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Geschrieben von Skeptiker am 23.12.2008 um 16:09:

  Philosophie = Atheismus?

Beginnend mit Thales von Milet fragten sich sich die alten Griechen, wie ide Welt aufgebaut ist. Im Meer der religösen Antworten ist diese frage an sich schon Blasphemie. Wie kann jemand so etwas fragen, wenn die Antwort nur lauten kann, dass die Götter die Welt beherrschen? Von Anfang an war das Programm der Philosophie antireligös.

Doch nicht nur im alten Griechenland wurde ein Aufstand gegen den geitigen Würgegriff der Religionen unternommen. In China sind zeitgleich viele Philosophien entstanden, welche großteils nicht mit der alten Religion im Einklang standen. Sie waren von der Sehnsucht von Frieden geprägt, den zu dieser Zeit kämpften hunderte Stadtstaaten gegeneinander, bis nur mehr 7 größere Reiche überblieben, welche bis 223 v.d.Z. erbittert gegeneinander kämpften. Dannblieb ein Reich über. Die ursprünglich noch religiös eingefärbeten philosophischen Richtungen waren zu dieser Zeit mehr atheistischen Humanismen und die religiösen Elemente wurde abgelehnt. Erst der Einfall des Buddhismus sollte das wieder umdrehen.

Carl Jaspers hat diese Zeit die Achsenzeit genannt. Gerade so, als wenn ein mythischer Grund vorläge. Meine These: Nicht die Zeit war wichtig, sondern die Kleinheit der Staaten war wichtig. In größeren Staaten entwickelt sich immer eine Religion, die die Herrschaft des Herrscherhauses legitimiert.

Im Römischen Reich löste das allziet herrschaftserhaltende Christentum die römische Götterwelt ab. In China entwickelte sich der Konfuzianismus zur herrschaftserhaltenden Religion zurück.



Geschrieben von Friedrich Maximillian am 28.12.2008 um 04:12:

  RE: Philosophie = Atheismus?

Der historische Abriss ist interressant, aber allein in der Überschrift liegt des Pudels Kern:

Phlosophie = Denken = Atheismus



Geschrieben von Ramon am 28.12.2008 um 08:42:

 

Des Pudels Kern sagt uns aber nicht, daß Platoniker, Peripatetiker, Stoiker, Kyniker und viele Epikureer keine Atheisten waren. Das eigenständige Denken wird man aber Platon, Aristoteles oder Diogenes sicherlich nicht absprechen können.



Geschrieben von Skeptiker am 28.12.2008 um 14:17:

 

Denken allein bringt kein Ergebnis. Über 3000 Jahre war die chinesische Kultur die herausragendste. Doch binnen weniger Jahrzehnte sanken sie auf das Niveau eines Entwicklungslandes ab. Die europäische Kultur übernahm erst dann die Führungsrolle, als man die Religionen ganz bewusst beiseite drängte und den Materialismus zum A und O der Wissenschaft erklärte.

Du hast recht, denken tun alle, aber die Skepsis macht den Unterschied. Und mit der Skepsis folgt aus der Unbeweisbarkeit der religiösen Dogmen der Materialismus - die Gottlosigkeit.

Mit manchen Epikureern usw. muss man nachsichtig sein Sie wussten viel noch nicht und da ist es verständlich, dass man die Götter braucht, um die Welt in Gang zu setzten und zu halten. Nichts destotrotz waren sie auf den richtigen Weg und hatten schon atheistische Motive.



Geschrieben von Ramon am 28.12.2008 um 15:55:

 

Das bedeutet dann aber auch, eine Skepsis gegen Materialismus und Atheismus, oder?! smile



Geschrieben von wgroiss am 28.12.2008 um 17:13:

 

Zitat:
Original von Skeptiker
Nichts destotrotz waren sie auf den richtigen Weg und hatten schon atheistische Motive.

Soll das heissen, dass Atheismus die einzig richtige Weltanschauung ist? Wenn ich soetwas höre, kommen mir immer starke Zweifel, ob eine Weltanschauung die solcherlei von sich selbst behauptet, auch wirklich ernst zu nehmen ist. Denn der Anspruch auf eine einzig gültige Wahrheit macht aus jeder Weltanschauung eine Religion:
Atheismus = 0 Gottheiten
Monotheismus = 1 Gottheiten
Polytheismus = n Gottheiten
Daneben gibt es noch den Animismus, ebenfalls eine 0-Gottheiten-Religion, der allerdings der Gedanke an einen Gott oder Nicht-Gott vollständig fehlt, obwohl sie schon an ein Diesseits und Jenseits glauben, zwischen den beiden aber kaum unterscheiden.

Also gibt es für 6,5 Milliarden Menschen mannigfaltige Möglichkeiten an etwas zu glauben oder nicht zu glauben. Dass eine Methode dabei die einzig richtige ist, davon bin ich nicht überzeugt. Dass es aber darunter ethisch unterschiedlich wertvolle Strömungen gibt, ist offensichtlich.



Geschrieben von Skeptiker am 29.12.2008 um 03:52:

 

Zitat:
Original von wgroiss
Zitat:
Original von Skeptiker
Nichts destotrotz waren sie auf den richtigen Weg und hatten schon atheistische Motive.

Soll das heissen, dass Atheismus die einzig richtige Weltanschauung ist?


Das soll heißen, dass ICH Religionen als Illusionen ansehe und eine atheistische Weltanschauung habe und es gerne sehe, wenn andere auch ein solche haben.

So wie du fragst, kommt es darauf hinaus, was Wahrheit ist und dann wird aus Okhams Rasiermesser ein inquisitorisches Schwert. Das lehne ich ab.

Zitat:
Original von wgroiss
Wenn ich soetwas höre, kommen mir immer starke Zweifel, ob eine Weltanschauung die solcherlei von sich selbst behauptet, auch wirklich ernst zu nehmen ist. Denn der Anspruch auf eine einzig gültige Wahrheit macht aus jeder Weltanschauung eine Religion:
Atheismus = 0 Gottheiten
Monotheismus = 1 Gottheiten
Polytheismus = n Gottheiten
Daneben gibt es noch den Animismus, ebenfalls eine 0-Gottheiten-Religion, der allerdings der Gedanke an einen Gott oder Nicht-Gott vollständig fehlt, obwohl sie schon an ein Diesseits und Jenseits glauben, zwischen den beiden aber kaum unterscheiden.

Also gibt es für 6,5 Milliarden Menschen mannigfaltige Möglichkeiten an etwas zu glauben oder nicht zu glauben. Dass eine Methode dabei die einzig richtige ist, davon bin ich nicht überzeugt. Dass es aber darunter ethisch unterschiedlich wertvolle Strömungen gibt, ist offensichtlich.


Obige sätze habe ich geschrieben, bevor ich das gelesen habe. Ich denke, dass wir über diese Thematik ähnlich denken. Nichtsdestotrotz versuchen wir die Leute aufzuklären und sie in unserem Sinne zu überzeugen.

Nebenbei betrachte als wichtiger, dass die Leute zunächst einmal eine skeptische Einstellung haben. Das ist die eigentliche Gegenposition - und hier lehne ich mich ganz weit aus dem Fenster und sage: Das ist der richtige Weg, DER Weg ist das Ziel.



Geschrieben von wgroiss am 29.12.2008 um 05:24:

 

Das Hauptziel unserer Kritik ist der Monotheismus, denn er schliesst alles andere aus. Daher wurden in seinem Namen auch schon Millionen von Menschen umgebracht. Die "objektive" Wissenschaft ohne Gott hat sich nach Hiroshima und Nagasaki erfreulicherweise beim Menschenumbringen wieder beruhigt. Toleranter sind ja eigentlich die polytheistischen Religionen: sie bringen alle fremden Götter problemlos in ihrer eigenen Göttersammlung unter. Lediglich die Gottlosen mögen sie nicht. Na und die Schamanen ect. tun gleich überhaupt niemanden etwas.

Man kann also sehen, dass die Toleranz gegenüber Andersgläubiger mit der Anzahl der Götter zunimmt oder umgekehrt: je weniger Götter umso intoleranter. Atheismus als Religion betrachtet ist daher die intoleranteste Religion überhaupt. Lachen



Geschrieben von Ramon am 29.12.2008 um 09:23:

 

Zitat:
Original von wgroiss
Das Hauptziel unserer Kritik ist der Monotheismus, denn er schliesst alles andere aus. Daher wurden in seinem Namen auch schon Millionen von Menschen umgebracht. Die "objektive" Wissenschaft ohne Gott hat sich nach Hiroshima und Nagasaki erfreulicherweise beim Menschenumbringen wieder beruhigt. Toleranter sind ja eigentlich die polytheistischen Religionen: sie bringen alle fremden Götter problemlos in ihrer eigenen Göttersammlung unter. Lediglich die Gottlosen mögen sie nicht. Na und die Schamanen ect. tun gleich überhaupt niemanden etwas.

Man kann also sehen, dass die Toleranz gegenüber Andersgläubiger mit der Anzahl der Götter zunimmt oder umgekehrt: je weniger Götter umso intoleranter. Atheismus als Religion betrachtet ist daher die intoleranteste Religion überhaupt. Lachen


Fast möchte ich dir schon zustimmen, aber es stört mich doch ein wenig, daß du Toleranz und Intoleranz allein von religiösen Zugehörigkeit abhängig machst.
Nun spielen Religion und Glaube sicherlich keine unwichtige Rolle wenn es um unser Zusammenleben mit anderen Menschen geht, aber es gibt hier auch noch andere Punkte die einen nicht unbedeutenden Beitrag zum Mit-und Gegeneinander leisten.



Geschrieben von Skeptiker am 29.12.2008 um 14:54:

 

Zitat:
Original von wgroiss
Das Hauptziel unserer Kritik ist der Monotheismus, denn er schliesst alles andere aus. Daher wurden in seinem Namen auch schon Millionen von Menschen umgebracht. Die "objektive" Wissenschaft ohne Gott hat sich nach Hiroshima und Nagasaki erfreulicherweise beim Menschenumbringen wieder beruhigt.


Die Wissenschaft ist keine Religion und keine Weltanschauung. Die Bomben wurden zwar von Wissenschaftlern entrwickelt, aber man könnte ja mit ebensolcher Argumentation die Fliegerei mit den Religionen vergleichen, den schließlich waren es ja Flieger, die die Atombomben abwarfen.

Gleiches mit Gleichem vergleichen heißt, Religionen mit Ideologien vergleichen. Hier gibt es gottlose und antreligiöse Richtungen. Wie den Marxismus und sein Formenkreis oder den Faschismus mit ebenfalls vielen Abwandlungen. Aber bei all diesen Ideologien ist Zweierlei feststellbar:
  1. Sie basieren auf einen Dualismus, der ein imaginäres Absolutes glorifiziert.
  2. Sie geben zwar vor, für den Menschen zu sein, aber der Mensch ist nicht oberstes Ziel der Ethik, sondern das imaginäre Absolute.


Zu 1: Gerne wird zwischen dem Menschen und "die Natuir" getrennt, so als ob der Mensch kein Teil von "der Natur" wäre. "Die Natur" ist besser als der Mensch. "Sie" ist das Gute und der Mensch ist ein Schädling.

Zu 2: "Die Natur" ist das wichtige, der Mensch muss sich "ihr" unterordnen. Das ist gut für den Menschen. Wenn er sich nicht unterordnet, muss man ihn zwingen.

Kommt das nicht bekannt vor? Egal, ob man Kommunismus, Nationalsozialismus oder grünen Fundamentalismus nimmt, die Grundstruktur passt und muss nur etwas angeglichen werden. Beim Kommunismus ist es das Ziel der Natur die klassenlose Gesellschaft. Beim Nationalsozialismus ist es die reine Rasse. Und beim grünen Fundamentalismus ist es eine technikfreie Welt. Die Neoliberalen prpagieren einen Markt der sich selber reguliert und über den Menschen zu stellen ist.

Die Ideologien benutzen zwar streckenweise die Wissenschaft um Pseudoargumente in die Welt zu setzen, sind aber in den wesentlichen Punkten unwissenschaftlich.

Zitat:
Original von wgroiss
Toleranter sind ja eigentlich die polytheistischen Religionen: sie bringen alle fremden Götter problemlos in ihrer eigenen Göttersammlung unter. Lediglich die Gottlosen mögen sie nicht. Na und die Schamanen ect. tun gleich überhaupt niemanden etwas.[quote]

Ich habe die Toleranz vermisst, als die polytheistischen Hindus in Ayodhia eine Moschee auseinander nahmen. Die soziale Intoleranz ist extrem im Hinduismus. Das Kastenwesen ist derart Verabscheuungswürdig, dass dias allien schon reicht, um den Hinduismus in den geistigen Sondermüll zu werfen.

Man kann also sehen, dass die Toleranz gegenüber Andersgläubiger mit der Anzahl der Götter zunimmt oder umgekehrt: je weniger Götter umso intoleranter. Atheismus als Religion betrachtet ist daher die intoleranteste Religion überhaupt. Lachen


Man kann zwar durchaus ableiten, dass die Monotheismen an Intoleranz noch einiges drauf gesetzt haben, aber eine mathematische Korrelation oder auch nur ein ungefähre Klassifizierung ist problematisch.



Geschrieben von simplicius am 29.12.2008 um 23:30:

 

Monotheismen sind philosophische Modelle mit Absolutanspruch. Sie sind von Grund auf intolerant, da das fiktive Absolutum (=Gott) allumfassend, allwissend und einzigartig zu sein behauptet. Pardon: Es wird von ihm seitens einer initiierten Priesterklasse behauptet. Wäre er nicht einzigartig (daher Monotheismus), dann wäre seine Allmacht nicht argumentierbar. Diesen Systemen ist Intoleranz in die Wiege gelegt, da ja jede andere Meinung, bzw. jedes andere Denksystem "am Baum der Erkenntnis rüttelt".


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