt den abessinischen Völkerschaften, die das Zweistromland bewohnenden Akkader, Assyrer und Babylonier, die Kanaanäer (Ugarit, Phöniker (Punier), Hebräer, Moabiter u.a.) und die Aramäer (Chaldäer, Syrer).
In Kleinasien siedelten die Karer.
http://sungaya.de/schwarz/semiten/sem.ht…

Als Semiten werden Menschen bezeichnet, die eine semitische Sprache sprechen. Oft wird eine gemeinsame Abstammung von der biblischen Gestalt Sem behauptet, was aber eher den Charakter eines Mythos hat. Ob der Begriff über das Sprachliche hinaus relevant ist, wird heute von der Wissenschaft stark bezweifelt.
.......
Semiten als politischer Begriff
Laut der pseudowissenschaftlichen Rassentheorie wurden die Juden als "Semiten" bezeichnet, um so mit rassistischen Argumenten den zuvor eher kirchlich motivierten Judenhass (Begründung: "Gottesmord") fortsetzen zu können, indem die "Semiten" zu einer minderwertigen Rasse erklärt wurden. So entstand der Antisemitismus. 1944 haben die Nationalsozialisten die Araber ausdrücklich von der "Rasse der Semiten" ausgenommen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Semiten

Semiten, im 18. Jahrhundert entstandener Begriff, der aufgrund der biblischen Völkertafel (1. Mose 10) eine Reihe von Völkern als Träger einer gemeinsamen Sprache (»Semitisch«) bezeichnet. Danach gingen von Sem 26 Völker aus, u. a. Elamiter, Assyrer, Babylonier und Aramäer. Die Völkertafel ist aber im Wesentlichen geografisch orientiert (das Siedlungsgebiet der Semiten reicht von Westanatolien bis Persien und von Armenien bis zum Roten Meer), und die in ihr genannten Völker bilden keine geschlossene Gruppe im Sinne der Völkerkunde.

Der Begriff ist daher ethnografisch ( völkerkundlich) untauglich und zudem durch seinen wertenden Missbrauch in Rassentheorien des 19. und 20. Jahrhunderts (Antisemitismus, Rassismus) diskreditiert; er kann nur sprachwissenschaftlich und eingeschränkt auf die semitischen Sprachen angewandt werden.
http://lexikon.meyers.de/meyers/Semiten

siehe auch :
......müssen semitische Stämme Südarabiens über das Rote Meer gesetzt sein und Abessinien eingenommen haben; dort findet sich als Sprache der alten christlichen Litteratur dieses Landes das nahe mit dem Himjaritischen verwandte Äthiopische, von dem die lebenden Sprachen Abessiniens, Amharisch, Tigre nebst Tigrine und Harari, abstammen
http://www.retrobibliothek.de/retrobib/s…

und :

http://de.wikipedia.org/wiki/Semiten



Geschrieben von peter mitterstöger am 26.07.2012 um 12:45:

  RE: Antisemitismus

da hab sich 2 Gleichgesinnte getroffen.



Geschrieben von marven am 26.07.2012 um 15:03:

  RE: Antisemitismus

Dazu empfiehlt sich der 3-D-Test
http://www.hagalil.com/antisemitismus/europa/sharansky.htm



Geschrieben von marven am 26.07.2012 um 15:34:

  RE: Antisemitismus

Es ist nicht antisemitisch Kritik an der jüdischen Religion zu üben.
Aber wenn man der Meinung ist, es sei unser Recht sie umzuerziehen. Sie also quasi zu einer Veränderung ihrer Gebräuche zu zwingen, dann schrammt man damit zumindest knapp daran vorbei.
Die Beschneidungsdebatte ist so ein Fall.
Manche glauben da, sie hätten die Wahrheit gepachtet und müssten diese den Juden aufzwingen.
Man darf ihnen ja die Erleuchtung nicht vorenthalten.
siehe
http://jungle-world.com/artikel/2012/30/45934.html

Antisemit ist ein kurioser Begriff, der sich aber eingebürgert hat.
Schließlich können auch Araber Antisemiten sein.

Das absolute (scheinbare) Gegenstück zum Antisemiten ist der Philosemit.
Dieser leidet häufig an einer Überidentifikation. Was für Juden auch nicht ungefährlich ist, da diese Leute dann bei Enttäuschung leicht zu Antisemiten werden.

Richtig wäre es, Juden als normale Menschen zu betrachten.
Es ist nichts Besonderes an ihnen. Weder im Guten, noch im Schlechten.



Geschrieben von peter mitterstöger am 26.07.2012 um 15:39:

  RE: Antisemitismus

Zitat:
Original von marven
Dazu empfiehlt sich der 3-D-Test
http://www.hagalil.com/antisemitismus/europa/sharansky.htm


nach dem 3D-Test hat sich herausgestellt, dass ich 1/3-Antisemit bin, da ich das Existenzrecht Israels dort verneine, wo heute Israel ist. Die Palästinenser waren vorher dort und sind vertrieben worden. Ich hab mich bisher als Anti-Zionisten und Philosemiten bezeichnet, nach dem Test geht das nicht mehr.

Danke für den Test, jetzt kann ich schlechter schlafen verwirrt



Geschrieben von Ramon am 26.07.2012 um 19:45:

 

Ob wir besagten Antisemiten (Antisemitismus) - was ist eigentlich der Semitismus für ein Ismus, und ist er wirklich so schützenswert und sakrosankt? - noch so gern haben würden, wenn sich "Anti" und "Semit", sprachlich nicht so trefflich aneinanderfügen ließen?.



Geschrieben von peter mitterstöger am 27.07.2012 um 06:38:

 

Zitat:
Original von Ramon
Ob wir besagten Antisemiten (Antisemitismus) - was ist eigentlich der Semitismus für ein Ismus, und ist er wirklich so schützenswert und sakrosankt? - noch so gern haben würden, wenn sich "Anti" und "Semit", sprachlich nicht so trefflich aneinanderfügen ließen?.


Ich glaube (auch), dass "Antisemitismus" vom Wording und vom Inhalt (siehe 3D-Test) her nicht die wahren Judenfeinde identifiziert. Ich höre öfters von den Stammtischen (früher auch in der Betriebskantine) wirklich viel Deftigeres wie "den hamma beim Vergasen vergessen". Überhaupt sind Judenvergasenwitze nach wie vor sehr populär.
Interessant wäre wirklich einmal auzuarbeiten, woran es liegt, dass offensichtlich die Juden in so weiten Schichten der Bevölkerung so verhasst sind. Diese Aufarbeitung wäre aber gefährlich, sie erzeugte reflexhaft antisemitische Vorwürfe.



Geschrieben von marven am 27.07.2012 um 07:29:

  RE: Antisemitismus

Waren sie das wirklich?
Es gab in den 2000 Jahren der "Abwesenheit" immer wieder jüdische Ansiedlungen und Rückkehrversuche, und das seit dem 12. Jahrhundert.
Doch immer wieder scheiterten die Projekte bzw. wurden sie bald wieder vertrieben.

In der zweiten Hälfte des 19 Jhd. gab es eine besondere Situation.
Das Gebiet war kaum besiedelt, somit in der zionistischen Ideologie "Das Land ohne Volk für ein Volk ohne Land."
Dummerweise haben auch die Araber der umliegenden Länder davon Wind bekommen, sind somit auf die gleiche Idee verfallen und ebenfalls in Massen eingewandert.
Jetzt gab es plötzlich 2 Völker in einem Land und der Ärger begann.
Und bis heute ist der Konflikt nicht gelöst.



Geschrieben von peter mitterstöger am 27.07.2012 um 08:17:

  RE: Antisemitismus

das stimmt schon, was du historisch berichtest. Für mich hat Israel sein Recht in Palästina verwirkt, seitdem sie auf kolonialistische und barbarische Weise Siedlungen in palästinensche Gebiete bauen und ständig Friedensgespräche sabotieren.



Geschrieben von marven am 27.07.2012 um 10:06:

  RE: Antisemitismus

Man darf dabei aber eines nicht vergessen:
Die Nachbarstaaten haben das Existenzrecht Israels bis heute nicht anerkannt.
Sogar der Fortbestand des Friedensvertrages mit Ägypten ist nicht gesichert.
Immer wieder wurde Israel angegriffen, mit dem Ziel der Zerstörung dieses Staates.

Daher sind militärtaktische Überlegungen wichtig.

Israel ist sehr klein, die verbleibende Reaktionszeit im Angriffsfall somit gering.
Was mit dem technischen Fortschritt noch wichtiger wird.
Die Siedlungen dienen somit als Wehr-Siedlungen.
Und die Erfahrung mit Gaza zeigt, dass Israel für die Aufgabe von Siedlungen nichts bekommt, sondern nur ein Risiko eingeht.
Seit dem Sieg der Muslimbrüder fragt man sich auch, ob die Räumung der Siedlungen auf dem Sinai nicht ein Fehler war, der sich noch bitter rächen könnte.

Ich sage damit nicht, die Israelis sind unschuldige Engel die nicht auch ihren Teil beitragen.
Aber man sollte sich schon fragen, was bei uns los wäre, wenn z.B. die Kärntner Slowenen Raketen auf Wien schießen würden.

Übrigens, Arafat hat damals von Peres ein sehr großzügiges Angebot erhalten und abgelehnt.



Geschrieben von peter mitterstöger am 27.07.2012 um 10:23:

  RE: Antisemitismus

Saulus -> Paulus. Antisemit -> Zionist. Augenzwinkern



Geschrieben von marven am 27.07.2012 um 11:01:

  RE: Antisemitismus

Versteh kein Wort.



Geschrieben von peter mitterstöger am 27.07.2012 um 11:04:

  RE: Antisemitismus

na geh: erst vor kurzem noch als Antisemit gebrandmarkt, verteidigst du jetzt Israel wie ein hartgesottener Zionist (ist beides übertrieben, ich weiss, aber viele Körnchen Wahrheit sind schon dabei).



Geschrieben von peter mitterstöger am 27.07.2012 um 11:34:

  RE: Antisemitismus

gerade eben im Kurier gelesen: Muzicant vergleicht das Beschneidungsverbot mit dem Holocaust, ein Verbot wäre "dem Versuch einer neuerlichen Shoah, einer Vernichtung des jüdischen Volkes gleichzusetzen - nur mit geistigen Mitteln".
Unerhört, eine Verhöhnung der jüdischen Opfer des Holocaust. Eigentlich fast Holocaust-Leugnung. Denn wer den Holocaust so verniedlicht, leugnet ihn.


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