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Geschrieben von peter mitterstöger am 08.08.2012 um 09:56:

  schon wieder ein Ismus

Patriotismus.
Ich bin kein österreichischer Patriot, ich mag "die" ostösterreichische Mentalität nicht (Raunzen, meckern, dem Neuen unaufgeschlossen), Jodeln und Schuachplattln sind idiotische Äußerungen für mich, Mozartkugeln schmecken mir nicht, Lipizzaner sind für mich degenerierte Albinos, nur die Bergwelt gefällt mir. Ich bin einfacher Milchstrassenbewohner, ich liebe meine Heimatgalaxis.

Obwohl Patriotismus mit Atheismus inhaltlich nichts zu tun hat, glaube ich doch an eine gewisse nicht insignifikante Korrelation zwischen beiden. Kann ein feuriger Patriot ein cooler Atheist sein?



Geschrieben von atlana am 08.08.2012 um 10:09:

  RE: schon wieder ein Ismus

favoritnerin.
tirolerin.
europäerin.
erdenbewohnerin.
milchstraßenbewohnerin.

österreicherin bin ich nur für andere, und wenn man mich für eine deutsche hält.


aber was das mit dem atheismus zutun hat, versteh ich nicht. allenfalls würde ich denken, daß manche atheisten ob ihrer skepsis auch dem zufall des geburtslandes skeptisch gegenüberstehen. das gilt natürlich nicht für rechte atheisten.

allerdings muß ich zugeben, daß ich hier ein ganz klein wenig rot sehe:
http://tirol.orf.at/news/stories/2544224/
das hat für mich einen beigeschmack von kulturdiebstahl.



Geschrieben von peter mitterstöger am 08.08.2012 um 10:46:

  RE: schon wieder ein Ismus

Es hat eigentlich nichts mit Atheismus zu tun, aber das haben 2/3 der Themen hier auch nicht, muss ja auch nicht unbedingt sein. Aber, wie gesagt, ein glühender Patriot ist selten ein cooler Atheist. Vielleicht lieg ich falsch, denn rechte Atheisten kenn ich gar nicht oder sind mir nicht aufgefallen. Es kann ja sein, dass manche von uns dennoch patriotisch sind und das würde mich interessieren.

Es sollte eigentlich Diskorrelation heissen und nicht Korrelation.



Geschrieben von webe am 08.08.2012 um 22:34:

 

Man darf für sich doch heimatverbunden sein, ist daher keine negative Einstellung. Man darf sich nur nicht dem neuen verschliessen. Man sollte innerlich bereit sein, auch das Neue als Heimat empfinden, wenn man sich beruflich oder privat verpflanzen will/muss. Sich mit der neuen Umgebung anfreunden und liebgewinnen.Da ist aber kein Raum für Patriotismus, denn das ist nicht mehr zeitgemäss, es sei denn, man will die Natur, Umwelt, Denkmäler in seiner Heimat beschützen, ist aber sonst weltoffen.
Altes Kopfdenken findet man überall, konservative Einstellung: Liebhaber des gestrigen Alltagstrott.

Ich halte die Atheisten im Ganzen für biedermeierhaft: Sie wollen im Gegensatz zu den Religiösen sich nicht organisieren und behaupten interessenmässig in der politszene; wenn doch, dann versplittert in mehreren Organisationen mit unterschiedlichem Zungenschlag.

Oder?

Ich selber fühle mich als Europäer, eigentlich als Weltbürger.



Geschrieben von peter mitterstöger am 09.08.2012 um 06:22:

 

Manche sagen ja, dort wo sie gerade sind, sei ihre aktuelle Heimat. Das setzt eine starke Anpassungsfähigkeit voraus, die ich leider bei mir etwas vermisse. Ich könnte z.B. in einer komplett flachen Gegend nie happy sein.
Das wichtigste aber ist - wie du sagst - Aufgeschlossenheit und Weltoffenheit. Ich hätte z.B. nichts gegen einen Inder oder Mongolen oder sonst einen Exoten als Nachbar, schon allein deshalb, weil der jetzige (Spießbürger, kleinkariert) mir auf die Nerven geht. Andere Kulturen, andere Religionen waren für mich immer interessant.
Das interessanteste Völkchen sind aber "die" Atheisten, denn es gibt sie als Gruppe eigentlich nicht. Sie sind so individualistisch (nicht individuell), dass sie gar nicht bemerken, dass sie eigentlich voneinander nicht so verschieden sind.
Aber da viele von ihnen durch langjährige leidvolle Erfahrungen und Enttäuschungen und nach mühevollem, zähen Ringen um den geistigen Durchbruch zu ihrem "Atheistentum" gelangt sind, hindert ihre Traumatisierung sie daran, sich solidarisch zu verhalten. Und daraus ergibt sich dann eine Zurückgezogenheit, eine innere Emigration, eben eine biedermeierliche Grundeinstellung wie von selber, da hast du schon recht.
Ist dir aber auch klar, dass das die meisten hier ganz anders sehen?

Ein kleiner Nachtrag zum kleinen Atheisten-Bashing: es gibt unter ihnen Zweifler/Skeptiker und kritische Köpfe. Während letztere - so wie z.B. Kunst- oder Theaterkritiker - dem Objekt der Kritik (etwas Neues eben) anfangs offen und neutral gegenüberstehen, sich eine Meinung bilden und am Schluss dann eine positive oder negative Kritik abgeben, verhält es sich bei der dubiosen Truppe der Skeptiker anders, nämlich: sie gehen es zunächst einmal defensiv an, bilden sich äußerst reserviert eine Meinung und hoffen, dass ihre negative Erwartungshaltung erfüllt wird. Und sie wird erfüllt.



Geschrieben von Friedrich Maximillian am 09.08.2012 um 08:15:

  Heimat, Patriotismus

Die Begriffe "Heimat" und "Patriotirmus" sind für mich schlimmster Chauvinismus. Genau gesagt sind es Begriffe welche die Überlegenheit der eigenen Gruppe gegenüber anderen darstellen sollen.
Patriotismus endet in "Für Gott und Vaterland" und Heimat ist ein stetes Geschrei des Zahntechnikers.
Das ich als Atheist traumatisiert bin, habe ich noch nicht bemerkt. Da mir Denken keine Mühe bereitet war mein Weg zu einer atheistischen Weltanschauung auch kein mühevolles, zähes Ringen. Es gab auch keinen geistigen Durchbruch.
Die Überlegungen zu Religion, Götter, etc etc müssen nur fertiggedacht werden, dann landet man beim Atheismus. Die philosophischen feinen Unterscheidungen von differenten Graduierungen von Unglauben sind für mich Hirnwixen.

Mit atheistischem Gruß!
Fritz



Geschrieben von peter mitterstöger am 09.08.2012 um 08:45:

  RE: Heimat, Patriotismus

Zitat:
Original von Friedrich Maximillian
Die Begriffe "Heimat" und "Patriotirmus" sind für mich schlimmster Chauvinismus. Genau gesagt sind es Begriffe welche die Überlegenheit der eigenen Gruppe gegenüber anderen darstellen sollen.
Patriotismus endet in "Für Gott und Vaterland" und Heimat ist ein stetes Geschrei des Zahntechnikers.
Das ich als Atheist traumatisiert bin, habe ich noch nicht bemerkt. Da mir Denken keine Mühe bereitet war mein Weg zu einer atheistischen Weltanschauung auch kein mühevolles, zähes Ringen. Es gab auch keinen geistigen Durchbruch.
Die Überlegungen zu Religion, Götter, etc etc müssen nur fertiggedacht werden, dann landet man beim Atheismus. Die philosophischen feinen Unterscheidungen von differenten Graduierungen von Unglauben sind für mich Hirnwixen.

Mit atheistischem Gruß!
Fritz

danke für die Kritik. Ich finde überhaupt, dass wir hier kritischer auch uns selbst gegenüber sein sollten. Ich versuch der Reihe nach auf deinen Beitrag einzugehen:
Patriotismus -> Chauvinismus -> durchaus Faschismus, Revanchismus. Seh ich auch so. Heimat <-> Zahntechniker erheitert mich, aber ich weiss nicht warum.
All meine kritischen Anmerkungen zur Genese und Befindlichkeit von Atheisten treffen natürlich nicht auf alle zu. Ich hab geschrieben, viele, ich finde sogar, viel zu viele. Auch ich hab einen Weg hinter mir, der deinem skizzierten ähnelt.

Hirnwixen find ich zu hart, Hirntschechern wäre netter. Ausserdem sind das keine feinen philosphischen Sophismen, sondern psychoanalytisch ausgefeilte Befunde, also psychologisch und nicht philosophisch. Scheinheiliger cool Augenzwinkern

Mit freidenkerischem Hoppauf!



Geschrieben von atlana am 09.08.2012 um 10:04:

  RE: Heimat, Patriotismus

dafuer



Geschrieben von peter mitterstöger am 09.08.2012 um 10:22:

  RE: Heimat, Patriotismus

man braucht eh nur ein bisschen Olympia schauen, da vergeht einem der österreichische Patriotismus.



Geschrieben von Friedrich Maximillian am 09.08.2012 um 10:30:

  RE: Heimat, Patriotismus

Mein Geschreibsel sollte nicht einmal Kritik sein, nur meine persönliche Meinung darstellen.
Mit Hirntschechern kann ich auch leben, lachmitot lachmitot lachmitot

Völlig recht gebe ich dir beim Mangel an Selbskritik.

Mit freidenkerischem Hoppauf!
(Ich musste einfach diesen Gruß klauen, sorry)
Fritz



Geschrieben von atlana am 09.08.2012 um 10:36:

  RE: Heimat, Patriotismus

olympia schau ich nicht. ich tue mein bestes, diesen ganzen unfug zu ignorieren. versteh mich nicht falsch, ich finds gut, wenn leute sport treiben, den sie lieben. aber es hat mir noch keiner erklären können, warum ich ANDEREN, mir unbekannten leuten beim sporteln zusehen sollte? so hübsch ist der anblick von schwitzenden hürdenläuferinnen im ziel dann auch wieder nicht.

und ich habe auch mehr fritz' atheismuseinschätzung zugestimmt:
"Die Überlegungen zu Religion, Götter, etc etc müssen nur fertiggedacht werden, dann landet man beim Atheismus. Die philosophischen feinen Unterscheidungen von differenten Graduierungen von Unglauben sind für mich Hirnwixen."

ich sehe, daß sich andere leute (unser foreneigenes beispiel ist etwa qwert mit seinen unglaublich ausgefeilten links, hinter denen jede menge geistiger arbeit stehen muß) in völlig abstrakte philosophische gedankengebäude begeben. für mich persönlich sind solche philosophischen ansätze einfach weder nötig noch erbaulich; mein atheismus ist eine körperliche sache wie essen, schlafen, sex, aufs klo gehen, atmen, musikhören, wilde geschichten hören/schreiben, in der erde graben oder die füße in einen gebirgsbach zu stecken.



Geschrieben von peter mitterstöger am 09.08.2012 um 10:55:

  RE: Heimat, Patriotismus

interpretiere Fritz: er hat ganz richtig von Weiter- und Fertigdenken gesprochen.
Hirnwixen hat er meine Skeptiker- und Kritikerunterscheidung gemeint, glaube ich. Also gegen Nachdenken hat er sich nicht ausgesprochen. Man kann doch so gut nachdenken, wenn man seine Füsse im Gebirgsbach badet. Ich beneide dich, das ist echter Patriotismus, Gebirge und so.



Geschrieben von atlana am 09.08.2012 um 11:06:

  RE: Heimat, Patriotismus

das hat mit patriotismus nichts zutun. es gibt den gebirgsbach nicht meinetwegen und wäre ich ungarin, würde ich die tiefebene genauso lieben.

aber wenn schon atheistisches hirnwichsen (tschuldige, aber das x überzeugt mich nicht):
das original ist von hier:
http://nirmukta.com/2012/04/20/thoughts-from-a-secular-humanist/
ich habs von einem meiner lieblingsblogs:
http://indianhomemaker.wordpress.com/2012/08/02/the-humanist-pledge-shared-by-praveen-talwar/

The Humanist Pledge

I have no invisible authority
I am not mentally enslaved,
I am not an unworthy sinner
Who is waiting to be saved.
My actions are my own
Responsibility for which I will take,
Credit for the good and penalty for the bad
The payment for my deeds only I can make.

I’m not the innocent, confused child;
‘Humble’ messengers try to find,
I’m a skeptic with adult reasoning
Who has left Faith behind.
The answers gifted by logic and reason
Are far more appealing to me,
I keep searching for the still unknown
Not fitting baseless assumptions dishonestly.

Morality for me is not derived from an ancient book
With tiring tales of brutality and occasional verses of love,
To be good and to care for my fellow beings
I don’t need promises of gifts from above.
The knowledge and wisdom accumulated by science
Sincere and provable, without disguise,
Is what I find more comforting and reality revealing
Than ones given by power-hungry cults fighting over lies.

I’m not someone who thinks women
Compared to men, are any less,
When her right to say ‘No’ is violated
I don’t blame it on her dress.
Her body is her own, her character not just her face
Rather than a world of fear and suppression,
They deserve a better place.

Things that others do without harming anyone or you
Are reason enough to make some disgusted or depressed
But when I come to know he loves another ‘he’,
I find myself hardly distressed.
It is better to judge people based on their actions
Not for ‘what’ they are,
Whether your genes played well or decided to change the rules
All of us are equal humans, who’ve managed to come this far.

My love for this world and concern for its inhabitants

Is not restricted by any boundary line,

Whether you’re from the West and I’m from the East
We’re still on the same beautiful planet
So ought we not to get along fine?

I respect your right to believe what you want
I respect your right to choose,
But at times when what you believe and choose has a bearing on me
Don’t expect me to keep shut or not refuse.
As you read these words, if you find yourself offended
And feel that you need to complain,
I hope you’ll first pause for a second and try not to forget
How not being allowed to say it had once led our species
Into the Dark Ages of suffering and pain.



Geschrieben von peter mitterstöger am 09.08.2012 um 11:17:

  RE: Heimat, Patriotismus

klingt wie ein Gebet, fühlt sich an wie ein Gebet, versteht sich selbst als Gebet, ist ein Gebet. Definiert sich meist negativ, im Sinne was es nicht alles nicht ist, hat wenig Selbstbewusstsein, gefällt mir gar nicht. So stelle ich mir tiefgläubigen Atheismus vor.

Mir gefallen manche schwitzende Olympia-Leichtathletinnen sehr gut, am besten aber die einzige Schwebebalkenturnerin, die nicht aussieht wie ein Kind.



Geschrieben von Friedrich Maximillian am 09.08.2012 um 11:23:

  RE: Heimat, Patriotismus

Ich bin absolut FÜR Nachdenken, mit Hirnwixen habe ich nicht dich gemeint, sondern die gelernten "Denker" die Unterschiede oder Eigenschaften erfinden oder in ein Thema hineindenken. Das Thema notfalls verzerren nur um schwätzen zu können. Bei denen nicht die Aussage wichtig ist, sondern nur das BlaBla.
Ich habe mich zu dürftig ausgedrückt.
mag
Fritz



Geschrieben von atlana am 09.08.2012 um 11:26:

  RE: Heimat, Patriotismus

wirfst du auch einem roman vor, daß er kein aphorismus ist?



Geschrieben von Friedrich Maximillian am 09.08.2012 um 11:28:

  RE: Heimat, Patriotismus

Dazu fällt mit nur ein:

http://www.youtube.com/watch?v=yuwu1iP0Oqo

Happy
Fritz



Geschrieben von peter mitterstöger am 09.08.2012 um 11:47:

  RE: Heimat, Patriotismus

das es ein Gebet ist, werf ich dem Konstrukt nicht vor, es ist ja ehrlich genug, in der Überschrift ein pledge zu sein. Das war polemisch von mir, aber inhaltlich hab ich für mich recht.

->"Gebirge und so"-Patriotismus: man bezeichnet durchaus diejenigen, die die Schönheit des eigenen Landes schätzen und lieben, als Patrioten. Wenn du als Nicht-Ungarin, eben als Österreicherin, die Tiroler Heimat liebst, bist du eine Patriotin in den Augen vieler. So gesehen müsste ich auch ein Patriot sein in Vorarlberg. Ich könnte nie in Holland leben, auch wenn das, was ich von den Holländern weiss, mir viel sympathischer anmutet and das, was ich von der österreichischen Mentalität weiss. Einigen wir uns auf Semi-Patrioten?



Geschrieben von atlana am 09.08.2012 um 12:02:

  RE: Heimat, Patriotismus

nein, nichteinmal semi-patriotismus. patriotismus, hörst du nicht PATRIA darin? was bitte haben die berge mit patria zutun? vaterland? vaterland und mutterland ist für sich genommen schon ein lächerliches konzept, das müßte elternländer heißen - und die länder unserer eltern sind nicht zwangsläufig unsere.
die berge und die menschen waren vor den grenzen da und vor allen abstrakten ideen von staat und vaterland.

und nur, um zu illustrieren, wie lächerlich patriotismus verbunden mit der natur ist: vor jahren gab es einmal einen fotowettbewerb, der vom land und von tourismusverband veranstaltet wurde. unter den siegerfotos war eines (naheliegenderweise), das einen bach gezeigt hat. in seiner anmerkung zum foto hat sich der einreicher bei den politischen kräften unseres landes für unser ausgezeichnetes wasser BEDANKT!
unser wasser IST ausgezeichnet, ein wassermotiv zu nehmen war naheliegend (haben mein bruder und ich auch), aber wie schreibt man eine danksagung an landespolitiker (!!!!!) fürs gute wasser hin, ohne sich anzuspeiben, frag ich mich!



Geschrieben von peter mitterstöger am 09.08.2012 um 12:12:

  RE: Heimat, Patriotismus

das mit der Wasserqualität ist einleuchtend. Es hat mal eine Zeit gegeben, da war die Wasser- und damit Badequalität vieler Seen viel schlechter als heute. Natürlich waren es Massnahmen, die Politiker angeordenet haben, dass sich die Qualität gebessert hat, sogar bei Kärntner Seen.

Patriotismus -> Parentalismus?


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